Danke für die TreueDoppelbürger Dimitri Oberlin widersteht der Versuchung aus Kamerun
Patrick Lämmle
5.10.2018
Es ist nicht lange her, da wurde im Zusammenhang mit der Schweizer Nationalmannschaft auf die Doppelbürger eingeprügelt. Da wollen wir nicht mitmachen, wir sagen lieber einmal mehr «Danke».
Dimtri Oberlin spielt beim FC Basel zurzeit eine Nebenrolle, kommt meist nur für die letzten Minuten ins Spiel oder überhaupt nicht. In dieser für ihn – zumindest aus sportlicher Sicht – schwierigen Zeit, wahrt er einen kühlen Kopf. Der 21-Jährige wurde von Kameruns Nationaltrainer Clarence Seedorf, einer Fussball-Legende, für die beiden Qualifikationsspiele zum Afrika-Cup aufgeboten. Und dann hat sich auch noch Kameruns Rekordtorschütze, der grosse Samuel Eto’o, persönlich bei Oberlin gemeldet. Für den Jungprofi, dessen Ego angekratzt sein dürfte, muss sich das sehr schmeichelhaft angefühlt haben.
Und doch verfällt er der Verlockung nicht, sagt Kamerun ab und folgt stattdessen dem Aufgebot der Schweizer U21-Nati. Es ist ein Treuebekenntnis an die Schweiz. Hier hat er diverse Juniorenstufen beim SFV durchlaufen und vor der WM 2018 wurde er sogar einmal in der A-Nati eingesetzt. Weil es sich um ein Testspiel handelte, ist er aber noch nicht an die Schweiz gebunden, das sind Fussballer erst dann, wenn sie in einem Pflichtspiel zum Einsatz kamen.
Deshalb ist das Thema auch nach der Absage noch nicht vom Tisch, doch nun liegt der Ball wieder beim SFV. All zu lange sollten die Schweizer nicht zuwarten, um Oberlin eine Chance zu geben. Warum sollte man nicht die Nations League nutzen, um ein vielversprechendes Talent an die Schweiz zu binden? Denn ewig wird der 21-Jährige der Versuchung aus Kamerun nicht widerstehen – und dann ärgern wir uns vielleicht schon an der nächsten WM darüber, dass Oberlin seine Tore für Kamerun und nicht die Schweiz schiesst. Dann würde man wieder überall lesen, dass es unsäglich sei, dass ein Spieler alle Juniorenauswahlen der Schweiz durchlaufe und dann doch für ein anderes Land spiele.
Mag sein, dass sich Oberlin zurzeit kein A-Nati-Aufgebot verdient hat. Doch vielleicht müssten Nati-Coach Vladimir Petkovic und Co. über ihren Schatten springen und den jungen Stürmer mit grossem Potenzial zumindest für ein paar Minuten einsetzen. Was kann die Schweiz schon verlieren? Denn eins ist klar, Oberlin hat grosses Potenzial. Wenn er spielerisch und taktisch weiter reift und von Verletzungen verschont bleibt, dann könnte er eine grosse Karriere hinlegen. Zumindest sein Tempo ist jetzt schon Weltklasse. Und dass er nicht nur schnell rennen, sondern auch Tore auf höchstem Niveau erzielen kann, das bewies er im vergangenen Jahr in der Champions League. Unvergessen sein Tor gegen Benfica Lissabon...