Zwei Jahre MilitärdienstSon muss heute liefern, sonst droht das Karriereende
jar
27.6.2018
Südkoreas Starspieler Heung-Min Son steht gegen Deutschland besonders unter Druck. Denn verpasst sein Team einen Exploit, muss der Tottenham-Profi wohl zwei Jahre lang auf Fussball verzichten.
Nach der 1:2-Niederlage gegen Mexiko machten im Netz Bilder von Heung-Min Son die Runde. In den Katakomben weinte der 25-jährige Offensivspieler wie ein Schlosshund und musste vom Staatspräsidenten Moon Jae In höchstpersönich getröstet werden.
Son wusste, dass sein Team nach der zweiten Pleite so gut wie ausgeschieden ist. Das war aber wohl nicht der einzige Grund für die Tränen. Denn der Tottenham-Star wusste auch, dass er den Fussball womöglich schon bald vergessen muss. In Südkorea muss nämlich jeder Mann einen mindestens 21-monatigen Militärdienst leisten. Ausnahmen gewährt die Regierung nur bei sportlichen Ausnahme-Erfolgen – wie zum Beispiel bei einem Einzug in den WM-Achtelfinal.
Noch haben die Südkoreaner eine kleine Chance auf ebendiesen Achtelfinal. Dafür müssen Son und Co. aber Deutschland schlagen und gleichzeitig auf eine Niederlage der Schweden gegen Mexiko hoffen.
Das Gesetz in Südkorea besagt, dass der Militärdienst nur bis zum 27. Lebensjahr aufgeschoben werden kann. Am 8. Juli wird Son 26 und hat ihn bisher nicht geleistet, weil er sich bis anhin voll auf seine erfolgreiche Fussball-Karriere konzentrierte. Als 16-Jähriger wechselte Son 2008 aus Seoul nach Hamburg. Danach zog es ihn zu Leverkusen und 2015 schliesslich in die Premier League, wo er bei Tottenham seinen Marktwert auf 50 Millionen Euro steigern konnte.
Asienspiele als letzte Chance
Sollten die Koreaner heute tatsächlich die Überraschung schaffen, ist Son das Ersparen des Militärdienstes allerdings noch nicht gewiss. 2002 wurde der damals für Manchester United spielende Ji-Sung Park nach dem Halbfinal-Einzug bei der WM von der Pflicht befreit. Der Golfer Sang-Moon Bae wurde dagegen 2015 eingezogen, nachdem er schon 15 Profiturniere gewonnen hatte. Er musste seine Karriere unterbrechen.
Offiziell teilte der Verband mit, Sons einzige sichere Chance zur Befreiung vom Dienst seien die Asienspiele: «Sollte die südkoreanische Nationalmannschaft dann die Goldmedaille holen, wären die Spieler vom Dienst befreit.» Son erwägt nun offenbar die Teilnahme an diesem Turnier Ende August. 2014 gewann Südkorea die Asienspiele, doch Leverkusen hatte ihm die Freigabe verweigert.
Tottenham würde wohl keine andere Wahl bleiben, als dem Offensivspieler im August trotz Saisonstart in der Premier League die Freigabe zu erteilen. Denn verpasst Son die Asienspiele, muss er wohl tatsächlich einrücken. Selbsterklärend, dass eine zweijährige Abwesenheit vom Fussballplatz Son einen gewaltigen Knick in die Karriere verpassen würde.