Deutschland zittert sich in den Achtelfinal der Europameisterschaft. Gegen Ungarn gelingt der Mannschaft von Joachim Löw erst kurz vor Schluss der erlösende Ausgleich zum 2:2. Die Analyse von Marcel Reif.
Zweimal muss Deutschland gegen Ungarn einen Rückstand aufholen, lange Zeit droht das Ausscheiden. Schliesslich schafft es der Weltmeister von 2014 aber doch noch den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und steht nun in den Achtelfinals. Überzeugend war der Auftritt aber bei Weitem nicht, wie auch Marcel Reif gegenüber «blue Sport» festhält.
«Das reicht nicht, um auf hohem Niveau ein Turnier zu bestreiten», meint die Kommentatoren-Legende und kritisiert insbesondere die Abwehr. «Alle Probleme, welche die Deutschen schon vor dem Turnier in der Defensive hatten, sind immer noch da.»
Reif ist auch mit den Entscheidungen von Bundestrainer Löw nicht restlos zufrieden. Der Coach hatte nach der Pause umgestellt und einige Wechsel getätigt, die für Reif unverständlich waren. «Er nahm Havertz raus, der gerade das Tor geschossen hat und der einzige war, der Torgefahr ausübt. Das hat keiner begriffen.» Das Festhalten an einem defensiven System gegen die Ungarn, die hinten drin stehen, spreche auch nicht für den Bundestrainer.
«Es ist wieder grosse Ratlosigkeit da, nachdem man dachte, die Deutschen wären nach dem 4:2 gegen Portugal im Turnier angekommen. Jetzt haben sie wieder einen Schritt zurück gemacht. Mit so viel Einfallslosigkeit und dieser Systematik werden die Deutschen nicht weit kommen», sagt Reif. «Ich wage zu bezweifeln, dass Deutschland wirklich zu den Top-Favoriten gehört.»
Nichtsdestotrotz glaubt Reif, dass gegen England im Achtelfinal viel drin liegt. «Sie spielen zu Hause und werden nach vorne marschieren, das kommt den Deutschen entgegen. Und das Turnier, das die Engländer gespielt haben, war auch noch nicht so berauschend.» Von den Deutschen erwartet Reif mehr Risiko und mehr Ideen im Spiel nach vorne. «Und möglicherweise musst du die Mannschaft auch ein bisschen anders aufstellen.»
