Das imposante 4:1 der Bayern in Rom hat viele Gewinner. Einer sticht heraus. Jamal Musiala schiesst in einer «Nacht zum Erinnern» auf der Müller-Position ein Rekordtor. Und er trifft eine grosse Entscheidung.
Noch vor der Rückreise von seinem grossen Fussballabend in Rom machte Jamal Musiala auch Joachim Löw glücklich. Nach «einer Nacht zum Erinnern» will das Super-Talent des FC Bayern künftig auch für die deutsche Nationalmannschaft glänzen.
Der Bundestrainer will den 17-Jährigen gleich für den Länderspiel-Dreierpack im März einladen. «Ich sehe ein riesiges Potenzial in ihm», sagt Löw. Musiala war nach seiner grossen Abend in Italiens Hauptstadt wortlos zu einem der beiden roten Bayern-Mannschaftsbusse geschlichen, dafür sprachen schon im Stadio Olimpico alle über ihn. Beim imposanten 4:1 der Münchner Champions-League-Liebhaber gegen einen heillos überforderten Achtelfinal-Herausforderer Lazio Rom funkelte das Fussball-Juwel des FC Bayern besonders hell in der Ewigen Stadt.
Am Morgen danach verkündete Musiala die vorab durchgesickerte Entscheidung, für die Löw zuletzt eindringlich bei ihm geworben hatte. Das Fussball-Herz des Deutsch-Engländers schlägt künftig ganz für sein Geburtsland.
«Am Ende habe ich auf mein Gefühl gehört, dass es die richtige Entscheidung ist, für Deutschland zu spielen», sagte Musiala «Sportschau» im Interview. Einfach fiel sie dem englischen U21-Nationalspieler, der an diesem Freitag volljährig wird, nicht. Aber sie fühle sich für ihn «100 Prozent richtig» an.
Langfristiger Vertrag liegt bereit
Hansi Flick war natürlich eingeweiht, verriet aber direkt nach dem Erfolg im grossen Pressesaal des Stadio Olimpico nichts. «Darüber möchte ich nicht sprechen», sagte er. Happy war in Rom aber natürlich auch Löws ehemaliger Assistent. «Wir freuen uns alle, dass Jamal eine gute Leistung gezeigt hat», sagte Bayern-Coach Flick, der zu seinem 56. Geburtstag am Mittwoch reich beschenkt wurde.
In der Königsklasse liefert sein im Liga-Alltag zuletzt zweimal strauchelndes Ensemble seit nun zwei Jahren ohne Niederlage mit 17 Siegen und einem Unentschieden verlässlich Höchstleistungen ab. Das Viertelfinal-Ticket ist praktisch gelöst – und Flick darf Musiala in München als Lehrer noch eine lange Zeit weiter formen. Zum 18. Geburtstag soll Musiala beim deutschen Rekordmeister einen Vertrag bis 2026 unterschreiben, der ihn reich machen wird.
In Rom stieg der noch etwas schmächtige Junge zum jüngsten Münchner Königsklassen-Torschützen auf, er löste Samuel Kuffour ab. Der geschmeidige Dribbler Musiala ersetzte mit seinen speziellen Fähigkeiten den eigentlich unersetzlichen Thomas Müller auf der Zehner-Position. «Er hat unserem Spiel viel gebracht. Er kann ruhig so weitermachen», lobte Captain Manuel Neuer beeindruckt.
Leon Goretzka erteilte dem Youngster den internationalen Ritterschlag: «Er hat sich gut zwischen den Linien bewegt, den Ball gefordert, ist mutig gewesen und hat ein Tor gemacht – eine rundum gute Leistung.»
Debüt für DFB-Elf steht bevor
Auch die Bayern-Bosse hatten auf ihren Ledersitzen auf der Tribüne Spass an dem «spannenden Talent», wie Karl-Heinz Rummenigge den stillen Musiala zuletzt titulierte. Ein Hochbegabter, den Löw schon in den WM-Qualifikationsspielen Ende März – und damit vor der EM – erstmals im DFB-Trikot einsetzen will. Der Bundestrainer reiste Ende Januar extra nach München, um mit Musiala und dessen deutscher Mutter zu reden. Das beeindruckte den in den vergangenen Wochen so intensiv umworbenen Musiala sehr: «Herr Löw hat mir bei diesem Treffen einen sehr klaren Weg für mich in der Nationalmannschaft aufgezeigt.»
Flick vertraute Musiala im grossen Spiel in Rom, weil er nach «viel Trubel» um seine Zukunft den Kopf wieder frei hatte. «Ausschlaggebend war, dass wir so einen wie ihn brauchten. Wir wollten Ballbesitz haben und in den Halbräumen versuchen, Überzahl zu schaffen, Anspielpunkte zu schaffen», erläuterte der Trainer. Das Gewünschte lieferte Musiala, der neben Robert Lewandowski, Leroy Sané und Lazios Francesco Acerbi (Eigentor) die Münchner zum klaren Sieg schoss.
Die langfristige Bayern-Bindung ist ohnehin logisch. Der 31-jährige Müller braucht irgendwann einen Nachfolger. Und die Bayern sind, das bewiesen sie zum Start in die K.o.-Phase, in Europa das Richtmass für alle. Da ist es egal, wer wegen Corona oder Verletzungen fehlt. Die Einstellung stimmt, sobald die Königsklassen-Hymne ertönt. «Die Champions League ist für uns alle etwas Besonderes und sehr wichtig», sagt Neuer. Die Titelverteidigung ist auch Musialas grosses Ziel.
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