Erlösung für SeferovicKeine Gala, aber nach dem 2:0 gegen Japan kann die WM kommen
SDA
8.6.2018 - 20:55
Die Schweiz hat das letzte Testspiel vor der WM-Endrunde ohne grössere Probleme gewonnen. In Lugano siegte sie gegen WM-Teilnehmer Japan dank der Tore von Ricardo Rodriguez (42.) und Haris Seferovic (82.) 2:0.
1:1 in Spanien, 2:0 gegen Japan. Der WM-Fahrplan der Schweizer stimmt knapp eine Woche vor dem Startspiel in Rostow gegen Brasilien, auch wenn spielerisch noch nicht alles golden ist, was vom Resultat her glänzt. Das Führungstor durch Ricardo Rodriguez (42.) fiel mittels Foulpenalty, nachdem der Schiedsrichter nach einem Stolperer von Breel Embolo grosszügig auf Penalty entschieden hatte.
Den Sieg sicherte schliesslich Haris Seferovic nach einer Vorlage per Kopf vom ebenfalls spät eingetretenen François Moubandje (82.). Für den Stürmer von Benfica Lissabon war es das erste Tor in der Nationalmannschaft seit über neun Monaten. Diesen Treffer hatte Xherdan Shaqiri vorbereitet, der nicht nur in dieser Aktion herausstach. Er war gerade nach der Pause der auffälligste Schweizer.
Dass diesmal ein Offensivspieler das grösste Lob abholen konnte, erstaunte nicht. War in Spanien am vergangenen Sonntag vor allem die Abwehr gefordert, befand sich gegen Japan das Schwergewicht im Schweizer Team vermehrt in der gegnerischen Platzhälfte. Um in dieser Zone für Dynamik zu sorgen, nahm Nationalcoach Vladimir Petkovic hier drei Wechsel vor und brachte Breel Embolo auf dem linken Flügel, Remo Freuler zentral hinter der einzigen Spitze, die dieses Mal Mario Gavranovic war. Für das Trio sassen Steven Zuber, Blerim Dzemaili und Haris Seferovic zunächst auf der Ersatzbank. Das sind allesamt Spieler, die wohl noch am wenigsten eines Stammplatzes sicher sein dürfen.
Durcheinander gewirbelt wurden die Hierarchien allerdings auch auf diesen Positionen nicht. Dafür war der Auftritt der SFV-Auswahl dann doch zu wenig brillant. Wohl waren die Schweizer meist tonangebend, doch so richtig gefährlich waren sie lange Zeit nicht. Einen ersten guten Abschluss gab es durch Gavranovics Kopfball nach 26 Minuten, nach einer halben Stunde erst kamen die Schweizer zum ersten Corner.
Bleibt Petkovic beim 4-2-3-1-System?
Bei allgemein gemächlichem Rhythmus gingen den Bemühungen die Überraschungsmomente ab, oder auf geschickte Seitenwechsel folgten unpräzise Flanken in den Strafraum. Die beste Phase hatten die Schweizer in den jeweils letzten Viertelstunde der beiden Halbzeiten. Da fielen die Tore, da gab es auch einen Kopfball von Embolo an den Pfosten (37.) und einen gerissenen Heber von Shaqiri aus 35 Metern, der knapp über das Tor flog (75.).
Am Ende stellte sich dann weniger die Frage nach Freuler oder Dzemaili und nach Gavranovic oder Seferovic, als vielmehr nach dem idealen System für diese Auswahl. Die mangelnde Präsenz im gegnerischen Strafraum würde nach einer Aufstellung mit zwei Stürmer verlangen, zumal eine klare Nummer 10 im Team fehlt. Weder Dzemaili noch Freuler spielen im Klub auf dieser Position. Auch Xherdan Shaqiri und Breel Embolo nicht. Dennoch: Es ist nicht anzunehmen, dass Petkovic nach zwei Jahren mit sehr guten Resultaten im 4-2-3-1-System kurz vor der WM über Änderungen im grösseren Stil nachdenkt.
Alles in allem aber waren die Japaner zu schwach, um die Schweizer in Verlegenheit zu bringen. Das alleine ist eine gute Erkenntnis, auch wenn die Asiaten, ähnlich wie die Schweizer, auf drei oder vier Stammspieler verzichteten. Denn die Japaner waren nicht bloss als Sparringpartner in die Schweiz gereist. Auch sie nehmen an der WM in Russland teil und - begleitet von einem Medientross von über 150 Journalisten - waren nicht gewillt, im vierten Testspiel des Jahres die dritte Niederlage zu kassieren.
So bestätigten die Schweizer ihre Stärken auch in diesem Spiel. Die Mannschaft steht in der Rückwärtsbewegung tadellos und ist jederzeit hervorragend organisiert. Daran änderte beispielsweise auch nichts, als nach der Pause Nico Elvedi in der Innenverteidigung den Platz von Manuel Akanji übernahm oder links Moubandje für Rodriguez verteidigte.
Xhaka spielt durch
Das vielleicht beste am Abend, neben dem positiven Resultat natürlich, war für Petkovic wohl das Comeback von Spielgestalter Granit Xhaka, der über die gesamten 90 Minuten ohne Probleme im Einsatz war. Mit dosiertem Risiko in den Zweikämpfen zwar, aber nun spricht wirklich nichts mehr dagegen, dass Xhaka in acht Tagen gegen Brasilien in WM-Verfassung sein wird. Wie hatte Petkovic am Tag vor dem Spiel gegen Japan gesagt: «Wichtig ist, dass sich keiner verletzt.» Diese Mission wurde erfüllt.
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