Youssef En-Nesyri Besser als Messi: Ein unbekannter Sevilla-Stürmer als bester Torschütze

SB10

26.1.2021

Youssef En-Nesyri sorgt derzeit  in den spanischen Strafräumen für viel Unruhe.
Youssef En-Nesyri sorgt derzeit  in den spanischen Strafräumen für viel Unruhe.
Bild: Keystone

In Spanien haben zwei Spieler bisher zwölf Tore auf dem Konto. Neben Atlético-Star Luis Suarez auch Sevillas Youssef En-Nesyri, der in der Öffentlichkeit noch nicht gross bekannt ist. Dabei ist der Marokkaner mehr als ein Geheimtipp.

Am Samstag schoss En-Nesyri Cádiz mit einem Hattrick gleich im Alleingang ab. Schon im letzten Heimspiel für Sevilla (gegen Real Sociedad ) schnürte der Stürmer einen Dreierpack. Zusammen mit Suarez führt er die Torschützenliste in LaLiga an. Lionel Messi muss sich mit elf Toren mit Rang drei begnügen.  

Im Gegensatz zu den beiden Superstars hat En-Nesyri einerseits kein Penaltytor darunter (Suarez traf einmal vom Elfmeterpunkt, Messi zweimal), andererseits spielte er nur selten über die volle Spieldistanz und kam oft gar nur als Joker zum Einsatz.

Auch in der Champions League zeigte der 23-Jährige sich treffsicher und schoss in sechs Spielen vier Tore. Insgesamt stand der 1,89 Meter grosse Angreifer, der trotzdem schnell und wendig ist, 1437 Minuten auf dem Platz und schoss wettbewerbsübergreifend 16 Tore – durchschnittlich braucht er also nur knapp 92 Minuten für einen Treffer. Sein Höhenflug war dabei nicht vorherzusehen.

Schliesslich begann die Saison für die Andalusier äusserst unglücklich. Im Super-Cup-Final gegen Bayern München verlor das Team von Ivan Rakitic knapp mit 0:1. Die tragische Figur: Youssef En-Nesyri. Er kam nach einer Stunde auf den Platz und scheiterte danach zweimal aus aussichtsreicher Position an Manuel Neuer. Nach dem Schlusspfiff vergoss der Pechvogel bittere Tränen.

Sogar «Täter» Manuel Neuer hat Mitleid mit Yousseff En-Nesyri.
Sogar «Täter» Manuel Neuer hat Mitleid mit Yousseff En-Nesyri.
Bild: Getty 

Der steinige Weg nach oben – verdiente Rache

Auf dem Platz überzeugt er mit seinem Willen und seiner Einsatzbereitschaft, auch wenn er aufgrund technischer Unzulänglichkeiten ab und zu den Ball verliert. Die kämpferische Einstellung half ihm wohl auch die Enttäuschung zu verdauen. Und ein Blick auf seine früheren Profistationen, wo es nicht immer nach Wunsch lief. 

Geboren in Fez, kam er mit 12 Jahren in eine Fussball-Akademie in Rabat. Als 17-Jähriger durfte er für Chelsea vorspielen. «Es war sehr kalt, ich konnte nicht mehr und brach nach drei Wochen ab», verriet En-Nesyri später. Schliesslich holte ihn der FC Malaga zu sich. Dort konnte er sich mit guten Leistungen in der zweiten Mannschaft einen Platz im Fanionteam sichern.

Als ihm 2016 dort in der Saisonvorbereitung gleich sechs Treffer gelangen, wurde er mit einem Vierjahresvertrag ausgestattet. In den nächsten beiden Jahren überzeugte weder er noch sein Team – Malaga stieg 2018 sogar ab. Für sechs Millionen Euro verpflichtete ihn Aufsteiger Leganés. Dort bildete er zusammen mit Martin Braithwaite ein gefährliches Sturmduo, En-Nesyri schoss in 34 Spielen 11 Tore.

Der umtriebige Sevilla-Sportdirektor Monchi verpflichtete ihn für 20 Millionen Euro, was viele Fans zu teuer fanden, schliesslich hatte man mit Luuk de Jong und Munir El Haddadi schon zwei Mittelstürmer im Kader. Inzwischen hat er alle Kritiker überzeugt. West Ham hat schon offiziell ein Angebot für 30 Millionen Euro abgegeben, doch sein Klub und Trainer wollen ihn behalten. «Er ist am idealen Ort», hält Julen Lopetegui fest. Und Monchi schrieb dem Torjäger kürzlich auf Instagram mit Verweis auf die Bayern-Niederlage: «Das Leben bietet immer die Chance auf Rache; du verdienst sie.»

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