DFB-Präsident Grindel beugt sich der Übermacht und tritt zurück

SDA

2.4.2019

Reinhard Grindel tritt vom Posten des DFB-Präsidenten zurück.
Reinhard Grindel tritt vom Posten des DFB-Präsidenten zurück.
Bild: Keystone

Reinhard Grindel, der Präsident des Deutschen Fussball-Bundes (DFB), zieht die Konsequenzen aus der wachsenden Kritik. Der Verbandschef räumt nach knapp drei Jahren seinen Posten.

DFB-Präsident Reinhard Grindel ist nach einer Serie von Fehltritten zurückgetreten. Der Verbandschef bestätigte am Dienstag seinen sofortigen Rückzug, nachdem er in den vergangenen Tagen durch Enthüllungen über fragwürdige Zusatzeinkünfte und die Annahme einer teuren Uhr unter Druck geraten war.

Die Nachfolge treten bis zum DFB-Bundestag am 27. September der Ligapräsident Reinhard Rauball und der DFB-Vize Rainer Koch als Vertreter der Amateure an.

Kürzeste Amtszeit der DFB-Geschichte

So war es schon über den Jahreswechsel 2015/16, als Wolfgang Niersbach im Zuge des Sommermärchen-Skandals gehen musste. Im April 2016 hatte dann Grindel den Posten übernommen. Seit 114 Jahren hat kein DFB-Boss kürzer amtiert als Grindel. Bis September soll nun ein Kandidat für die Nachfolge gefunden werden, auf denen sich Profiklubs und Amateurlager einigen können.

Der frühere ZDF-Journalist und CDU-Bundestagsabgeordnete Grindel war in den vergangenen Monaten zunehmend in die Kritik geraten. Zunächst hatte «Der Spiegel» Anschuldigungen veröffentlicht, Grindelhabe Vergütungen in Höhe von 78'000 Euro als Aufsichtsratschef der DFB-Medien-Verwaltungs-Gesellschaft in den Jahren 2016 und 2017 nicht publik gemacht.

Der DFB wies den Vorwurf der Verschleierung zurück. Grindel habe bei seinem Amtsantritt korrekte Auskünfte über seine Einkünfte gemacht und den gut dotierten Aufsichtsratsposten erst drei Monate später angetreten. Grindel selbst äusserte sich nicht. Die Vorwürfe kratzten an seinem Versprechen, beim Verband nach der Affäre um die Vergabe der WM 2006 für Transparenz zu sorgen.

Keine Rückendeckung mehr

Es folgte zu Wochenbeginn ein «Bild»-Bericht, dass Grindel eine Luxus-Uhr vom früheren ukrainischen Verbandsboss Grigori Surkis angenommen habe. Grindel bestätigte dies am Dienstag in seiner Rücktrittserklärung und bezifferte den Wert der Uhr auf 6000 Euro. «Für mich war das ein reines Privatgeschenk. Es war ein Gebot der Höflichkeit, dieses Geschenk anzunehmen», sagte Grindel. Es habe aus seiner Sicht kein Interessenkonflikt bestanden.

Wegen der neuerlichen Negativ-Schlagzeilen hatte Grindel in den vergangenen Tagen offenkundig den Rückhalt in der Verbandsspitze endgültig verloren. Bei der Eröffnung der neuen Ruhmeshalle im Deutschen Fussballmuseum in Dortmund am Montagabend wirkte Grindel bereits isoliert und angeschlagen. Öffentlich Partei ergreifen mochte niemand mehr für den früheren DFB-Schatzmeister.

Der Fall Özil

Stattdessen formierten sich die Kritiker. In der Tat häuften sich Grindels Missgeschicke zuletzt. In der heiklen Causa um die Fotos von Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem umstrittenen türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan liess er es an klarer Linie vermissen. Grindel musste sich vorwerfen lassen, er habe sich nicht entschieden gegen rassistische Attacken gestellt und Özil zum Schuldigen für das WM-Scheitern der Nationalmannschaft gemacht.

Zuvor hatte es bereits Kritik wegen einer übereilten Vertragsverlängerung mit Bundestrainer Joachim Löw gegeben. Unglücklich wirkte Grindel auch, als er den Umgang von Löw mit der abrupten Ausmusterung der Weltmeister Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng monierte – und dann schnell zurückrudern musste.

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