Unheimliche Bilanz Sevilla dominiert Europas Topklubs – der rasante Aufstieg der Andalusier an die Spitze

Von Syl Battistuzzi

10.7.2020

An diesem Bild ist etwas falsch: Die Auflösung gibt's unten.
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Bild: Getty

Noch zur Jahrtausendwende startete der FC Sevilla in der zweiten Liga. Nun sind die Andalusier seit fast zwanzig Jahren Stammgast auf europäischer Fussballbühne. Das Erfolgsgeheimnis ist kein Milliardär, sondern ein smarter Sportdirektor.

Sevilla ist nach dem 2:1-Auswärtssieg gegen Athletic Bilbao am Donnerstag auf Champions-League-Kurs. Der Klub aus der für manche schönsten Stadt Spaniens liegt derzeit auf Rang 4, sechs Punkte vor Verfolger Villareal. 

Eine Qualifikation für die europäische Bühne ist aber beileibe nichts Neues für die Andalusier. Sevilla hat sich in 16 der vergangenen 17 Spielzeiten für den europäischen Fussball qualifiziert. Eine bessere Bilanz als etwa Paris Saint-Germain, Liverpool, Borussia Dortmund, Atlético Madrid, Inter Mailand, AC Milan oder Juventus Turin.

Und man spielte dort jeweils nicht nur mit, sondern räumte im grossen Stil ab. Zweimal gewann Sevilla den UEFA-Cup (05/06, 06/07), gar dreimal die Europa League (13/14, 14/15, 15/16). Seit der Auferstehung von Sevilla nach der Jahrtausendwende hat nur Real Madrid gleich viele «europäische Titel» (Champions League/Europa League) in Europa gewonnen. Dazu gewann Sevilla einmal den UEFA-Supercup und zweimal den spanischen Pokal.

Die unheimliche Transformation ...

Rückblende: 2001 stieg der FC Sevilla wieder einmal aus der Zweitklassigkeit auf – mehrere Jahre war der notorisch erfolglose Klub (1946 einmal Meister) bereits eine «klassische Liftmannschaft». Doch ein Mann veränderte das Gesicht des Vereins: Ramon Rodriguez Verdejo, genannt Monchi. Der damals 31-Jährige wird Sportchef.

Und er hat eine exzellente Spürnase: Jahr für Jahr entdeckte er grosse Talente, holte sie aus der eigenen Jugend zu den Profis oder kaufte sie für wenig Geld aus Südamerika, um sie dann teuer an die Topklubs zu verkaufen. Viele Spieler kamen und gingen, doch der Erfolg blieb stets. In jeder der letzten 19 Saisons ist man in der oberen Hälfte gelandet.

Sergio Ramos (27 Millionen Euro), Dani Alves (35,5 Millionen Euro), Ivan Rakitic (18 Millionen Euro), Julio Baptista (20 Millionen Euro), Carlos Bacca (30 Millionen Euro), Antonio Reyes (30 Millionen Euro), Seydou Keita (14 Millionen Euro) oder Jesus Navas (20 Millionen Euro) sind die bekanntesten Namen auf Monchis Verkaufsliste. Vor der Saison liess er Wissam Ben Yedder für 40 Millionen Euro zu Monaco ziehen.

Monchi: Der Mastermind hinter Sevillas Erfolg.
Monchi: Der Mastermind hinter Sevillas Erfolg.
Bild: Getty

... dank dem vielleicht besten Sportchef der Welt

Insgesamt brachte der ehemalige Goalie in seiner langjährigen Amtszeit – nur unterbrochen von einem (missglückten) Abstecher von 2017 bis 2019 zur AS Roma  – seinem Verein mehr als 250 Millionen Euro ein. Wahrscheinlich hat er sein Auge für Talente bei einem früheren Teamkollegen geschärft: Diego Maradona.

Zeitweise sollen für ihn über 700 Scouts rund um den Globus gearbeitet haben. Und falls die nicht fündig wurden, konnte Monchi – auch Götti von Rakitics Tochter Raquel – sich bei der hervorragenden Jugend-Akademie bedienen.

Monchi hatte auch das Talent, jeweils auf die richtigen Trainer zu setzen. Die erste Erfolgsära war unter Juande Ramos, noch mehr räumte später Unai Emery ab. Aktuell setzt man in Andalusien auf den ehemaligen Real-Coach Julen Lopetegui. Captain des Teams ist der unverwüstliche Navas, der auch mit 34 Jahren noch die rechte Seite hoch- und runterrennt. 

Das verrückte Spiel am letzten Montag

Im Kader steht mit Thomas Vaclik auch ein ehemaliger FCB-Spieler. Der Tscheche war am vorletzten Spieltag zu Hause gegen Eibar einer der beiden Hauptakteure in einem der verrücktesten Spiele der Klubhistorie. In der Nachspielzeit verletzte sich Vaclik, Coach Lopetegui hatte aber alle Wechselmöglichkeiten schon ausgeschöpft. So ging Stürmer Lucas Ocampos ins Tor – und rettete spektakulär gegen den gegnerischen Goalie den 1:0-Sieg (im Video unten). Torschütze zuvor war ausgerechnet .... Ocampos.

Der Argentinier kam letzte Saison für 15 Millionen Euro aus Marseille. Diese Spielzeit ist er mit 13 Toren bereits Topskorer des Teams. Geholt hat ihn natürlich Monchi ...


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