Fifa-Chef Gianni Infantino soll dafür sorgen, dass Wanderarbeiter in Katar für ihre Arbeit vor der Fussball-Weltmeisterschaft entschädigt werden. Das forderte am Mittwoch die Nichtregierungsorganisation (NGO) Avaaz in Infantinos Heimatort Brig im Wallis auf Plakaten.
Die internationale Bürgerrechtsbewegung Avaaz (persisch für «Stimme") fordert vom Weltfussballverband Fifa die Einrichtung eines Fonds zur Entschädigung der Arbeiter, die auf den Baustellen im Golfstaat Katar oftmals unter international für menschenunwürdig kritisierten Bedingungen gearbeitet haben.
Plakatwagen fuhren am Mittwoch durch die Stadt Brig, wo immer noch Verwandte des Fifa-Chefs leben. Avaaz-Aktivisten warfen Infantino auf den Plakaten vor, sich zu weigern, «Tausende von Wanderarbeitern zu entschädigen, die während des Baus der Weltmeisterschaft starben oder ausgebeutet wurden».
Die Walliser Kantonspolizei begnügte sich damit, die Identität der Insassen der drei Plakatwagen festzustellen, wie ein Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte.
Auf den an den Fahrzeugen montierten Plakaten wurde der schweizerisch-italienische Doppelbürger Infantino an seine Einwanderer-Wurzeln erinnert. Der Fifa-Chef selbst hatte am Vorabend der Fussball-Weltmeisterschaft an seine gemischte Herkunft erinnert und damit seine Nähe zu den Arbeitsmigranten im Emirat am persischen Golf zu betonen versucht.
440 Millionen US-Dollar
Die genaue Zahl der auf den Baustellen ums Leben gekommenen Wanderarbeiter ist umstritten. Katar hat Schätzungen westlicher Medien und Organisationen, wonach es sich um tausende Opfer handelt, stets zurückgewiesen.
Avaaz fordert die Beteiligung der Fifa an einem Fonds von mindestens 440 Millionen US-Dollar – mit der Begründung, tausende Menschen seien missbraucht und ausgebeutet worden, und viele Wanderarbeiter seien wegen der Fussball-WM gestorben.
Die Fifa hat bereits angekündigt, dass sie einen Wohltätigkeitsfonds einrichten werde. Laut Avaaz hat sie sich aber nicht dazu verpflichtet, die Entschädigung der Arbeiter zu einem zentralen Element zu machen.
Der Betrag von 440 Millionen US-Dollar basiert laut Avaaz auf «dem gesamten Topf, den die Fifa für die WM-Teams bereithält» und «entspricht nur 6 Prozent der Einnahmen von 7,5 Milliarden US-Dollar, die die Fifa voraussichtlich aus dem diesjährigen Turnier erzielen wird».