Kürzlich hat sich Nedim Bajrami, der auch für die Schweizer A-Nati in Frage kam, für Albanien entschieden. Der Empoli-Legionär ist hierzulande beileibe nicht der einzige Fussballer, der einen Nationenwechsel vornahm. Bei diesen Fussballern schmerzte es besonders.
Die Wogen in den Kommentarspalten gehen jeweils hoch, wenn der SFV Medienmitteilungen verschickt, in denen sich der Inhalt um Nationenwechsel von Spielern dreht. Diese Erfahrung macht nun auch Bajrami: Der 22-jährige Mittelfeldspieler stand seit 2013 für Schweizer Nachwuchsauswahlen im Einsatz und kam auf 50 Einsätze für die Schweiz. Zukünftig will er aber für Albanien auflaufen.
Grundsätzlich ist es für den SFV natürlich schade, wenn man talentierte Spieler verliert. Doch vielen der Abgewanderten dürfte der Verband nicht nachtrauern. Im Normalfall sehen diese Fussballer einfach keine Perspektive, um in der A-Nati den Durchbruch zu schaffen. Manchmal waren auch administrative Gründe dafür verantwortlich, dass die Talente anderswo Unterschlupf fanden. Bei einigen Rohdiamanten schmerzte der Verlust den SFV dann doch sehr schwer. Nachfolgend fünf Fussballer, die wir gut gebrauchen hätten können.
Mladen Petric
Unter Köbi Kuhn bestritt der Stürmer noch ein Spiel für die Schweizer U21, danach entschied sich Petric für Kroatien. Im November 2001 gab er sein Debüt für «die Karierten». Er erhielt bis 2013 Aufgebote und kam auf total 44 Länderspiele, in denen er 12 Tore erzielte.
Einen Angreifer von internationalem Format ist in der Schweiz eine Seltenheit. Umso bitterer war natürlich dieser herbe Verlust. Inzwischen ist Petric als Experte ein gefragter Mann und ist unter anderem für «blue Sport» in der Champions League im Einsatz.
Vedad Ibisevic
Als 16-Jähriger musste er zusammen mit seinen Eltern und seiner Schwester vor dem Krieg in Bosnien fliehen. Die erste Anlaufstation der Familie war ein Onkel im Aargau. Dort lebte Ibisevic zehn Monate lang, spielte für den FC Baden und lernte Schweizerdeutsch. Dann aber zerschlug sich die Hoffnung auf eine dauerhafte Aufenthaltsbewilligung oder gar eine Einbürgerung in der Schweiz, wie der «Tages Anzeiger» schreibt.
Später kam die Familie in den USA unter, ehe er über Umwege den Weg in die Bundesliga fand, wo er regelmässig skorte. Nach seinem missglückten Schalke-Intermezzo steht der 36-Jährige vor dem Karriereende. Klar ist: Ein Goalgetter, wie er es lange war, hätte der Schweiz sehr gut getan.
Ivan Rakitic
Der Blondschopf aus Möhlin hat von der U16 bis U21 für die Schweiz gespielt. Danach kickte der Mittelfeldstratege für Kroatien und debütierte dort im September 2007. Nach stolzen 106 Länderspielen für Kroatien gab er letzten Herbst seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt.
Der Höhepunkt von Rakitics Nationalteam-Karriere war das Erreichen des WM-Finals 2018, den die Kroaten gegen Frankreich 2:4 verloren. Für die «Karierten» erzielte er 15 Länderspiel-Tore.
Der 33-Jährige steht derzeit wieder bei Sevilla unter Vertrag, zuvor spielte er sechs Jahre beim FC Barcelona. Der 33-Jährige wäre mit seiner Spielstärke und Übersicht ein grosser Gewinn für den SFV gewesen.
Senad Lulic
1998 landete der damals 12-jährige Senad mit seiner Familie wegen der Kriegswirren auf dem Balkan in Graubünden. Bei Chur 97 gab er sein Debüt, ehe er zu Bellinzona und Vladimir Petkovic wechselte. Danach spielte der Aussenbahnspieler bei GC und YB (wieder unter Petkovic). Mit seinem Arbeitseifer und Kampfeinsatz überzeugte er auch die Scouts von Lazio Rom, die ihn 2011 holten. Dort mauserte Lulic sich sogar zum Captain. Der 35-Jährige spielt auch heute immer noch regelmässig. Leider nicht beim SFV.
Als Petkovic 2014 Schweizer Nationaltrainer wurde, konnte er seinen «Zieh-Sohn» aber nicht mehr aufbieten. 2008 war Lulic noch nicht im Besitz eines Schweizer Passes und war deshalb dem bosnischen Aufgebot gefolgt. 57 Mal stand er für seine alte Heimat im Einsatz und war auch bei der WM-Premiere seines Landes 2014 in Brasilien dabei.
Milos Veljkovic
Der beim FC Basel ausgebildete Junior stand 2011 ein einziges Mal für die Schweizer U16 in der Innenverteidigung (sein damaliger Partner war ein gewisser Kevin Mbabu). Zu der Zeit lockte ihn Tottenham zu sich, wo er sich dann aber nicht ins Fanionteam spielen konnte. Nach mehreren Leihen auf der Insel fand er dann 2016 den Weg in die Bundesliga zu Werder Bremen.
Dort reifte Veljkovic zum Stammspieler. Der heute 25-Jährige sprang aber dem SFV schon früh von der Schippe und folgte dem Lockruf Serbiens. Mit der U19 wurde er dort Europameister und mit der U20 sogar Weltmeister. Inzwischen hat er auch für Serbiens A-Nationalmannschaft neun Länderspiele absolviert. Auch wenn die Schweiz in der Innenverteidigung meist gut besetzt ist, hätte Veljkovic sicher seine Chance erhalten.