Überraschende Wende bei Deutschland Flick bleibt Bundestrainer: «Wir haben volles Vertrauen»

dpa / mar

7.12.2022 - 20:51

Bundestrainer Hansi Flick gab nach dem DFB-Krisengespräch keinen Kommentar ab.
Bundestrainer Hansi Flick gab nach dem DFB-Krisengespräch keinen Kommentar ab.
Keystone

Das WM-Analyse-Treffen bei den Deutschen verläuft als Geheimaktion. Wichtigstes Ergebnis: Der Bundestrainer bleibt auch ohne Bierhoff. Diese Nachfolge-Frage bleibt offen.

7.12.2022 - 20:51

Hansi Flick steuerte seinen dunklen Dienstwagen aus der Tiefgarage und brauste wortlos davon – immer noch als Bundestrainer. Dass er das nach dem rund zweistündigen WM-Krisengipfel mit Verbandspräsident Bernd Neuendorf und DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke weiter im Amt als wichtigster Fussball-Lehrer tat, blieb in der Dunkelheit ausserhalb Frankfurts für fast die Dauer eines Spiels offen. Erst 85 Minuten nach Flicks Abfahrt vermeldete der DFB das entscheidende Ergebnis der Aufarbeitung des erneuten Vorrunden-Debakels in Katar: Die DFB-Spitze vertraut weiter in Flick, der nach dem Fehlschlag bei seinem ersten Turnier nun bei der Heim-EM 2024 liefern soll.

Hansi Flick bleibt Fussball-Bundestrainer

Hansi Flick bleibt Fussball-Bundestrainer

Der 57-Jährige soll die deutsche Nationalmannschaft trotz des Vorrunden-Aus bei der WM in Katar zur Heim-EM 2024 führen.

07.12.2022

«Wir haben volles Vertrauen in Hansi Flick»

«Wir sind gemeinsam der Überzeugung, dass die Europameisterschaft im eigenen Land eine grosse Chance für den Fussball in Deutschland darstellt. Unser Ziel ist es, dieses Turnier sportlich erfolgreich zu gestalten. Wir haben volles Vertrauen in Hansi Flick, dass er diese Herausforderung gemeinsam mit seinem Team meistern wird», heisst es in der DFB-Mitteilung. Das heisst: Auch Flicks Trainerstab darf seine Arbeit fortsetzen.

Auch Flick stellte den Blick nach vorne ins Zentrum seiner Erklärung. «Mein Trainerteam und ich blicken optimistisch auf die Europameisterschaft im eigenen Land. Wir als Mannschaft können viel mehr erreichen, als wir in Katar gezeigt haben. Wir haben dort eine grosse Chance verpasst.» Selbstkritisch fügte er hinzu: «Daraus werden wir unsere Lehren ziehen. Wir alle möchten, dass sich bei der Heim-EM 2024 wieder ganz Deutschland hinter der Nationalmannschaft versammelt.»

Kein Schnellschuss bei Bierhoff-Nachfolge

Ursprünglich war die Krisen-Runde als Vierer-Treffen geplant. Doch mit der rasend schnell erfolgten Demissionen von DFB-Direktor Oliver Bierhoff war bereits zu Wochenbeginn eine personelle Konsequenz gezogen worden. Ein Schnellschuss bei der Nachfolge des nach 18 Jahren abgelösten DFB-Direktors wird es nicht geben. «Hinsichtlich der Nachfolge von Oliver Bierhoff haben wir uns darauf verständigt, zunächst innerhalb des DFB über die künftige Struktur dieses Aufgabenbereichs zu beraten, um anschliessend eine Personalentscheidung zu treffen», sagte Neuendorf. Die nächsten Länderspiele als erste EM-Testpartien sind erst im März.

Deutsche Stärke im Nachhinein relativiert

Viel WM-Fussball hatte Flick in den Tagen nach der Rückkehr aus Katar nicht geschaut. Dafür führte er viele Telefonate mit Vertrauten, erörterte die Lage, hörte sich Meinungen an. Als zentrale Erkenntnis seiner WM-Analyse stand, dass viel mehr drin gewesen wäre bei seinem ersten Turnier als Bundestrainer – trotz der negativen Schwingungen abseits des Platzes wie die übergrosse Katar-Debatte mit der «One Love»-Kapitänsbinde.

Keine Mannschaft verzeichnete in der Gruppenphase mehr Torschüsse als die deutsche, nämlich 69. Aber es landeten nur sechs im Tor. Das Nationalteam kam nicht in den von Flick spätestens in der K.o.-Phase erwarteten Turnier-Flow. «Die Summe der Spiele hat dazu beigetragen, dass wir ausgeschieden sind», analysierte der Bundestrainer.

Mit dem Aus von Japan und Spanien im Achtelfinale hat sich allerdings auch die Stärke der deutschen Vorrunden-Gruppe im Nachhinein relativiert. Das war übrigens auch schon bei der missglückten EM 2021 unter Joachim Löw der Fall gewesen: Die Mitglieder der Hammer-Gruppe Deutschland, Frankreich und Portugal flogen vor einem Jahr alle im Achtelfinale raus.

dpa / mar