Matchwinner Die späte Rache von Kevin de Bruyne an Thibaut Courtois

SB10

27.2.2020

Manchester City dreht gegen Real Madrid das Spiel. Das entscheidende Siegtor schiesst Kevin de Bruyne ausgerechnet gegen seinen Landsmann Thibaut Courtois. Die beiden Belgier haben eine brisante Vorgeschichte.

Sogar Kevin De Bruyne ist nach der Partie überrascht, was sein Trainer Pep Guardiola vor dem Achtelfinal-Hinspiel wieder ausheckte. Er erläutert: «In den vier Jahren mit Pep erlebten wir schon einige Überraschungen – selbst wir Spieler wissen erst bei Spielbeginn, was wir tun müssen.» So liess der Spanier die beiden Torgaranten Raheem Sterling und Sergio Agüero auf der Bank. Gabriel Jesus erhielt das Vertrauen in der Sturmspitze, über die Flanken wirbelten Bernardo Silva und Riyad Mahrez.

Die taktischen Kniffe zahlen sich aus: Manchester City kann einen seiner schönsten Siege auf internationalem Parkett feiern. Dies, obwohl das Gastteam nach einer Stunde durch ein Tor von Isco in Rückstand gerät. Doch dann nimmt de Bruyne die Aufholjagd persönlich in die Hand. Er verschafft sich mit einer kurzen Drehung in Reals Strafraum genug Platz, um zu einer punktgenauen Flanke anzusetzen, die Gabriel Jesus zum Ausgleich verwertet (78.). Fünf Minuten später kommt Dani Carvajal im Strafraum gegen Joker Sterling zu spät, de Bruyne schreitet als Captain zum Elfmeterpunkt und verwandelt sicher.



Spezielle Konstellation

Selbst für den so abgezockten de Bruyne ist der Penalty keine einfache Aufgabe. Schliesslich steht beim Gegner nicht irgendein 1,99-Meter-Hüne im Tor, sondern Nationalmannschaftskollege Thibaut Courtois. Dass dieser überhaupt noch im Tor der «Roten Teufel» stehen darf, hat er de Bruyne zu verdanken. Der Goalie hatte 2013 eine Affäre mit der damaligen Freundin des City-Stars. Als Nationaltrainer Marc Wilmots davon erfuhr und de Bruyne fragte, ob er Courtois aus der Landesauswahl verbannen sollte, plädierte der Mittelfeldspieler für einen Verbleib des Keepers.

«Obwohl ich immer noch nicht glauben kann, was Courtois getan hat, arbeiten wir weiterhin professionell zusammen», erklärte er in seiner Autobiografie «Keep it simple» seine Beweggründe. «Ich glaube nicht, dass ich das Recht hatte, zu sagen, dass er nicht mehr für die Nationalmannschaft spielen darf, weil er etwas falsch gemacht hat. Er bleibt natürlich ein guter Torhüter. Also sagte ich, dass er bleiben könnte.»

Der 28-Jährige mag mit seinem jugendlichen Antlitz vielleicht unschuldig aussehen, doch auf dem Rasen verwandelt er sich zum eiskalten Vollstrecker: Courtois ist gegen den satten Schuss in die linke Torecke machtlos, das Privatduell geht an de Brunye. Es war erst der vierte Elfmeter in der Karriere von de Bruyne, der in Madrid wohl nur anlief, weil die letzten vier City-Elfer den Weg ins Tor allesamt nicht fanden. Zuletzt hatten Sterling, Jesus, Gündogan und Agüero verschossen.

De Bruyne kann den Penalty-Fluch der Citizens besiegen. Als Belohnung heimst der ehemalige Bremen-, Wolfsburg- und Chelsea-Profi die Auszeichnung als «Man of the Match» ein. Fussball-Legende Rio Ferdinand bezeichnet ihn gar als den derzeit «besten Mittelfeldspieler der Welt.» Seine Statistiken sind tatsächlich beeindruckend: In 208 Spielen für die Citizens gelangen ihm wettbewerbsübergreifend 50 Tore und 81 Assists. 

«Ein wirklich guter Start für uns», meint auch de Bruyne über den 2:1-Auswärtssieg. Nach Spielende gibt es auch noch Sonderlob vom Chef für den Siegtreffer: «Kevin hatte Elfmeter geübt, er übernahm Verantwortung und zeigte Persönlichkeit», sagt Guardiola.

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