Hattrick gegen England. Siegtreffer gegen Deutschland. Jahrhundert-Tor gegen die Sowjetunion. Marco van Basten prägt die EM 1988 und führt die Niederlande zum bislang einzigen Titel ihrer Geschichte.
Im Nachhinein war es der logische Ausgang dieses Turniers in Deutschland. Denn Van Basten dominierte nicht nur diese EM, sondern als Topskorer von und mit Milan in den folgenden Jahren auch den europäischen Klubfussball.
Doch vor der EM war dem damals 23-jährigen Stürmer von Bondscoach Rinus Michels bloss eine Nebenrolle zugedacht. Denn Van Basten war nicht gerade in der besten Verfassung nach Deutschland gereist. Die Saison zuvor bei Milan war ein Flop. Wegen einer Operation am Knöchel verpasste er sechs Monate. Vom Königstransfer war er in Italien bereits zum Transferflop abgestempelt worden. Ganze elf Serie-A-Spiele machte er 1987/88 für Milan. Nur drei Tore schoss er.
Ins Turnier ging Van Basten als Stürmer Nummer 4. Spieler wie John Bosman oder John van't Schip wurden ihm vorgezogen. Mit beinahe fatalen Folgen für Oranje. Ohne Van Basten vergab der Favorit im Startspiel gegen die Sowjetunion Gelegenheit um Gelegenheit – und verlor 0:1. Dann stellte Michels um. Gegen England – schon das Spiel der letzten Chance – war Van Basten von Beginn weg dabei und schoss drei Tore. «Das war mein bestes Länderspiel», sagte er später einmal.
«Der Final war am Dienstag»
Gegen England machte Van Basten sein bestes Spiel, im Final gegen die Sowjetunion schoss er sein schönstes Tor. Diese Direktabnahme, diese physikalisch schier unmögliche Flugbahn des Balles, aus spitzem Winkel über den 188 cm grossen Goalie Rinat Dassajew hinweg in die entfernte Ecke.
Doch das wichtigste Ereignis stand dazwischen an, im Halbfinal gegen Gastgeber Deutschland, am Dienstag, 21. Juni. Auf den längsten Tag folgte die längste Nacht. Kein Niederländer wird je vergessen, wie Van Basten in der 89. Minute vor Jürgen Kohler an den Ball kam und im Rutschen zum entscheidenden 2:1 traf.
Es war mehr als ein Sieg in einem EM-Halbfinal. Es war 14 Jahre nach der schmachvollen Niederlage im WM-Final gegen den gleichen Gegner die Erlösung für die geschundene, nationale Fussball-Seele. Als die «Elftal» am Sonntag, am Tag nach dem Finalsieg, in der Heimat von über einer Million Menschen empfangen wurde, stand irgendwo auf einem Transparent: «Der Final war am Dienstag».