Von Berlin nach NigeriaLeon Balogun: Wie eine Hexe Nigerias Abwehrchef die Augen öffnete
SDA
22.6.2018 - 04:04
Mit 19 spielt Leon Balogun noch in der sechsthöchsten deutschen Liga, nun ist der 29-Jährige Stammkraft für Nigeria. Dazwischen liegt eine Geschichte, die mit Sport nur am Rande zu tun hat.
Für Balogun ist es ein Sommer, in dem Träume wahr werden. Der Verteidiger spielt erstmals bei einer WM mit, wenige Wochen davor hat er einen Vertrag mit einem Premier-League-Klub unterschrieben. Von Mainz nach Brighton führt ihn die nächste Etappe seiner Karriere, die erst Tempo aufnahm, nachdem er seine Wurzeln entdeckt hatte. Heute ist er für Nationaltrainer Gernot Rohr eine entscheidende Figur. Er ist Abwehrchef, Mitglied des Mannschaftsrats und bringt, wie Rohr betont, deutsche Mentalität mit.
Die Geschichte mit der Hexe
Balogun wurde in Berlin geboren und spielte bislang nur bei deutschen Vereinen. Zunächst in den unteren Ligen, dann bei Hannover, wo er sein Bundesliga-Debüt an der Seite von Mario Eggimann gab, und Werder Bremen. Richtig in Fahrt kam seine Laufbahn aber nicht. Lange Zeit habe er wegen vielen Verletzungen das Gefühl gehabt, dass er einen Schritt vorwärts und zwei zurück mache, erzählte er der «The Players' Tribune», einer Internet-Plattform, auf der sich aktuelle oder ehemalige Profisportler detailliert und oft intim über gewisse markante Phasen ihrer Karriere äussern.
Bei Balogun geht es um eine grosse Sehnsucht, die er nicht benennen konnte, bis ihm eine Hexe die Augen öffnete. Die Russin mit den übersinnlichen Kräften, die Balogun auf Rat seiner 13 Jahre älteren Schwester aufgesucht hatte, diagnostizierte ein Loch in der Aura. «Du musst deine Seele, dein Herz heilen, bevor du der Spieler werden kannst, der du sein willst», sagte sie und riet ihm, über den Verlust eines geliebten, aber ihm kaum bekannten Menschen nachzudenken.
Der Tod seiner nigerianischen Grossmutter diente ihm als Ankerpunkt, um sich selbst zu erkunden. Als Sohn eines nigerianischen Vaters und einer deutschen Mutter fühlte er sich als Aussenseiter. «Ich war nie ein Fan der deutschen Nationalmannschaft. Selbst bei der WM 2006 hoffte ich insgeheim darauf, dass sie verliert. Ich war ein Rebell.» Ein Rebell wider Willen, denn eigentlich fühlte er sich als Deutscher. Doch die ständigen Fragen nach seiner Herkunft zeigten ihm, dass er es eben doch nicht war.
Der Anruf von Keshi
Bis 2012 hatte Balogun nur sechs Bundesligapartien bestritten und «das Ding», das sein Loch in der Aura hätte füllen sollen, fehlte immer noch. Dann kam im März 2014 ein Anruf von Stephen Keshi, dem damaligen Nationaltrainer Nigerias. «Ich möchte dich einladen, ein Super Eagle zu sein», sagte dieser. «Das hat mir soviel bedeutet», erinnert sich Balogun. «Es war eine Bestätigung für mich als Fussballer.» Bei Darmstadt und Mainz hat er seither die nächsten Schritte seiner Karriere gemacht. Aber vor allem habe Keshi ihm die Möglichkeit gegeben, nach Nigeria zu gehen.
«Vielleicht bin ich dazu gemacht, um Nigerianer zu sein»
Mit vielen Tipps von seinem in Deutschland bestens integrierten Vater und von Anthony Ujah, dem damaligen nigerianischen Legionär des 1. FC Köln, flog er im März 2015 nach Abuja zu seinem zweiten Länderspiel. «Ich vermutete, dass ich in Nigeria als weisser Typ auf Geschäftsreise wahrgenommen würde, so wie ich in Deutschland immer als Schwarzer angesehen wurde.» Doch als er aus dem Flugzeug stieg, gab es Leute, die ihn erkannten, lächelten und Fotos mit ihm machen wollten. Da habe er sich gesagt: «Vielleicht bin ich dazu gemacht, um Nigerianer zu sein.»
Im letzten Qualifikationsspiel für die WM lief er in Algerien als Captain auf, im ersten WM-Spiel spielte er durch. «Ich geniesse hier jede Sekunde», erzählt er mit glänzenden Augen: «Ich habe auch das erste Spiel genossen, obwohl wir verloren haben. Und ich werde vor allem alles Weitere hier geniessen.» Heute bestreitet Balogun in Wolgograd gegen Island sein 21. Länderspiel.
Saipi kritisiert Schiedsrichter: «Wir spielen Fussball, nicht Ballett»
Lugano-Goalie Amir Saipi ist nach der 1:4-Pleite gegen Lausanne-Sport stinksauer auf Schiedsrichter Nico Gianforte, der den Gästen gleich drei Elfmeter zugesprochen hat.
15.12.2024
Zürich – St.Gallen 0:2
Credit Suisse Super League, 18. Runde, Saison 24/25
15.12.2024
Lugano – Lausanne-Sport 1:4
Credit Suisse Super League // 18. Runde // Saison 24/25
15.12.2024
Males: «Die Mannschaft hat an sich geglaubt»
15.12.2024
YB – Servette 2:1
Credit Suisse Super League // 18. Runde // Saison 24/25
15.12.2024
Saipi kritisiert Schiedsrichter: «Wir spielen Fussball, nicht Ballett»