WM-Ticker vom 11. JuliWM-Ticker: Englands heimlicher Star ist Mental-Coach Pippa Grange ++ Hitzlsperger attackiert Infantino ++ Deschamps Extra-Lob für Pogba ++ Halbfinal-Vorschau England – Kroatien
Redaktion
11.7.2018
Was gibt in Russland zu reden? Wir bleiben für Sie am Ball, damit Sie nichts Wichtiges verpassen.
Die Euphorie in England ist riesig, alle hoffen sie auf den ersten WM-Titel seit 1966. Harry Kane soll die Tore schiessen und Jordan Pickford den Laden hinten dicht machen. Sie sind zurzeit die ganz grossen Helden, natürlich auch Coach Gareth Southgate, der ein hungriges und erfolgreiches Team zusammengestellt hat.
Doch hinter der Erfolgsgeschichte – schon jetzt darf man Englands WM-Kampagne als Erfolg werten – steckt auch eine Frau. Doktor Pippa Grange, Psychologin und Mental-Coach. Seit gut einem halben Jahr gehört sie zum Staff von Trainer Southgate. Ihre Aufgabe: Die Spieler im mentalen Bereich weiter zu bringen, sie belastbarer zu machen. Denn die Spieler stehen bei einer WM gewaltig unter Druck, ganz besonders in den K.o.-Spielen.
Grange bleibt lieber im Hintergrund, sucht nicht das grosse Rampenlicht. Die Arbeit mit den Stars, das ist ihre Baustelle. Die Spieler wissen aber ganz genau, was sie Grange zu verdanken haben. Der 22-jährige Dele Alli, der gegen Schweden das 2:0 erzielte, weiss auf Grange angesprochen nur Gutes zu berichten: «Sie hat viel mit uns gearbeitet, sie ist eine grossartige Person. Man spürt, wie intensiv sie sich mit uns auseinandersetzt. Sie weiss wirklich, wovon sie spricht, und hat uns in vielen Sitzungen enorm geholfen. Alle hören zu, wenn sie etwas sagt.»
Aber nicht nur die Jungen profitieren von Dr. Grange, der 32-jährige Routinier Ashley Young sagt der «Daily Mail»: «Jeder spricht mit ihr anders. Sie ist fantastisch, wenn sie Zeit mit dem Team verbringt. Ich erachte ihre Arbeit mit uns als grossen Vorteil.»
Dass der mentale Aspekt oft über Sieg und Niederlage entscheidet, ist ein offenes Geheimnis. Sehr viele Profisportler arbeiten mit Mental-Trainern zusammen. Dass ein Mental-Coach zum Staff gehört, das ist allerdings noch etwas weniger verbreitet.
Ursprung der «Three Lions»
England spielt im Halbfinale der Weltmeisterschaft in Russland gegen Kroatien um den Einzug ins Finale. Es wäre nach 1966 das zweite Endspiel an einer Weltmeisterschaft für die Mannschaft mit den «Three Lions» auf ihrer Brust. Aber woher kommen eigentlich diese drei Löwen, die auf dem Wappen der englischen Nationalmannschaft zu sehen sind?
Um das herauszufinden muss man zurück ins 12. Jahrhundert. Im Jahre 1100 übernahm Henry I, auch «der Löwe von England» genannt, die englische Krone – sein Wappen zeigte einen einzelnen Löwen. Kurz darauf vermählte er sich mit einer gewissen Adeliza, auf deren Familienwappen ebenfalls ein Löwe prangte. Henry I übernahm diesen Löwen und als im Jahre 1154 sein Nachfolger Henry II Eleanor von Aquitaine heiratete wurden es drei, denn auch auf ihrem Wappen war ein Löwe zu sehen. Endgültig geboren waren die «Three Lions» gute dreissig Jahre später, als Richard Löwenherz diese drei Löwen zum Symbol des englischen Throns und der königlichen Armee machte.
Als im Jahre 1863 der englische Fussballverband gegründet wurde übernahm man das Wappen von damals und seit dem allerersten Länderspiel der englischen Fussballnationalmannschaft gegen Schottland 1872 prangen also drei Löwen auf der Brust der Spieler.
