Wir ziehen Bilanz Das sind die Sieger und Verlierer der beiden Testspiele

Die Schweizer «Stamm-Elf» gewinnt am vergangenen Samstag gegen unmotivierte Griechen mit 1:0 und am Dienstag schlägt die «B-Elf» die fussballerisch limitierten Panamaer mit 6:0. Das ist vor allem für Nati-Coach Vladimir Petkovic ein Glücksfall.

Der Nati-Trainer mag die Begriffe «Stamm-Elf» und «B-Elf» nicht. Nach den beiden Testspielen wissen wir, dass das keine leeren Worthülsen sind. Und auch die Spieler sind sich dessen bewusst, der Konkurrenzkampf hat sich noch einmal verschärft, vor allem in der Offensive.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus den beiden Testspielen

Das Gefälle in der Mannschaft ist nicht allzu gross, allfällige (verletzungsbedingte) Ausfälle können im Ernstfall kompensiert werden. Einen echten Knipser im Sturm sucht man noch immer vergebens, dafür ist die Mannschaft äusserst unberechenbar. Beim 6:0 gegen Panama treffen sechs verschiedene Spieler. Das ist kein Zufall, bereits in der Quali zeichnete das die Mannschaft aus.

Ausserdem ist das Petkovic-Team defensiv äusserst stabil und kassiert nur wenige Tore, zuletzt spielte man viermal in Serie zu Null. Das ist ein tolles Fundament, auf dem sich aufbauen lässt. Ausserdem scheint die Stimmung im Team hervorragend zu sein, weshalb es keinen Sinn macht «neue» Spieler, wie etwa die YB-Stützen Djibril Sow oder Kevin Mbabu für die WM zu nominieren. Etwas, das wir bereits im Vorfeld der Partie thematisiert haben.

Die Gewinner der Testspiele

Insbesondere Mario Gavranovic nutzt seine Chance im Sturmzentrum. Er ist gegen Panama ein Aktivposten, schafft Räume für die Mitspieler, bereitet das 1:0 von Blerim Dzemaili mit einem klasse Ableger vor, beim vierten Treffer hat er die Füsse erneut im Spiel und beim 5:0 umkurvt er seinen Gegenspieler und zirkelt den Ball ins lange Eck. Mit dieser Leistung hat er sich in der Stürmerhierarchie möglicherweise in die Pole-Position gespielt.

Der zuletzt oft kritsierte Dzemaili präsentiert sich in den beiden Testspielen in bester Spiellaune. Gegen Griechenland erzielt er dieses herrliche Seitfallziehertor und auch gegen Panama eröffnet er den Torreigen. Den Elfer, der zum 2:0 führt, holt er geschickt heraus und das 4:0 leitet er mit einem Pass in die Tiefe ein. Er hat seinen Stammplatz zementiert.

Ebenfalls stark spielt der in Hoffenheim in Vergessenheit geratene Steven Zuber. Er steht am Ursprung des ersten Treffers, erzielt das vierte selbst und bereitet das fünfte mit einem Schnittstellenpass vor. Beim verletzungsbedingt abwesenden Admir Mehmedi läuten die Alarmglocken.

Ebenfalls erfreulich ist, dass Breel Embolo nach seiner langen Verletzungspause wieder ganz der Alte ist. Vielleicht ist er noch nicht bei 100 Prozent angelangt, dennoch erzielt er einen sehenswerten Treffer und bei Schalke wird er weitere Einsatzzeit bekommen. An der WM dürfte kein Weg am vielseitig einsetzbaren Embolo vorbeiführen.

Der heimliche Matchwinner des Panama-Spiels ist aber Gelson Fernandes. Er ersetzt Valon Behrami und gewinnt insbesondere in der Startphase unglaublich viele Zweikämpfe. Auch wenn er in Frankkurt nicht oft zum Zug kommt, ist er topfit. In all den Jahren war auf ihn immer Verlass, er hat nie aufgemuckt, auch wenn er in der Nati meist nur zweite Wahl war. Er muss mit nach Russland, zumal er auch in der Garderobe und am Mittagstisch für gute Stimmung sorgt. Er ist ein echter Teamplayer.

Die Verlierer der Testspiele

Remo Freuler hat seine Chance gegen Griechenland bekommen und nicht genutzt. Im stark besetzten Mittelfeld wird er trotz starken Leistungen im Klub wohl maximal als Ergänzungsspieler zur WM fahren.

Ein gesunder Valon Behrami gehört im Schweizer Team fast immer zu den Lichtblicken. Doch erneut hat sich gezeigt, wie verletzungsanfällig der «Krieger» ist. Man kann sich kaum vorstellen, dass er an einer WM alle Spiele bestreiten kann.

Ebenfalls zu den Verlierern muss man die Verletzten Eren Derdiyok, Admir Mehmedi und Denis Zakaria zählen. Während Derdiyok möglicherweise ganz aus den Traktanden fällt, dürfte ein gesunder Zakaria auf jeden Fall nomminiert werden. Allerdings hat der Gladbacher im Mittelfeld grosse Konkurrenz und deshalb wäre es für den 21-Jährigen besonders wichtig gewesen, sich zu präsentieren. Und Mehmedi spürt den Atem von Zuber im Nacken. Für den nicht aufgebotenen Valentin Stocker ist die WM ohnehin in weite Ferne gerückt, gleiches gilt wohl für Renato Steffen, der in der Gunst von Petkovic nicht allzu hoch steht.

Xherdan Shaqiri nutzte die Länderspielpause lieber, um sich zu erholen als sich dem Nati-Caoch zu präsentieren. Bleibt er gesund, wird er uns an der WM aber noch viel Freude bereiten, weshalb man ihn nicht zu den Verlierern zählen darf.

Fazit nach den beiden Testspielen

Die Schweizer Nati ist grundsolid und Petkovic braucht sich, was das Personal angeht, keine Sorgen zu machen. Klar ist aber auch, dass man die beiden Siege nicht überbewerten darf. Mit den Spielen gegen Griechenland und Panama wollte man die WM-Begegnungen gegen Serbien und Costa Rica simulieren. Doch die beiden Tests hatten mit dem, was die Schweiz in Russland erwartet, rein gar nichts zu tun. Dafür waren die beiden Gegner viel zu harmlos. Dass man beide Spiele gewinnen konnte, ist vor allem für Petkovic wichtig, da es keinen Anlass gibt, irgendeine seiner Entscheidungen allzu kritsch zu hinterfragen.