Glorreiche Zukunft? «Bester Fussball seit Sir Alex Ferguson» – ManUtd ist das Team der Stunde

Von Patrick Lämmle

10.7.2020

Paul Pogba, Ole Gunnar Solskjaer und Bruno Fernandes: Werden sie gemeinsam eine neue Ära prägen?
Paul Pogba, Ole Gunnar Solskjaer und Bruno Fernandes: Werden sie gemeinsam eine neue Ära prägen?
Bild: Getty (Bildmontage)

Manchester United fährt am Donnerstagabend den vierten Liga-Sieg in Folge ein, Gesamtskore 14:2. Seit 17 Pflichtspielen sind die roten Teufel nun schon ungeschlagen. Vieles erinnert derzeit an glorreiche Zeiten.

Die «Daily Mail» schwärmt, dass Manchester United den «besten Fussball» seit Sir Alex Fergusons Rücktritt spiele. Ferguson stand bei ManUtd von 1986 bis Juni 2013 an der Seitenlinie und führte sein Team zu 13 Meistertiteln und zwei Triumphen in der Champions League (1999 und 2008). Unzählige weitere Titel schmücken seinen Palmarès.

Die Trainerlegende, die ManUtd 19-mal in Folge in die Champions League führte, trat als Meistertrainer zurück und hinterliess eine riesige Lücke. Weder David Moyes, Ryan Giggs, Louis van Gaal noch José Mourinho konnten seine Fussstapfen auch nur ansatzweise füllen.

Seit Dezember 2018 steht mit Ole Gunnar Solskjaer ein ehemaliger Schützling Fergusons an der Seitenlinie – der Matchwinner des Champions-League-Finals 1999. Der Norweger verlieh dem Team nicht auf Anhieb Flügel und so ist es nicht selbstverständlich, dass er überhaupt noch United-Coach ist. Doch die Klubbosse übten sich in Geduld – und das scheint sich nun langsam aber sicher auszuzahlen. ManUtd gewinnt wieder an Strahlkraft – das zeigt sich ganz besonders am Beispiel von Paul Pogba.

Paul Pogba: Hoffnungsträger! Sorgenkind! Hoffnungsträger?

2016 überwies Manchester United die damalige Rekordablöse von 105 Millionen Euro an Juventus Turin. Grosse Hoffnungen waren mit der Verpflichtung verbunden, der Franzose sollte eine neue Ära prägen. In einzelnen Spielen liess der 27-Jährige seine ganze Klasse aufblitzen, insgesamt konnte er die Erwartungen aber nicht erfüllen. Pogba mutierte immer mehr zum Sorgenkind, auf den Social-Media-Kanälen verhielt er sich des Öfteren nicht sonderlich professionell, Verletzungen bremsten ihn aus – teils wurde darüber spekuliert, dass er diese aus Unlust nur vorgaukelt.



Transfer-Gerüchte liess Pogba unwidersprochen stehen und sein berühmt-berüchtigter Berater Mino Raiola goss tonnenweise Öl ins Feuer. Zu Beginn des Jahres standen die Zeichen endgültig auf Abschied, nichts deutete darauf hin, dass Pogba seinen bis 2021 laufenden Vertrag erfüllen würde. Eine Vertragsverlängerung? Ausgeschlossen! Als Solskjaer Anfang Jahr auf die anhaltenden Wechselgerüchte angesprochen wurde, begegnete er, dass Pogba ManUtd gehöre. Eine Aussage, die Raiola zur Weissglut trieb: «Paul ist nicht mein und sicher nicht Solskjaers Eigentum, Paul ist Paul Pogbas Eigentum. Du kannst weder in England noch sonst wo einen Menschen besitzen. Ich hoffe, dass Solskjaer nicht darauf hinweisen will, dass Paul sein Gefangener ist.»

Solskjaer: «Pogba geniesst den Fussball»

Inzwischen scheint sich der Topverdiener (16,6 Millionen Euro Jahresgehalt) allerdings (erstmals seit seiner Ankunft) in Manchester richtig wohlzufühlen. Solskjaer meint: «Natürlich wollen wir die besten Spieler behalten. Hoffentlich können wir etwas tun. Ich weiss, dass Paul besser und besser geworden ist, seitdem er zurück ist. Er geniesst den Fussball, lasst uns mal schauen, wo uns das hinführt.» Raiola bleibt stumm.



Das dürfte daran liegen, dass Manchester United derzeit richtig attraktiven und vor allem erfolgreichen Fussball spielt, was auch mit der Neuverpflichtung von Bruno Fernandes zusammenhängt. Der Portugiese stiess im Januar für 55 Millionen Euro von Sporting Lissabon zu United – mit ihm haben die Red Devils noch nie verloren! Mit dem wieder genesenen Pogba harmoniert er fantastisch.

So stark ist das «neue» Manchester United

Am 22. Januar verliert Manchester United in der 24. Runde zu Hause 0:2 gegen Burnley. In der Tabelle liegt Manchester United nach diesem Spiel auf Platz fünf, der Vorsprung auf das im 14. Rang klassierte Newcastle beträgt nur vier Punkte. Das viertklassierte Chelsea hat sechs Punkte Vorsprung, Leicester City ganze 14, Stadtrivale ManCity 17 und Leader Liverpool hat satte 70 Punkte auf dem Konto und damit fast doppelt so viele wie Manchester United (34).

Ein halbes Jahr und eine Corona-Pause später ist ManUtd zwar immer noch im fünften Rang klassiert, doch der Rückstand auf Leicester beträgt nur noch einen Punkt, auf das ebenfalls stark aufspielende Chelsea haben die «Red Devils» in dieser Zeit vier Punkte gutgemacht. Der Vorsprung auf Platz sechs (Wolverhampton) beträgt sechs Punkte. Aktuell wäre United als Fünfter für Champions League qualifiziert, weil ManCity derzeit für die Champions League gesperrt ist (noch ist diesbezüglich das letzte Wort nicht gesprochen).



Doch auch die Plätze drei und vier sind wie erwähnt in Reichweite. Seit dem Restart hat kein Team in der Premier League mehr Punkte gesammelt als Manchester United. Nach der Nullnummer zum Auftakt gegen Tottenham hat es vier Siege in Folge abgesetzt. Zudem hat sich das Team von Solskjaer in dieser Zeit für den Halbfinal des FA Cup qualifiziert. Und der Weg in die Champions League könnte auch über die Europa League führen. Der Sieger dieses Wettbewerbs löst sich das Ticket für die Königsklasse, aufgrund der aktuellen Form gehört ManUtd zu den Topfavoriten.



Zurück zur StartseiteZurück zum Sport