DFB-Pokal Angespannte Lage auf Schalke: Was passiert beim nächsten Hass-Plakat?

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3.3.2020

Eigentlich wollen sie nur Fussball spielen. Vor ihrem Duell im DFB-Pokal am Dienstagabend müssen sich der FC Schalke 04 und der FC Bayern München aber mit Fragen nach einem möglichen Spielabbruch beschäftigen.

«Ich hoffe, dass sich das Geschehen wirklich auf den Fussball konzentriert», damit ist Bayern-Coach Hansi Flick nicht alleine. Doch die Lage vor dem Viertelfinal-Pokal-Hit (ZDF live ab 20:45 Uhr) in Gelsenkirchen ist angespannt. 


Nach den jüngsten Eskalationen und den diversen Anfeindungen gegen Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp und den Deutschen Fussballbund (DFB) beschäftigen sich die beiden Vereine neben der sportlichen Vorbereitung vor allem mit der Frage: Was passiert, wenn auch heute wieder provokative Plakate (z. B. Hopp im Fadenkreuz) mit fragwürdigen Botschaften (z. B. Hurensohn Hopp) hochgehalten werden? 

Die Gastgeber haben sich mit einer klaren Ansage bereits am Wochenende gemeldet und mit deutlichen Worten den sofortigen Spielabbruch in vergleichbaren Situationen angekündigt:


«Wir distanzieren uns ganz klar von derartigen Plakaten, diffamierenden Äusserungen und persönlichen Beleidigungen und akzeptieren keinerlei Bagatellisierung. Wir werden dieses Verhalten (...) konsequent ahnden, die Verursacher dieser Diffamierungen ausgrenzen. Sollten (...) bei zukünftigen Spielen derartige Vorkommnisse in der Veltins-Arena sichtbar werden, wird unsere Mannschaft den Platz verlassen – ungeachtet der Spieldauer, des Resultats oder etwaiger Konsequenzen»

FC Schalke 04

Hopp-Anfeindungen nein, Affenlaute ja? 

So klar diese Stellungnahme zunächst auch klingen mag, so wirft sie umgehend die Frage auf: Wo wird die Grenze genau gezogen?

Und in der Folge: Was passiert, sollten die Schalker tatsächlich vor Ablauf der Spielzeit das Feld verlassen? «Dann muss diese Mannschaft die Konsequenz in Kauf nehmen, dass das Spiel dann für den Gegner als gewonnen gewertet wird», erklärt Hans Eberhard Lorenz, Vorsitzender des DFB-Sportgerichts, gegenüber «Sport 1». Will heissen: Halten Bayern-Fans ein umstrittenes Transparent hoch und Schalke handelt konsequent, ist der Wettbewerb für die «Königsblauen» beendet. Ob es so weit kommt?

Und was passiert bei Rassismus?

Schalker Fans hatten sich bislang im Gegensatz zu Bayerns Chaoten mit Beleidigungen an die Adresse Hopps und des Deutschen Fussballbundes zurückgehalten. Dafür hatte es im Pokal-Achtelfinal gegen Hertha BSC Wirbel um rassistische Rufe einzelner Zuschauer gegeben, von den Berlins Jordan Torunarigha berichtete hatte. Eine weitere Frage, die sich vor dem Pokalspiel heute Abend also stellt: Rassismus ja, DFB-Anfeindungen nein?

Sollte hingegen der Schiedsrichter nach vorausgegangenen Verwarnungen und einem Spielunterbruch die Partie abbrechen, müsste der DFB im Anschluss beurteilen, welcher Klub die Schuld am Abbruch trägt und entsprechend eine Forfait-Niederlage aussprechen.

Option 3: Sollten beide Teams gleichermassen verantwortlich gemacht werden, «kann man entscheiden, ob man das Spiel neu ansetzt. Denn da verteilt sich die Schuld auf beide Seiten», so Lorenz. Eine weitere Möglichkeit: «Man könnte das Spiel auch für beide Mannschaften als verloren werten.»

Szenarien, mit denen man sich bis vor wenigen Wochen noch nicht auseinandersetzen musste. Doch dieser Tage ist vieles im Sport anders. Die Gemütslage ist brisant – auf und neben dem Platz.


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