Antoine Griezmann Von Frankreichs Skorer zum Denker und Lenker

SDA

14.12.2022 - 14:00

Der WM-Halbfinal zwischen Frankreich und Marokko

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Marokko kann als erstes afrikanisches Team das WM-Finale erreichen. Gegner im Halbfinale ist allerdings Titelverteidiger Frankreich.

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Antoine Griezmann musste sich im französischen Nationalteam neu erfinden. Der 31-Jährige ist vom Goalgetter zum Spielmacher mit defensivem Gewissen geworden.

Es ist, als würde man ihn wiederentdecken: Nach drei schwierigen Jahren blüht Antoine Griezmann in Katar auf. Der begnadete Techniker steht wieder im Mittelpunkt. Diesmal brilliert er nicht wie bei der EM 2016 und der WM 2018 als Sturmspitze, sondern lenkt und dirigiert er das französische Spiel. Er ist auf und mittlerweile auch neben dem Feld tonangebend. Dass Frankreich trotz vielen verletzten Leistungsträgern am Mittwoch gegen Marokko im WM-Halbfinal steht, liegt auch zu grossen Teilen an ihm.

Griezmann ist in neuer Rolle und alter Stärke zurück. Aus dem Stürmer, der 2016 EM-Torschützenkönig war, ist innerhalb kürzester Zeit ein polyvalenter Mittelfeldspieler geworden, der mal von rechts angreift, die Bälle im Zentrum verteilt oder in der Defensive aushilft. Derzeit gelingt ihm fast alles: Keiner bei dieser WM hat mehr Torchancen herausgespielt (18) als er, keiner mehr Assists auf dem Konto (3) und trotzdem ist er auch das defensive Gewissen der Mannschaft. Jener Spieler, der mit Tacklings und Balleroberungen überzeugt und für das Gleichgewicht sorgt in der Mannschaft.

«Ich gebe alles für das Nationalteam»

Für Nationaltrainer Didier Deschamps ist Griezmann seit Jahren zentral. «Er hat mich erstmals im Nationalteam eingesetzt und mir immer vertraut», erzählt Griezmann. «Ich gebe alles für das Nationalteam – auch wegen ihm.» Seit seinem ersten Einsatz für Frankreich im März 2014 verpasste Griezmann kaum eine Partie. Am Mittwoch bestreitet er gegen Marokko sein 116. Länderspiel und das 73. in Folge. Wie auch immer Didier Deschamps sein System umstellte, immer übernahm Griezmann eine entscheidende Rolle ein.

Nachdem in den Wochen vor der Weltmeisterschaft ein Stammspieler nach dem anderen wegen Verletzungen für das Turnier ausfiel, musste Deschamps neu aufstellen. Vor allem die Absenzen von Ngolo Kanté und Paul Pogba im zentralen Mittelfeld wogen schwer. Weil die Alternativen zum Weltmeister-Duo fehlten, begann er im Spätherbst, mit Griezmann als zentralem Mittelfeldspieler zu planen. «Er kann das Tempo des Spiels bestimmen. Er kann es schnell machen oder beruhigen», beschreibt Raphaël Varane die Stärken Griezmanns auf dessen neuen Position.

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Probleme in Barcelona und Madrid

Zur richtigen Zeit ist Griezmann wieder in Form gekommen. Er war in den letzten Jahren längst nicht immer unumstritten. In Frankreich forderten viele Experten und Medien wiederholt, dass er in der Stammformation durch Christopher Nkunku ersetzt werde. Nach seinem Wechsel 2019 von Atlético Madrid zum FC Barcelona war er phasenweise nur noch ein Schatten seiner selbst, und die leihweise Rückkehr zu Atlético war zunächst nicht die erhoffte Befreiung.

In den ersten Wochen der laufenden Saison waren die Einsätze von Griezmann auf die letzte halbe Stunde beschränkt. Atlético Madrid wollte damit verhindern, dass die vertraglich festgesetzte Ablösesumme von 40 Millionen Euro aktiviert wird. Das wäre der Fall gewesen, wenn der Franzose in dieser Saison mehr als die Hälfte aller Partien bestritten hätte. Als eine Partie gilt jeder Einsatz von mehr als einer halben Stunde. So schlitterte Griezmann in eine Situation, die nicht nur in Spanien mal für Lacher, mal für Kopfschütteln sorgten. Ende September fanden die Klub erst eine Einigung. Und seither geht es mit Griezmanns Form steil aufwärts.

An Zidane vorbei

Andere Franzosen standen an dieser WM bisher noch mehr im Mittelpunkt, Kylian Mbappé wegen seinen Sprints und Toren, Olivier Giroud als neuer Rekordtorschütze im Nationalteam, oder auch Hugo Lloris, der seit dieser WM der Franzose mit den meisten Länderspielen ist. Eine Bestmarke erreichte aber auch Griezmann: Mit seinen zwei Assists im Viertelfinal überholte er die besten Passgeber der Vergangenheit: Zinédine Zidane und Thierry Henry (beide 27). Bei den Anzahl Toren ist er übrigens die Nummer 3 (42 Treffer), bei den Einsätzen die Nummer 6 (115).

SDA

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