Hitzelperger attackiert Infantino – und er ist vom Niveau der WM-Spiele enttäuscht
Nach dem Halbfinal zwischen Frankreich und Belgien (1:0) ziehen die ARD-Experten Hannes Wolf und Thomas Hitzlsperger ein erstes WM-Fazit. Wolf meint, es sei alles dabei gewesen. Ein paar Spiele hätten sich allerdings gezogen: «Da denkst du: ‚Komm, gebt mal ein bisschen Gas‘!» Doch es habe auch besondere Momente gegeben, wunderschöne Tore und enge Partien. «Weil ich weiss, was es den Spielern und Menschen bedeutet, hat es immer eine besondere Dimension und ich finde, das hat man gefühlt. Es gab diese magischen Momente, wo dich das durch den Fernseher anspringt», so Wolf.
Vernichtender fällt das Urteil von Hitzlsperger aus, zumindest wenn es um den sportlichen Aspekt geht: «Ja, wir haben von der FIFA tolle Bilder bekommen, auf den Rängen war es wirklich bunt, es war schön und es war teilweise auch sehr laut, was schön war. Aber sportlich war es eine ziemliche Enttäuschung, das muss man sagen. Die meisten Spiele waren schwach. Ich habe jetzt keine Entwicklung gesehen im Fussball, was für die deutsche Mannschaft wieder sehr erfreulich ist. Es gibt kein Team, die der Mannschaft so weit voraus ist, dass es nicht aufholbar ist. Aber unter dem Strich war das sehr, sehr enttäuschend. Das schöne war, dass es spannend war, immer wieder. Und daran kann man sich erfreuen.»
Hitzlsperger attackiert in der ARD-Runde auch FIFA-Boss Gianni Infantino und die vielkritisierten Treffen einiger Ex-Fussballstars mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin. Für Hitzlsperger sind nicht nur Fotos mit Putin problematisch, sondern auch mit dem FIFA-Präsidenten: «Gianni Infantino muss man mittlerweile auch so kritisch sehen, dass man sich mit dem auch nicht mehr fotografieren lassen sollte.» Er helfe Russland, sich so zu präsentieren. «Ein Land, das viele Verbrechen begangen hat. Deshalb ist es schwierig, sich mit ihm immer wieder zu zeigen. Da ist es für viele nicht mehr leicht zu differenzieren, mit wem kann ich mich zeigen und mit wem nicht.»
Alles Infantino, oder was?
Ehemalige Fussballgrössen, Staatschefs und sogar Könige lassen sich mit Infantino und Putin ablichten. Das sorgt bei vielen Kritikern für Unmut. ARD-Experte Hitzlsberger meint etwa: «Gianni Infantino muss man mittlerweile auch so kritisch sehen, dass man sich mit dem auch nicht mehr fotografieren lassen sollte. Er hilft Russland, sich so zu präsentieren. Ein Land, das viele Verbrechen begangen hat.»
Bild: Getty Images
Kroatiens Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic und Russlands Ministerpräsident Dimitri Medwedew reichen sich die Hand. In der Mitte FIFA-Präsident Gianni Infantino.
Bild: Getty Images
Die ehemaligen Fussball-Stars Lothar Matthäus (links) und Mexikos Goalie-Legende Jorge Campos (rechts) lassen sich mit Infantino und Putin ablichten.
Bild: Getty Images
Der Brasilianer Roberto Carlos beim Small-Talk mit dem FIFA-Präsidenten.
Bild: Getty Images
Auch Spaniens König Felipe VI lässt sich mit Infantino ablichten.
Bild: Getty Images
Und Diego Maradona sowieso. Auch wenn der Argentinier immer wieder die FIFA kritisiert.
Bild: Getty Images
Belgiens König Philippe mit «König» Fussball.
Bild: Getty Images
Schweizer unter sich: Peter Gilliéron und Alex Miescher strahlen mit Infantino um die Wette.
Bild: Getty Images
Gudni Bergsson, Präsident des isländischen Fussballverbands, im Gespräch mit Infantino.
Bild: Getty Images
Ziemlich beste Freunde? Spaniens WM-Trainer Fernando Hierro Arm in Arm mit dem Schweizer.
Bild: Getty Images
Beim Eröffnungsspiel: Mohammed bin Salman al-Saud, Kronprinz, Verteidigungsminister und stellvertretender Premierminister Saudi-Arabiens, FIFA-Präsident Gianni Infantino und Russlands Präsident Wladimir Putin.
Bild: Getty Images
Man könnte noch hunderte weitere Fotos zeigen. Irgendwie stinkt das Ganze zum Himmel.
Bild: Getty Images
Alles Infantino, oder was?
Ehemalige Fussballgrössen, Staatschefs und sogar Könige lassen sich mit Infantino und Putin ablichten. Das sorgt bei vielen Kritikern für Unmut. ARD-Experte Hitzlsberger meint etwa: «Gianni Infantino muss man mittlerweile auch so kritisch sehen, dass man sich mit dem auch nicht mehr fotografieren lassen sollte. Er hilft Russland, sich so zu präsentieren. Ein Land, das viele Verbrechen begangen hat.»
