Erste Schiedsrichterin «Historischer» WM-Einsatz für Stéphanie Frappart 

DPA/SB10

1.12.2022 - 14:44

Stéphanie Frappart schreibt Fussball-Geschichte. 
Stéphanie Frappart schreibt Fussball-Geschichte. 
Getty

Stéphanie Frappart ist die erste Schiedsrichterin, die bei einer Männer-WM zum Einsatz kommt. Gedauert hat das knapp 100 Jahre. Der Weg zur «Normalität» für Frauen in der Männerdomäne wird kürzer.

1.12.2022 - 14:44

Mediale Superlative sind Stéphanie Frappart wirklich nicht mehr fremd. «Historisch», schrieb die französische Fachzeitung «L'Équipe» zur Nominierung der Schiedsrichterin für das wichtige Gruppenspiel Deutschland gegen Costa Rica.

Es dauerte schliesslich knapp 100 Jahre, ehe die 38-Jährige am Donnerstag (ab 20 Uhr live auf blue TV) als erste Frau eine Partie einer Männer-WM leitet. Doch bereits bei ihren bisherigen Meilensteinen in der Männer- und Machodomäne hatte Frappart bemerkenswerte Gelassenheit ausgestrahlt. Und da muss der Fussball auch hin.

«Für mich ist es das Normalste der Welt, ich habe noch nie darauf geachtet, ob ein Mann oder eine Frau pfeift», meinte der deutsche Verteidiger Lukas Klostermann. In der DFB-Auswahl sei das kein Thema gewesen. Bundestrainer Hansi Flick äusserte, er vertraue Frappart zu «100 Prozent», sie habe es «verdient aufgrund ihrer Leistung». 

In Katar sind drei Schiedsrichterinnen dabei, neben Frappart die Japanerin Yoshimi Yamashita und Salima Mukansanga aus Ruanda. Nach eineinhalb WM-Wochen waren auch wegen der Debatte über die Frauenrechte in Katar leise Zweifel an den Einsatzchancen des Trios aufgekommen. 

«Wir kennen den Druck»

«Wir kennen den Druck», hatte die Französin vor der WM der britischen BBC gesagt. «Aber ich denke, das wird uns nicht ändern. Ruhig und fokussiert sein, sich konzentrieren – und nicht zu viel über die Medien und alles Weitere nachdenken. Einfach auf das Spielfeld fokussiert sein.» Der Blick in die sozialen Medien am Mittwoch offenbarte, dass Akzeptanz und Gleichberechtigung längst noch nicht bei allen Fans angekommen sind.

In ihrem Heimatland Frankreich pfeift Frappart seit 2019 in der höchsten Spielklasse der Männer, vor eineinhalb Jahren war sie die erste Frau, die ein WM-Qualifikationsspiel leitete. Ihr Geschlecht sei nie ein Thema gewesen, sagte sie. «Seit ich angefangen habe, wurde ich immer unterstützt – von den Mannschaften, Vereinen und Spielern. Ich war im Stadion immer willkommen, also fühle ich mich auf dem Platz wie jeder andere Schiedsrichter». Im Mai pfiff Frappart das französische Pokalfinale der Männer.

Frappart war auch die erste Frau, die in der Champions League ein Spiel leitete. 
Frappart war auch die erste Frau, die in der Champions League ein Spiel leitete. 
AFP via Getty Images

Leistung zählt

Der ehemalige deutsche Weltmeister Sami Khedira sagte, er sei ein «Riesen-Fan, dass Frauen mit Leistung auch im Männer-Fussball Fuss fassen». Dass es allein darum geht, betont auch die FIFA immer wieder.

«Sie sind nicht hier, weil sie Frauen sind, sondern als FIFA-Referees», hatte FIFA-Schiedsrichterchef Pierluigi Collina kurz vor dem ersten Spiel über die drei Schiedsrichterinnen gesagt. Bei der WM 2018 war noch keine Frau im Schiri-Kader. 

Der frühere Weltklasse-Schiedsrichter Urs Meier – der auch bei blue Sport als Experte tätig ist – sagte in seinem «Urs-Meier-Podcast», aus seiner Sicht könnten «15 Frauen nominiert werden», wenn diese «stärker sind als die Männer». Das «Leistungsprinzip» müsse gelten.

DPA/SB10