Die Schweizer U21-Nationalmannschaft sorgt am Donnerstag mit dem 1:0 gegen England zum Auftakt der EM-Endrunde in Slowenien und Ungarn für einen veritablen Coup. Nun gilt es, cool zu bleiben.
A-Nationaltrainer Vladimir Petkovic hatte vor dem Auftakt in das neue Länderspieljahr mit der WM-Qualifikation und der EM-Endrunde im Juni von einem «Hammer-Jahr» gesprochen. Für den ersten Knalleffekt des Schweizer Fussballverbandes 2021 war aber nicht Petkovics Mannschaft besorgt, sondern die U21 von Mauro Lustrinelli. Wenige Stunden vor dem 3:1 der A-Nationalmannschaft in Sofia gegen Bulgarien setzte die älteste Nachwuchsauswahl des SFV mit dem 1:0 gegen den Turnierfavoriten ein dickes Ausrufezeichen.
Wie bei allen grossen Erfolgen von SFV-Junioren in den letzten zwei Jahrzehnten stach auch gegen England das Kollektiv heraus. Lustrinelli hatte bereits während der Qualifikation und im Vorfeld der Endrunde immer wieder betont, dass es sich um eine «spezielle Mannschaft» handle. Dass dies keine Floskel war, bewies diese am Donnerstag bei frühlingshaften Temperaturen in der slowenischen Hafenstadt Koper eindrücklich.
Kein gestohlener Sieg
«Wir haben nicht nur einen sehr guten Teamgeist, sondern sind auch mental eine sehr starke Mannschaft», sagte Kevin Rüegg am Tag nach dem Coup. Der Captain stand sinnbildlich für den Esprit in dieser Equipe. Erst durch das Forfait von Noah Okafor und der überraschend schnellen Genesung seines Knöchels rückte der Aussenverteidiger von Parma nachträglich in das Aufgebot. «Auch auf der Bank war es von der ersten Sekunde an sehr emotional. Wir waren 'heiss' und feuerten die Mannschaft an.» In der Schlussphase half Rüegg auch auf dem Platz mit, den knappen Vorsprung souverän über die Zeit zu retten.
Herausragend am ersten Schweizer Auftritt an einer U21-EM seit 2011 war die Art und Weise, wie der Erfolg zustande kam. Der Sieg des Aussenseiters war trotz deutlich weniger Ballbesitz verdient. Die Schweizer verfolgten einen klaren Matchplan, den sie nahezu perfekt umsetzten. Aus einer hervorragenden defensiven Organisation setzten sie in der Offensive vereinzelt Nadelstiche. Sie spielten abgezockt und geduldig – und schlugen im dritten Anlauf durch Dan Ndoye eiskalt zu (77.).
Lustrinelli sieht Verbesserungspotential
Am wenigsten überrascht über den Sieg war Mauro Lustrinelli. Nüchtern und sachlich analysierte der Trainer nach der Partie den Erfolg – von Euphorie keine Spur. «Vor allem bei Ballbesitz müssen und wollen wir uns verbessern.» Gegen Kroatien am Sonntag erwartet der Tessiner ein anderes Spiel, dürften die Schweizer doch deutlich mehr Ballbesitz haben als gegen England.
Die Kroaten sind nach dem 0:1 gegen Portugal bereits unter Druck, nur mit einem Sieg wahren sie sich eine reelle Chance auf den Einzug in die Viertelfinals. Die SFV-Auswahl hingegen stünde mit einem weiteren Erfolg bereits mit einem Bein in der K.o.-Runde, die erst Ende Mai gespielt wird. Blenden von der guten Ausgangslage lassen sich die Schweizer aber nicht. «Wir werden den Gegner sicherlich nicht unterschätzen», sagte Rüegg. «Wir müssen genauso hart, wenn nicht sogar härter auf dieses Spiel hinarbeiten.»