In den letzten Tagen wurde darüber spekuliert, ob Jonas Hector im Sommer zu Dortmund oder doch eher zu Bayern München wechseln wird. Doch da haben sie den Jonas Hector alle unterschätzt: Denn er bleibt Köln treu!
Hektor ist eine Gestalt aus Homers berühmten Epos Ilias. Er ist der wichtigste Held und Heerführer Trojas im zehnjährigen Trojanischen Krieg. Hector, also der mit c statt k, ist auch ein Held. Er ist die Gestalt, die es im modernen Fussball eigentlich gar nicht mehr gibt. Er hält dem Verein auch im Falle eines Abstiegs, und dieser scheint besiegelt zu sein, die Treue. Er weiss, was er dem Klub zu verdanken hat und er wird für seine Farben in den «Krieg» ziehen, um bald wieder auf der Landkarte der ersten Liga aufzutauchen.
Mit 18 kickte Hector noch bei seinem SV Auersmacher, vergleichbar etwa mit einem Drittliga-Verein in der Schweiz. Er machte das so gut, dass der 1. FC Köln auf ihn aufmerksam wurde und ihn in die Reserve holte. Zwei Jahre später darf der Verteidiger in der 1. Mannschaft debütieren. 2014 steigt Hector mit Köln in die Bundesliga auf und wird nach der WM im selben Jahr erstmals fürs Nationalteam aufgeboten. Inzwischen hat er bereits 36 Länderspiele auf dem Buckel. Weltmeister darf er sich (noch) nicht nennen, doch beim Confederations Cup 2017, der WM-Generalprobe, ist er Teil des Gewinner-Teams. Und auch an der kommenden WM dürfte er als Stammspieler auflaufen, so wie schon bei der EM 2016.
Hector gehört einer vom Aussterben bedrohten Spezies an
Für Hector wäre es ein leichtes gewesen, einen neuen Arbeitgeber zu finden. Das weiss der bald 28-Jährige auch, doch das wollte er nicht: «Es wäre problemlos möglich gewesen, nach dieser Saison zu einem anderen Verein zu wechseln, aber für mich fühlte sich das nicht richtig an. Ich gehöre zum FC und will mit dem Team und unseren Fans im Rücken in der neuen Saison wieder voll angreifen.»
Dass es sich nicht richtig angefühlt hätte, das sinkende Schiff zu verlassen, hat auch damit zu tun, dass Hector genau weiss, was er dem Verein zu verdanken hat. Etwas, das Fussballer heute meist schnell vergessen. Vereinstreue, das gibt es eigentlich nur noch bei den Fans. Hectors muss man dagegen lange suchen, denn es ist eine vom Aussterben bedrohte Spezies.
Im Fall von Hector bedeutet der Verbleib beim «Effzee» aber viel mehr als nur Vereinstreue. Niemand hätte es ihm übel genommen, wenn er den Verein im Falle eines Abstiegs verlassen hätte. Denn mit dem Verbleib in Köln setzt er auch seine Nationalmannschaftskarriere aufs Spiel. Kommt noch hinzu, dass Hector fast die gesamte Vorrunde verletzungsbedingt verpasst hat und ihn nur wenig Schuld am Abstieg trifft. Denn mit Hectors Rückkehr, kehrte auch der Erfolg zurück. Sechs Punkte holte Köln in der Vorrunde, in der Rückrunde sind es fünf Runden vor Schluss schon 16, alleine in den ersten drei Spielen der Rückrunde waren es 7.
Danke Hector, du bist der Grösste!
Der Fussball wäre so viel schöner und mit Sicherheit auch spannender, wenn es mehr Spieler wie Hector gäbe. Spieler, die bereit sind, ihr Ego hinten anzustellen und ihr letztes Hemd für ihren geliebten Verein herzugeben. Doch heute werden Verträge gebrochen, man streikt sich im «Notfall» aus dem Klub, rennt dem Geld hinterher oder schliesst sich einer seelenlosen Startruppe an, zu der man keinen Bezug hat, nur damit man seine Chance erhöht, einen Titel zu gewinnen. Doch wie sagte einst die Fussball-Legende Dr. Sócrates: «Wozu braucht man Titel? Für den Lebenslauf? Den kannst du dir dann in die Tasche stecken, zusammenfalten und zerreissen.» Für viele Menschen seien Erfolge das Einzige was zähle. Für ihn zählten andere Werte: «Jede Sekunde in meinem Leben muss die beste sein und die nächste muss die vorangegangene übertreffen. Was wirklich zählt, ist Glücklichsein.» Hector sieht das wohl gleich. Er ist in Köln glücklich.