DBelgien muss weiter auf den ersten grossen Titel warten. Der Erste der FIFA-Weltrangliste unterliegt im EM-Viertelfinal den stark aufspielenden Italienern mit 1:2.
Erneut hat es nicht geklappt für die Belgier. Ihre goldene Generation muss sich langsam sputen, um den grossen Erwartungen doch noch gerecht zu werden. In München unternahm sie in der letzten halben Stunde nochmals grosse Anstrengungen, um zum 2:2 zu kommen und weiter vom EM-Titel zu träumen. Mit ausgesprochen offensivem Personal und schnellen Vorstössen brachten sie die italienische Defensive zeitweise ins Wanken. Romelu Lukaku scheiterte mit der besten Chance mit dem offenen Tor vor Augen am Bein von Leonardo Spinazzola.
Kraft und Geschwindigkeit waren die Trümpfe der Belgier. Sie reichten aber nicht gegen diese Italiener, die spielerisch besser waren und verdient durch Nicolo Barella und Lorenzo Insigne in der Schlussviertelstunde der ersten Halbzeit mit 2:0 in Führung gingen. Der Anschlusstreffer fiel kurz nach dem zweiten italienischen Treffer und unmittelbar vor der Pause dank einem nicht zwingenden Penalty, den Lukaku verwertete.
Italiens Klasse, Belgiens Teenager
Der vierfache Weltmeister hatte brenzlige Situationen zu überstehen, aber nicht allzu viele. Meistens hatte er das temporeiche Spiel im Griff. Die Mannschaft von Roberto Mancini, die nunmehr seit 32 Partien ungeschlagen ist, scheint unzählig viele Varianten zu kennen, um vor das gegnerische Tor zu kommen. Mal mit kurzen, mal mit langen Pässen, dann mit Dribblings oder Flankenläufen. Es ist eine Spielweise, die Freude macht. Vor dem 1:0 eroberten die Italiener den Ball am gegnerischen Strafraum, und das 2:0 war eine Einzelaktion von Insigne, der zuerst Youri Tielemans ausspielte und den Ball dann schön ins Tor zirkelte.
Bereits jetzt hat Italien an diesem Turnier mehr Tore erzielt als je zuvor an einer Europameisterschaft. Vieles passt bei den Italienern, die in der Abwehr wieder auf ihren Captain Giorgio Chiellini zählen konnten. Goalie Gianluigi Donnarumma war vor allem Mitte der ersten Halbzeit gefordert und hielt zweimal stark, gegen Romelu Lukaku und Kevin De Bruyne.
De Bruyne stand nach seiner im Achtelfinal zugezogenen Blessur wieder zur Verfügung, nicht so Eden Hazard. Für den Stürmer von Real Madrid kam der 19-jährige Jérémy Doku zum Einsatz. Vom Teenager ging vieles aus. Er holte den Penalty heraus und war auch ansonsten der gefährlichste Belgier.
Wieder Italien gegen Spanien
Die Italiener, die seit 1968 auf ihre zweiten EM-Titel warten, treffen am Dienstag im Halbfinal in London auf Spanien, allerdings wohl ohne den bislang so überzeugenden Aussenverteidiger Spinazzola, der gegen Belgien verletzt ausgewechselt werden musste. Bereits bei den letzten drei Europameisterschaften gab es dieses Duell in der K.o.-Runde. Italien gewann 2016 im Achtelfinal, Spanien auf dem Weg zum Titel 2008 (im Viertelfinal) und 2012 (Final).
Telegramm:
Belgien – Italien 1:2 (1:2)
München. – 12'984 Zuschauer. – SR Vincic (SLO). – Tore: 31. Barella 0:1. 44. Insigne 0:2. 45. Lukaku (Foulpenalty) 1:2.
Belgien: Courtois; Alderweireld, Vermaelen, Vertonghen; Meunier (69. Chadli/73. Praet), Witsel, Tielemans (69. Mertens), Thorgan Hazard; De Bruyne, Doku; Lukaku.
Italien: Donnarumma; Di Lorenzo, Bonucci, Chiellini, Spinazzola (79. Emerson); Barella, Jorginho, Verratti (74. Cristante); Chiesa (91. Toloi), Immobile (74. Belotti), Insigne (79. Berardi).
Bemerkungen: Belgien ohne Eden Hazard, Chadli, Castagne und Mignolet (alle verletzt). Italien ohne Florenzi (verletzt). 13. Tor von Bonucci wegen Offside aberkannt. Verwarnungen: 20. Verratti (Foul). 21. Tielemans (Foul). 90. Berardi (Unsportlichkeit).