Brexit-Zoff Brexit-Zoff: Britische Klubs fürchten Transferbeschränkung

dpa

28.1.2020

Der Mexikaner Raúl Jiménez und Adama Traoré (Spanien/Mali) jubeln im Dress von Wolverhampton. In Zukunft haben solche Bilder möglicherweise Seltenheitswert.
Der Mexikaner Raúl Jiménez und Adama Traoré (Spanien/Mali) jubeln im Dress von Wolverhampton. In Zukunft haben solche Bilder möglicherweise Seltenheitswert.
Bild: Keystone

Der bevorstehende Brexit sorgt für Streit im britischen Fussball. Die englischen und schottischen Ligen gehen auf Konfrontationskurs zum Fussballverband. Denn dort sieht man im Brexit eine Chance, die Zahl ausländischer Profis zu reduzieren. Die Klubs sind in Sorge.

Der Brexit sorgt für Unsicherheit und Zoff – auch im britischen Fussball. Zeitgleich mit dem Ende der Transferphase in England verlässt Grossbritannien am Freitag um 24.00 Uhr (MEZ) die Europäische Union. Bis Ende des Jahres tritt eine Übergangsphase in Kraft, in der sich kaum etwas ändern wird. Während London und Brüssel dann ihre zukünftigen Beziehungen aushandeln, streiten die britischen Fussball-Ligen mit dem englischen Verband darüber, welche Regeln in Zukunft für Spieler aus dem europäischen Ausland gelten sollen.

Zunächst die gute Nachricht: Dass schweizer Premier-League-Stars wie Fabian Schär, Xherdan Shaqiri oder Granit Xhaka ihre Arbeitserlaubnis verlieren, ist wohl nicht zu befürchten. Auch der deutsche Star-Coach Jürgen Klopp von Liverpool oder etwa Chelsea-Verteidiger Antonio Rüdiger müssen sich kaum Sorgen machen.

Etwa drei Millionen EU-Bürger leben im Vereinigten Königreich. Wer vor Ende der Übergangsfrist in Grossbritannien lebt oder bis dahin seinen Wohnsitz dort nimmt, kann noch bis Ende des Jahres sein Aufenthaltsrecht beantragen – und darf in der Regel auch bleiben und in Grossbritannien arbeiten. Umgekehrt gilt das für britische Profis in Europa, darunter den englischen Nationalspieler Jadon Sancho von Borussia Dortmund.



Ab 2021 dürfte vieles komplizierter werden

Für Spieler, die von 2021 an auf die Insel wechseln wollen, könnte es hingegen schwieriger werden, vor allem wenn sie keine Topstars sind. Bei der Premier League äussert man sich dazu bislang noch vage. Man habe «eine Reihe von Gesprächen mit der Regierung und Interessenvertretern» über die Auswirkungen des Brexits auf den britischen Fussball geführt, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Nähere Details nannte er nicht.

Worum es geht, ist aber längst bekannt: Für nicht-europäische Ausländer gelten schon jetzt strenge Auflagen, die bald für alle ausländischen Profis gelten könnten. Um eine Arbeitserlaubnis zu bekommen, bräuchte ein Spieler dann die Zustimmung des englischen Fussballverbands FA – kurioserweise auch für einen Wechsel nach Schottland. Doch die FA würde die Zahl ausländischer Spieler gern reduzieren, weil sie sich eine Stärkung des Nationalteams erhofft. Zwischen dem Verband und den Ligen droht ein Interessenkonflikt.

Für die Zustimmung der FA und die Arbeitserlaubnis muss der ausländische Profi – vereinfacht gesagt – ein etablierter Nationalspieler sein. Der Verband orientiert sich dabei an der FIFA-Rangliste der Nationalmannschaften. Je besser das Nationalteam seines Landes, desto mehr Einsätze werden von einem Spieler verlangt.

Treffen dürfte es vor allem die «Kleinen»

Premier-League-Spitzenreiter FC Liverpool und Meister Manchester City äusserten sich auf Anfrage nicht dazu. Doch bei den Topklubs dürften sich die Sorgen in Grenzen halten. Härter droht es Vereine in den niederen Tabellenregionen, unteren Ligen und in Schottland zu treffen. Denn die können sich grosse Stars kaum leisten.

Zweitligist Huddersfield Town schaffte vor drei Jahren unter dem heutigen Schalke-Trainer David Wagner mit zahlreichen deutschen Profis den Aufstieg in die Premier League. Weder Michael Hefele noch Christopher Schindler haben Bundesliga-Erfahrung, Chris Löwe kam vor seiner Zeit in England immerhin auf sieben Einsätze. Ob die FA in solchen Fällen eine Arbeitserlaubnis erteilen würde, falls die härteren Regeln tatsächlich in Kraft treten, ist fraglich.

Die Premier League, die für die unteren Ligen zuständige EFL (English Football League) und die schottische Liga sind sich einig. «Der Brexit sollte weder dazu genutzt werden, die Spielerkader im britischen Fussball zu schwächen, noch die Möglichkeiten der Klubs zu beschränken, internationale Spieler zu verpflichten», hiess es in einer Erklärung. Ein dezenter Seitenhieb gegen die FA.

Trotzdem äusserte sich die Premier League diplomatisch und vorsichtig optimistisch. «Wir haben ein positives Arbeitsverhältnis mit der FA und werden weiterhin konstruktive Gespräche mit ihnen und anderen Interessenvertretern führen», hiess es. Wie bei den Verhandlungen zwischen London und Brüssel ist der Ausgang allerdings völlig offen.

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