Mesut Özil verlässt den FC Arsenal und wechselt zu Fenerbahce Istanbul. Schon lange wollten die Londoner ihren einstigen Star loswerden. Topverdiener Özil wollte nicht gehen – doch nun scheint die Vorfreude zu überwiegen.
Der ehemalige deutsche Nationalspieler Mesut Özil verlässt nach siebeneinhalb Jahren den FC Arsenal und wechselt zu Fenerbahce Istanbul in die türkische Süper Lig. Özil bestätigte den Transfer am Sonntag in einem Interview mit dem türkischen Sender NTV. «Ich bin sehr glücklich, nach Fenerbahce zu kommen. Gott sei Dank hat der Transfer stattgefunden. Ich bin sehr glücklich und aufgeregt», sagte Özil. Er werde sein Bestes für Fenerbahce geben.
Er werde noch am Sonntagabend mit seiner Familie nach Istanbul fliegen. Details zum Wechsel lagen zunächst nicht vor. Zuvor hatte das Online-Magazin «The Athletic» über eine Auflösung seines noch bis Sommer laufenden Vertrags bei den Gunners berichtet.
Bei Arsenal war der einstige Mittelfeldstar unter Trainer Mikel Arteta schon lange nicht mehr zum Einsatz gekommen. In dieser Saison hatte der Verein den Weltmeister von 2014 gar nicht mehr für die Premier League und die Europa League gemeldet. Trotzdem hatte Özil, dessen Vertrag noch bis zum Sommer lief, einen vorzeitigen Wechsel bislang immer ausgeschlossen. Bis jetzt.
Neue Spekulationen über einen Wechsel hatte er vor Kurzem selbst befeuert. Er versetzte seine Fans in Aufruhr, als er in sozialen Medien ein Foto von sich in Istanbul postete und darunter «Diese Stadt...» schrieb. Kurz darauf erklärte er bei Twitter, Fenerbahce sei «wie Madrid in Spanien – der grösste Klub im Land».
Am Samstagabend folgten dann Wortspiele auf Twitter, die auf einen baldigen Wechsel hinwiesen: Fenerbahce tweetete eine Songzeile aus einem Lied des Popsängers Tarkan, das von türkischen Fussballfans in Stadien gesungen wird. Im weiteren Songtext kommt auch die Zeile «Komm, lass uns zusammen glücklich sein» vor, wobei «mesut» im Türkischen «glücklich» bedeutet. Özil wiederum versah den Fenerbahce-Tweet mit zwei Herzen und einer Sanduhr.
Der Sprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan schrieb, schon bevor der Wechsel klar war, an Özil auf Twitter: «Willkommen in Deinem Zuhause, in Deiner Heimat.» Schon 2019 galt Fenerbahce als Interessent, erklärte eine Verpflichtung Özils damals aber «aus wirtschaftlichen Gründen» für ausgeschlossen.
Arsenal ist sein Sorgenkind endlich los
Es ist kein Geheimnis, dass die Gunners ihren Topverdiener (Jahresgehalt rund 22 Millionen Franken) schon lange von der Gehaltsliste loswerden wollten. Doch Özil weigerte sich stets beharrlich. «Ich will nicht gehen, damit hat sich das», sagte Özil noch im August 2020 im Interview mit «The Athletic». «Ich bleibe hier bis zum letzten Tag unserer Vereinbarung.» Symbolisch wurde im vergangenen Jahr ein Foto, auf dem Özil mit einem Sonnenschirm auf der Arsenal-Tribüne sitzt. Viele Fans reagierten verärgert.
Im Sommer 2013 war er für rund 50 Millionen Euro – damals eine Rekordsumme für Arsenal – am letzten Tag der Transferphase von Real Madrid gekommen. Ein Coup, für den der damalige Trainer Arsène Wenger gefeiert wurde. Unter Mentor Wenger wurde Özil in London sofort zum Publikumsliebling. Der Mittelfeldstar gewann mit den Gunners dreimal den FA Cup, für weitere Titel reichte es allerdings nicht.
Galt er unter Wenger noch als Stammspieler, war Özil nach dem Rücktritt des Trainers im Sommer 2018 nicht mehr gesetzt. Sein Verhältnis zu Wengers Nachfolger Unai Emery galt als angespannt. Einerseits betonte Emery Özils Wert für das Team, andererseits liess er den Mittelfeldspieler oft auf der Tribüne, offiziell wegen Fitnessrückstands – was Özil dementierte – oder krankheitsbedingt.
Özil in London rausgeekelt
So fand der Weltmeister von 2014, der in Deutschland wegen seiner Fotos mit dem türkischen Staatschef Erdogan in die Kritik geraten und nach der verkorksten WM 2018 aus der Nationalmannschaft zurückgetreten war, auch bei Arsenal nicht mehr zurück in die Erfolgsspur. Gleichzeitig rutschte auch der einstige Erfolgsklub in der Tabelle stetig ab.
Özils Hoffnung, dass sich die Situation unter dem neuen Coach Mikel Arteta bessern würde, währte nur kurz. Die Nichtnominierung für die Liga und den Europapokal war ein neuer Tiefpunkt, das Tischtuch zwischen Arsenal und seinem einstigen Liebling damit zerschnitten. Er sei «tief enttäuscht», schrieb Özil in sozialen Medien und warf dem Verein mangelnde Loyalität und fehlenden Respekt vor.
Sportliche Gründe, wie von Arteta angegeben, schloss Özil erneut aus. Seine Leistungen seien auf einem guten Niveau gewesen, betonte er und gab sich kämpferisch. Dem Sender NTV sagte er nun: «Ich habe lange nicht gespielt. Aber ich bin körperlich fit, es gibt kein Problem.» Was noch in ihm steckt, kann – und muss – Mesut Özil jetzt in Istanbul unter Beweis stellen. Mit 32 Jahren könnte es seine letzte Station als Fussballer sein.
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