Kommentar CONMEBOL schiesst mit der Strafe an Messi ein Eigentor

Syl Battistuzzi

3.8.2019

Vor dem Final der Copa América gibt's Daumen hoch vom brasilianischen Präsident Jair Bolsonaro (l.), brav bewundert vom Conmebol-Vorsitzenden Alejandro Dominguez.
Vor dem Final der Copa América gibt's Daumen hoch vom brasilianischen Präsident Jair Bolsonaro (l.), brav bewundert vom Conmebol-Vorsitzenden Alejandro Dominguez.
Bild: Keystone

Die Kritik von Lionel Messi am südamerikanischen Verband bringt ihm eine dreimonatige Sperre ein. Die Suspendierung ist der beste Beweis, dass die Vorwürfe des Argentiniers nicht aus der Luft gegriffen sind.  

Lionel Messi kritisierte nach dem kleinen Finale der Copa América gegen Chile Anfang Juli den südamerikanischen Fussballverband Conmebol mit den Worten: «Wir sollten an dieser Korruption nicht teilnehmen.» 

Zur Siegerehrung erschien der 32-Jährige gar nicht mehr. Wegen eines Gerangels mit dem chilenischen Verteidiger Gary Medel an der Aussenlinie war Messi zuvor mit Rot vom Platz gestellt worden. 


Die Rote Karte von Messi – gerechter Platzverweis?

Messi und der argentinische Verband hatten sich zuvor nach dem umstrittenen 0:2 im Halbfinal heftig über die Schiedsrichter-Leistung beklagt. Der Captain des zweifachen Weltmeisters griff den südamerikanischen Verband an und bedauerte den grossen Einfluss der Brasilianer auf den südamerikanischen Fussball. «Ich zahle vielleicht den Preis für meine Kritik», mutmasste Messi nach seinem Platzverweis. «Mit einer Gelben Karte wäre alles geregelt gewesen.»

Das Wehklagen der Argentinier blieb nun nicht folgenlos: Lionel Messi wird für seine Korruptionsvorwürfe für drei Monate gesperrt und muss eine Busse von 50'000 US-Dollar bezahlen. Das Geld wird der 32-Jährige verschmerzen können. Die vier Freundschaftsspiele – Deutschland, Chile, Mexiko und voraussichtlich Portugal – welche er nun verpassen wird, ebenso.



Unnötige Härte

Viel schlimmer ist das Signal des Verbands: Drei Monate Sperre für unbeliebsame Worte machen ihn fast zum Märtyrer. Zum Vergleich: Letztes Jahr sperrte der französische Verband einen Schiedsrichter für den gleichen Zeitraum – er hatte einen Spieler getreten und ihn danach vom Platz gestellt. 

Der Entscheid des Disziplinargerichts.
Der Entscheid des Disziplinargerichts.
Bild: Screenshot CONMEBOL

So erscheint die Brandrede des fünffachen Weltfussballers nicht (mehr) einfach als ein normaler Wutausbruch nach einem frustrierenden Turnier. Die anklagenden Worten bekommen nun deutlich mehr Gewicht und auf fruchtbaren Boden bei den Fussball-Fans. Speziell in Südamerika, wo die Politik und der Sport miteinander vermischt sind wie nirgendwo sonst. Und dabei der Korruption weit die Türe öffnet. Dieser toxische Mix wird natürlich angeheizt von Leuten wie dem brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, welche sich duch den Fussball die Zuneigung der Massen sichern wollen. Ein teuflischer Kreislauf, der viele Fans anwidert.

Zwar ziehen einige Parallelen zum Geschäftsleben und meinen, man müsse sich nicht wundern, dass man eine heftige Strafe kassiert, wenn man seinen Chef kritisiert (statt zum Beispiel Feriengrüsse nach Kroatien zu senden, živjeli!). Doch auch hier gilt: Eine Sanktion auszusprechen, ist das eine. Diese sollte jedoch immer mit Augenmass geschehen und nicht einen Anschein von Rache erwecken, wie es sie nun offfensichtlich tut.

Der Verband hätte nur eine Busse aussprechen können und sein Gesicht für die Öffentlichkeit wahren können. Für den bizarren Platzverweis ist Messi ja bereits für das erste Qualifikationsspiel für die WM 2022 gesperrt worden. Nun sind die prophetischen Worte von Messi («Ich zahle vielleicht den Preis für meine Kritik») Realität geworden. Ein Trauerspiel für alle Fussballfans, welches durch den Verband leicht zu verhindern gewesen wäre. 

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