Bild: Getty Images
Kroatiens Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic und Russlands Ministerpräsident Dimitri Medwedew reichen sich die Hand. In der Mitte FIFA-Präsident Gianni Infantino.
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Die ehemaligen Fussball-Stars Lothar Matthäus (links) und Mexikos Goalie-Legende Jorge Campos (rechts) lassen sich mit Infantino und Putin ablichten.
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Der Brasilianer Roberto Carlos beim Small-Talk mit dem FIFA-Präsidenten.
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Auch Spaniens König Felipe VI lässt sich mit Infantino ablichten.
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Und Diego Maradona sowieso. Auch wenn der Argentinier immer wieder die FIFA kritisiert.
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Belgiens König Philippe mit «König» Fussball.
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Schweizer unter sich: Peter Gilliéron und Alex Miescher strahlen mit Infantino um die Wette.
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Gudni Bergsson, Präsident des isländischen Fussballverbands, im Gespräch mit Infantino.
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Ziemlich beste Freunde? Spaniens WM-Trainer Fernando Hierro Arm in Arm mit dem Schweizer.
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Beim Eröffnungsspiel: Mohammed bin Salman al-Saud, Kronprinz, Verteidigungsminister und stellvertretender Premierminister Saudi-Arabiens, FIFA-Präsident Gianni Infantino und Russlands Präsident Wladimir Putin.
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Man könnte noch hunderte weitere Fotos zeigen. Irgendwie stinkt das Ganze zum Himmel.
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Kroatien gegen England: Das Duell der Generationen
Für Kroatien ist die WM die letzte Chance für eine grossartige, aber ungekrönte Generation. Für Halbfinal-Gegner England wäre ein Triumph in Russland der perfekte Start in eine glorreiche Zukunft (Vorschau). Und unsere Redaktoren Benz (Pro England) und Battistuzzi (Pro Kroatien) wissen noch ein bisschen mehr. Battistuzzi meint etwa: «Luka Modric hat mehr Gefühl in seinem rechten Zeh als das ganze englische Team inklusive Ed Sheeran.»Hier geht's zur etwas anderen Vorschau.
Deschamps: «Pogba war ein Monster, einfach überall»
Frankreichs Didier Deschamps ist stolz auf seine Mannschaft. Nach dem Finaleinzug meint er: «Es klang vielleicht vermessen, als meine Spieler vor dem Turnier gesagt haben, dass sie Weltmeister werden wollen – aber nun stehen wir im Finale. Das ist etwas Aussergewöhnliches. Unser junges Team hat grossen Charakter gezeigt, es war ein schweres Spiel. Ich bin stolz auf mein Team.»
Ein Extralob gibt es vom Coach für Paul Pogba, der vor der WM noch von den eigenen Fans ausgepfiffen wurde, jetzt aber eine echte Stütze ist. «Pogba war ein Monster, einfach überall. Er hat sehr effizient verteidigt und sich gleichzeitig gut gegen Fellaini gewehrt, der ihm überall hin gefolgt ist», so Deschamps.
Torschütze Samuel Umtiti lobt die Offensivspieler: «Sie haben auch defensiv einen Riesenjob gemacht. Wir waren echte Kerle – und das mussten wir auch sein, um ins Finale einzuziehen.»
Belgiens Coach Roberto Martinez nimmt das WM-Aus sportlich: «Wir müssen respektieren, dass Frankreich gut verteidigt hat. In den entscheidenden Momenten hat uns auch ein bisschen das Glück gefehlt. Ich bin sehr stolz auf meine Spieler, akzeptiere die Niederlage aber und gratuliere Frankreich zum Final-Einzug.» Leider müsse immer einer als Verlierer vom Platz.
Frankreich schlägt Belgien und steht im Final
Frankreich steht zum dritten Mal nach 1998 und 2006 im WM-Final. Das Team des Ex-Weltmeisters Didier Deschamps bezwingt in St. Petersburg Belgien mit 1:0 (Matchbericht).
Das einzige Tor der Partie erzielt Samuel Umtiti in der 51. Minute nach einer Ecke. Der 24-Jährige sagt nach dem Spiel: «Wenn man nicht der Grösste ist, kommt alles auf die Entschlossenheit an, den Willen, vor dem Gegner an den Ball zu kommen und das Tor zu machen. So habe ich dieses Tor erzielt.»