Mit einem Sieg gegen Serbien kann sich die Schweiz am Freitag in Katar für die WM-Achtelfinals qualifizieren. Bereits ein Unentschieden könnte reichen, doch darauf will sich das Nationalteam nicht verlassen. Die politische Brisanz stört das Duell im Vorfeld nicht.
Da ist er also, der erwartete Showdown gegen Serbien um den Vorstoss in die K.o.-Phase. Die brisante Neuauflage des ausgeuferten WM-Duells von 2018 mit dem 2:1-Sieg der SFV-Auswahl und der «Doppeladler-Affäre» wegen des Torjubels von Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri, den Schweizer Internationalen mit kosovo-albanischer Abstammung.
Trotz der 0:1-Niederlage gegen Brasilien ist die Ausgangslage für die Schweiz günstig: Brasilien führt die Gruppe mit sechs Punkten an, die Schweiz ist Zweite mit drei Zählern, Serbien und Kamerun weisen einen Punkt auf. Theoretisch ist vom ersten bis zum letzten Platz noch jede Platzierung möglich. Es müssten aber ziemlich verrückte Dinge passieren, sollte der Schweiz gegen Serbien nicht schon ein Unentschieden reichen, um zum dritten Mal in Folge und zum vierten Mal an den letzten fünf WM-Endrunden die K.o.-Phase zu erreichen.
Im letzten Drittel zulegen
Holt die Schweiz am Freitagabend (20.00 Uhr) im zweiten Auftritt im Container-Stadion 974 einen Punkt, müsste Kamerun im Parallelspiel das bereits qualifizierte Brasilien schlagen, um die Nationalmannschaft noch am Einzug in die Achtelfinals zu hindern. Dass Kamerun Brasilien schlägt, kann sich Captain Xhaka nicht vorstellen. «Ich glaube an Wunder. Aber an dieses Wunder glaube ich nicht, bei allem Respekt für Kamerun», sagte er nach dem Duell mit Brasilien.
Das Schicksal wollen die Schweizer trotzdem nicht herausfordern. «Wir haben es in den eigenen Händen», betont Xhaka. «Wir spielen auf Sieg. Alles andere wäre gefährlich», kündigt Djibril Sow an.
Um die Achtelfinals aus eigener Kraft zu erreichen, müssen die Schweizer im hitzigen Duell mit Serbien nicht nur kühlen Kopf bewahren und nicht auf allfällige Provokationen eingehen. Sie müssen auch im Spiel nach vorne zulegen. Im bisherigen Turnierverlauf überzeugte die Mannschaft von Trainer Murat Yakin in defensiven Belangen, liess in der Offensive aber die Durchschlagskraft vermissen. «Im letzten Drittel müssen wir besser werden», meint Sow. Man müsse «zielstrebiger werden, die Chancen provozieren, mit Abschlüssen, Flanken und Eckbällen.»
Serbiens Probleme
Bei Serbien war es bislang genau umgekehrt. Das Team von Trainer Dragan Stojkovic, zu dem verschiedene U20-Weltmeister von 2015 gehören, präsentierte sich vor allem dank Aleksandar Mitrovic und Sergej Milinkovic-Savic sowie der allgemeinen Kopfballstärke vor dem gegnerischen Tor gefährlich. Die Abwehr war aber anfällig, wie insbesondere die drei Gegentore beim Remis gegen Kamerun verdeutlichten. «Bei Umschaltmomenten haben sie Probleme», sagt Sow.
Mit ein Grund, warum die Serben die hohen Erwartungen bislang noch nicht ganz erfüllten, sind Verletzungsprobleme. Mehrere Stammspieler standen dem Team bislang nicht oder nur teilweise zur Verfügung, darunter der Juventus-Stürmer Dusan Vlahovic, der wegen Leistenproblemen erst 25 Minuten gespielt hat an der WM. Auch Milinkovic-Savic und Mitrovic waren in den bisherigen Spielen nicht hundertprozentig fit. Mitrovic ging bislang gegen Ende die Luft aus, nachdem ihn im WM-Vorfeld bei Fulham eine Knöchelverletzung ausser Gefecht gesetzt hatte, Milinkovic-Savic musste sich im Training zurücknehmen.
Kommt hinzu, dass im letzten Spiel die Defensive bröckelte. Der Ex-Basler Strahinja Pavlovic musste nach 56 Minuten angeschlagen raus, der in Basel geborene Milos Veljkovic nach 78 Minuten. Vor allem der Ausfall von Pavlovic riss eine Lücke ins Dispositiv: Bei seiner Auswechslung führte Serbien 3:1, zehn Minuten später stand es 3:3.