Alphonso Davies hat sich bei Bayern München durchgesetzt. Der 19-Jährige hat dabei einen erstaunlichen Weg hinter sich. Nach seiner sportlichen Karriere will der Kanadier aber in einem anderen Bereich glänzen.
Shootingstar Alphonso Davies hat sich nach Aussage von Sportdirektor Hasan Salihamidzic zu einer zentralen Figur beim FC Bayern München entwickelt. «Alphonso ist aus dieser Mannschaft nicht mehr wegzudenken», sagte der Manager des Rekordmeisters der «Süddeutschen Zeitung». «Sein Talent hat er eindrucksvoll bewiesen, er ist von 0 auf 100 durchgestartet, mit seiner Geschwindigkeit, seiner Spielfreude, seinem Drang nach vorne.»
Der kanadische Nationalspieler war im Januar 2019 von Vancouver nach München gewechselt, seit Oktober ist er in der Bayern-Abwehr auf der linken Seite gesetzt. Anfang dieser Woche verlängerten die Münchner den Vertrag des 19-Jährigen vorzeitig um zwei Jahre bis Juni 2025.
Der pfeilschnelle Youngster, welcher mit seinem Team seit ein paar Wochen ein Spezial-Training absolviert, gab der englischen Fussball-Legende Gary Lineker im «Guardian» ein längeres Interview.
Der steile Aufstieg nach oben
Seine Eltern flüchteten einst vom Bürgerkrieg aus Liberia, Davies wurde in einem Flüchtlingslager in Ghana geboren. «Ich kann mich nicht wirklich an viel aus diesen Jahren erinnern. Ich wünschte, ich könnte es. Ich kann mich nicht einmal wirklich daran erinnern, dort Fussball gespielt zu haben, obwohl ich weiss, dass ich es getan habe. Es ist keine Erinnerung, die Eltern allzu oft mit ihren Kindern teilen wollen, aber sie haben ein bisschen darüber gesprochen, weil es ein Teil unserer Geschichte ist.» Heute setzt er sich als UNHCR-Botschafter für die Flüchtlinge ein, «um die Menschen zu inspirieren und zu helfen», erklärt Davies.
Als er fünf Jahre alt war, fand die Familie – er hat noch zwei jüngere Geschwister – in Kanada eine neue Heimat. «Es war hart, aber es war auch ein erstaunliches Gefühl, in ein Land gehen zu können und das zu tun, was man tun will und der zu sein, der man sein will.»
Er habe jeden Augenblick in der Schule genossen, man brauche eine längerfristige Ausbildung, so Davies. Auch hätte die Akamedie von Vancouver, für die er als 14-Jähriger das Zuhause verliess, es nicht zugelassen, schlechte Noten zu haben.
Dort hat er auch begonnen, an eine Profikarriere zu denken. «Jedes Mal, wenn ich mir die erste Mannschaft von Vancouver ansah, dachte ich: "Hier möchte ich sein. Das ist mein Traum." Ich habe im Training und auf dem Feld immer mein Bestes gegeben.»
«Ich war sehr eingeschüchtert»
Bereits im zarten Alter von 15 Jahren, acht Monaten und 15 Tagen feierte Davies sein Debüt in der MLS, wenig später lief er auch erstmals für die kanadische Nationalmannschaft auf. Als 18-Jähriger wurde er Kanadas Spieler des Jahres. «Es gibt mir das Gefühl, dass sich all die harte Arbeit, die ich über die Jahre geleistet habe, wirklich auszahlt. Der Trainer sah etwas in mir, als ich kanadischer Staatsbürger wurde und er mich für die Nationalmannschaft aufbot – der Spieler des Jahres zu sein,war ein Schock!»
Bayern München machte schliesslich das Rennen um den Rohdiamant. Es sei sowohl aufregend als auch beängstigend gewesen, als der Klub sein Interesse signalisierte. «Ich musste mir einfach beweisen, dass ich auf diesem Niveau mithalten kann», meint Davies. Der erste Tag bei seinem neuen Arbeitgeber bleibt unvergessen: «Ich habe diese Jungs seit meiner Kindheit im Fernsehen gesehen, und nun trainierte und spielte ich plötzlich mit ihnen. Ich war sehr eingeschüchtert.»
Mit Bayern traf er in der Champions League auf Chelsea. Ein spezielles Duell für ihn, auch weil sein Vater Fans der «Blues» ist: «Mein Vater mochte Didier Drogba sehr gern, und als ich aufwuchs, lief immer ein Chelsea-Spiel. Es gab viele tolle Teams früher, aber ich war nie ein grosser Fan von irgendeiner Mannschaft.»
Nicht nur auf dem Feld sorgt der neue Münchner Fanliebling für Furore, sondern auch mit seinen lustigen Videos auf TikTok: «Fussball steht an erster Stelle, aber ich möchte irgendwann Schauspieler werden. Ich mag es, Leute zu unterhalten, und TikTok gibt mir die Plattform dafür. Es ermöglicht den Fans nicht nur zu sehen, was ich auf dem Spielfeld mache, sondern auch meine Persönlichkeit ein bisschen näher kennen zu lernen. Und es vertreibt die Zeit während der Coronakrise.»