Manuel Akanji Akanji: «Ich frage mich, was passiert wäre, hätte ein Schwarzer das Kapitol gestürmt»

jar

9.1.2021

Manuel Akanji blickt mit Sorge auf die Geschehnisse in den USA.
Manuel Akanji blickt mit Sorge auf die Geschehnisse in den USA.
Bilder: Getty

Nati-Spieler Manuel Akanji ist entsetzt über die jüngsten Ereignisse in den USA. Der BVB-Verteidiger spricht auch über die Entlassung von Lucien Favre und seine Zukunft.

Fünf Menschen sind am Mittwoch in Washington ums Leben gekommen, als Anhänger von Donald Trump das Kapitol gestürmt hatten und verhindern wollten, dass Joe Biden zum neuen Präsidenten ernannt wird. Es sind Bilder, die die ganze Welt schockieren. Auch BVB-Verteidiger Manuel Akanji sagt, dass er sehr besorgt darüber sei, was aktuell in den Vereinigten Staaten vor sich gehe.

«Es ist unglaublich, wie weit solche Extremisten im Zeitalter der Demokratie überhaupt gekommen sind. Als Halb-Afrikaner frage ich mich ausserdem, was passiert wäre, wenn ‹der Schwarze› über den Zaun geklettert wäre und das Kapitol gestürmt hätte. Das möchte ich mir gar nicht ausmalen», sagt Akanji in einem Interview mit «Sport 1» und denkt dabei wohl auch an George Floyd, der im Mai des letzten Jahres bei seiner Verhaftung von einem Polizisten getötet wurde.

«Es wurden in der Vergangenheit Menschen in den USA schliesslich schon für viel weniger erschossen oder Opfer von polizeilicher Gewalt. Das bringt einen schon zum Nachdenken», so der Dortmund-Profi weiter. «Das Land ist, wie unsere Gesellschaft in dieser Hinsicht auch, tief gespalten. Das ist beängstigend.»



Der 25-jährige Schweizer Nationalspieler setzt sich stark für den Kampf gegen Rassismus ein. Seine Schwester Sarah ist als Mitglied der SP im Zürcher Kantonsrat, kämpft vor allem um die Gleichberechtigung der Frau. Die politische Ader habe sicher auch etwas mit ihren afrikanischen Wurzeln zu tun, glaubt Akanji: «Wir haben in unserer Familie schon früh gelernt, dass wir uns für Sachen einsetzen, die wir für richtig und wichtig halten. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir das tun. Das werden wir beibehalten.»

Vertrag in Dortmund läuft bis 2022 – wie weiter?

Akanji will sich also auch künftig mit politischen Themen befassen. Und wo liegt die sportliche Zukunft des Innenverteidigers, dessen Vertrag in Dortmund noch bis Sommer 2022 läuft? «Im Fussball kann sich jeden Tag etwas ändern. Einen Karriereplan habe ich deshalb nicht. Ich lebe mehr im Hier und Jetzt und bin aktuell in Dortmund sehr zufrieden», sagt er. Einer Vertragsverlängerung scheint er aber nicht abgeneigt. «Das werden wir zu gegebenem Zeitpunkt sehen. Wir werden sicherlich bald Rücksprache halten und schauen, wie es weitergeht.»

Wahrscheinlich ist am Ende ausschlaggebend, ob Akanji seinen Stammplatz unter Interimscoach Edin Terzic (und dessen möglichem Nachfolger) behalten kann. Unter Lucien Favre hatte der ehemalige Basler eigentlich immer gespielt. «Er hat hervorragende Arbeit abgeliefert. Wir sind zweimal unter ihm Zweiter geworden. Er hat mir persönlich viel geholfen und mir viel Spielzeit gegeben, dafür bin ich dankbar», sagt Akanji über den im Dezember entlassenen Favre. «Die Entscheidung war sicher nicht einfach für den Vorstand.»

Terzic sei die «naheliegendste Lösung» für die kurzfristige Nachfolge gewesen, meint der Schweizer. «Er war ja schon über zwei Jahre bei der Mannschaft und weiss ganz genau, wie wir ticken. Er ist ein emotionaler Typ mit einem grossen taktischen Verständnis. Bisher macht er das sehr gut.» Was sich unter dem neuen Trainer bereits verändert habe, will Akanji nicht verraten. Aber: «Im Spielaufbau haben wir uns verändert, wie wir den Gegner anlaufen.»



Am Samstag kommt es in der Bundesliga zum grossen Verfolgerduell. Dortmund spielt in Leipzig, beim aktuell ersten Bayern-Verfolger. Ein Spiel, bei dem es für den BVB auch darum geht, den Ruf in Deutschland als Nummer 2 hinter Bayern zu halten. Akanji: «Ehrlich gesagt finde ich noch nicht, dass Leipzig das Recht hat, den Platz als zweite Kraft hinter Bayern in Anspruch zu nehmen.» Schliesslich habe er in seinen fast drei Jahren mit Dortmund noch nie gegen Leipzig verloren. «Wir haben über Jahre hinweg bewiesen, dass wir hinter Bayern die Nummer zwei sind. Das wollen wir am Wochenende mit einem Sieg untermauern.»

Zurück zur StartseiteZurück zum Sport