Kommentar Die Nati soll testen – auf Corona, aber nicht gegen Kroatien

Von Patrick Lämmle

6.10.2020

Nati-Teamarzt Dr. Martin Maleck ist die meistgefragte Person an der Nati-PK vor dem Spiel gegen Kroatien.
Nati-Teamarzt Dr. Martin Maleck ist die meistgefragte Person an der Nati-PK vor dem Spiel gegen Kroatien.
Bild: Keystone

Am Dienstag platzt die Bombe: Xherdan Shaqiri wurde positiv auf Corona getestet und befindet sich in Isolation. Trotzdem soll das Test-Länderspiel gegen Kroatien am Mittwoch stattfinden. Ist das wirklich nötig?

Neben Vladimir Petkovic und Fabian Schär ist an der Pressekonferenz am Tag vor dem Freundschaftsspiel gegen Kroatien (20:45 Uhr) auch Nati-Teamarzt Dr. Martin Maleck anwesend. Und er wird nach dem Coronaschock bei Xherdan Shaqiri in die Hauptrolle gedrängt. «Es wäre schön, wenn ich nicht dabei sein müsste», so Maleck, der sich zum Erstaunen der Pressekonferenz-Beobachter mehrmals die Gesichtsmaske zurechtrücken muss. Doch das nur ein Detail am Rande.

Shaqiri gehe es gut, er zeige keinerlei Symptome und befinde sich in Isolation. Doch wie weiter? Maleck: «Die weitere Vorgehensweise wird mit den lokalen Gesundheitsbehörden und der UEFA abgeklärt. Alle anderen Spieler sind negativ getestet. Wir können somit weitermachen wie geplant und das Spiel morgen findet statt.» Aus medizinischer Sicht äussert Maleck keine Bedenken, da man das «Return-to-Play-Protokoll» der UEFA strikte eingehalten habe, die Begriffe Maskenpflicht und Social-Distancing fallen. Das Spiel abzusagen, scheint für den SFV keine Option zu sein, einzig die Politik würde dem Vorhaben noch einen Riegel schieben.

Die Nati plant einen zusätzlichen Coronatest, aber …

Die Schweizer Nationalmannschaft nimmt den Fall allerdings nicht auf die leichte Schulter. Auf die Frage, in welchem Rhythmus getestet werde, sagt Dr. Maleck: «Gemäss den Vorgaben wird am Freitag und am nächsten Montag getestet. Aus Sicherheitsgründen haben wir jetzt entschieden, morgen einen zusätzlichen Test durchzuführen.»

Das ist vorbildlich, die Kroaten allerdings dürfte das kaum beruhigen. Denn Maleck sagt auch: «Man muss von 24 Stunden ausgehen, bis das Ergebnis vorliegt.» Dann steht das Resultat des Testspiels aber bereits fest. Vielleicht sind am Ende aber auch alle Verlierer. Dann nämlich, wenn das Spiel weitere Ansteckungen mit sich bringen sollte.

Die Vorfreude auf die Freundschaftspartie ist auf alle Fälle getrübt. Wobei sich die Vorfreude ohnehin in Grenzen hielt, handelt es sich am Ende des Tages doch nur um ein bedeutungsloses Testspiel. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Petkovic sagt: «Weniger wichtige Spiele gibt es in der Nationalmannschaft nicht.» Um dann im nächsten Satz zu erklären, dass er sechs Wechsel vollziehen werde, einige bereits zur Halbzeit. In einem wirklich wichtigen Spiel sähe der Matchplan anders aus.

Kurz: Die Partie gegen Kroatien ist nicht zwingend notwendig. Remo Freuler etwa würde sich wohl kaum über eine Absage ärgern, beklagte er sich doch schon vor Shaqiris positivem Coronatest über die Ansetzung eines Testspiels in einer Saison, in der der Spielplan dicht gedrängter nicht sein könnte.

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