Xherdan Shaqiri ist beim Sieg gegen Serbien eine prägende Figur für die Schweiz. Das wird er auch im WM-Achtelfinal gegen Portugal sein müssen. Gegen Granit Xhaka ist derweil kein Verfahren hängig.
Der Andrang ist grösser als in den vergangenen Tagen. Auf dem Campus der Universität Doha für Wissenschaft und Technik, wo die Schweizer Nationalmannschaft nördlich der Stadt ihr Trainingsgelände während der WM eingerichtet hat, tummeln sich am Sonntagmittag nach einer Trainingseinheit, bei der auch die im Match gegen Serbien krankheitshalber abwesenden Yann Sommer und Nico Elvedi wieder mittun konnten, mehr Medienschaffende. Sie versuchen, sich in der abgesperrten Interview-Zone den besten Platz zu ergattern. Das Interesse an der SFV-Auswahl ist nach der emotionalen Partie am Freitag gegen Serbien und dem geschafften Achtelfinaleinzug gestiegen – und das hat nicht nur sportliche Gründe.
Auch zwei Tage danach sind die Provokationen ein Thema, die in der Partie gegen die Serben zu sehen waren. Granit Xhakas Griff in den Schritt und dass der Captain beim Jubeln nach dem Schlusspfiff das Trikot von Teamkollege Ardon Jashari überstreifte und damit zumindest implizit Referenz zum kosovarischen Freiheitskämpfer Adem Jashari genommen haben dürfte. Mediensprecher Adrian Arnold bestätigt, dass nach SFV-Informationen anders als befürchtet wegen dieser Aktionen kein Verfahren bei der FIFA am Laufen sei, das Xhakas Einsatz am Dienstag gegen Portugal gefährden könnte.
Messi, Ronaldo, Shaqiri
Vor den Mikrofonen steht aber nicht Xhaka, sondern Xherdan Shaqiri. Auch für ihn hatte die Partie am Freitag aufgrund seiner kosovarischen Wurzeln besondere Bedeutung. Zumindest zu Beginn der Partie wurde der Flügel bei jeder Ballberührung ausgepfiffen. Nach seinem Führungstreffer in der 20. Minute hielt er den Zeigfinger vor die Lippen und blickte demonstrativ in die Kurve der Serben.
«Ich wusste, was auf mich zukommt», sagt Shaqiri. «Aber ich habe mich voll auf meine Leistung konzentriert». Es war für Shaqiri und die Schweiz aber nicht nur ein wegweisendes Tor, sondern auch eines, das den Offensivspieler in einen erlauchten Kreis aufsteigen lässt, denn der 31-jährige ist einer von nur drei Spielern, die an den letzten drei WM-Turnieren ein Tor erzielt haben. Die anderen beiden: Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Shaqiri sagt: «Ich bin sehr stolz darauf, mit so grossen Spielern auf der Liste zu sein, aber wichtiger ist, dass wir als Mannschaft erfolgreich sein können.»
Am Dienstag wartet auf diese Mannschaft Portugal, zum dritten Mal in diesem Jahr nach den beiden Duellen im Juni im Rahmen der Nations League (0:4, 1:0). «Manchmal haben wir gegen sie gut ausgesehen, manchmal weniger», sagt Shaqiri mit einer Portion Schalk. Die Zuversicht, dass am Dienstag im eindrucksvollen Lusail Stadium vor fast 90'000 Zuschauern nicht das Zweite eintreffen wird, zieht der Basler vor allem auch daraus, wie das Team gegen Serbien trotz des zwischenzeitlichen Rückstands ruhig geblieben sei. Es sei für ihn ein Zeichen der Reife und Beleg für die Entwicklung, die das Nationalteam in den letzten Jahren durchgemacht habe. Nun soll mit dem Einzug in die Viertelfinals der nächste Schritt folgen. So weit ist die Schweiz seit der Heim-WM 1954 nicht mehr gekommen.