Was machen Fussballer, wenn sie keinen Vertrag mehr bekommen? Und wie kümmern sie sich um die Karriere nach der Karriere? Über diese Themen diskutierten in der Sendung Heimspiel Meriame Terchoun, Loris Benito und Beni Huggel.
Heimspiel – Der Fussball-Talk
«Heimspiel» liefert Standpunkte und Argumente und vertieft aus einer schweizerischen Perspektive die wichtigsten Themen des Fussballs: kontrovers, engagiert, humorvoll. Immer donnerstags auf blue Zoom im Free-TV ab 21 Uhr. Oder hier als Podcast.
«Meine Situation ist quasi eine Simulation von einem Karriereende. Ich habe hundert Prozent gespielt, jetzt bin ich aus dem Nichts auf Null», meint Loris Benito zu seiner Situation.
Nun ist der 29-Jährige, der seinen Vertrag bei Girondins Bordeaux aufgelöst hat, konfrontiert mit einem Alltag, den er selbst planen muss.
«Ich hätte keine Idee, was ich machen soll», so der ehemalige Nati-Spieler, der immer noch davon träumt, an die WM in Katar zu gehen.
Solche Szenarios kennt auch Beni Huggel. Nach einer erfolgreichen Spieler-Karriere beim FC Basel (siebenfacher Meister und fünfmaliger Cupsieger) gab der damals 35-Jährige 2012 seinen Rücktritt. Auf den 41-fachen Internationalen hat aber niemand gewartet. «Es ist schwierig mit einem Sportler-Lebenslauf in der Wirtschaft», so sein Fazit. Das hat der ehemalige Profi am eigenen Leib erfahren, als er Bewerbungen schrieb. Ihm fehle die Berufserfahrung, wurde ihm beschieden.
Dabei haben ehemalige Spitzensportler viel im Rucksack. «Bei ihnen gibt es keine Ausreden, sie können sich auf das Wesentliche konzentrieren und Druck aushalten – Firmen möchten eigentlich solche Leute», betont Huggel. «Der Sport ist eine Lebensschule, gerade auf persönlicher Ebene», stimmt Benito zu.
Langfristig den Rückstand verkleinern
Natürlich sei es auch wichtig, dass die Athleten und Athletinnen in der Nachsportkarriere auch das richtige Mindset mitbringen würden. «Ich kann nicht denken, dass ich nach einem Jahr schon auf dem Chefsessel Platz nehme». Stattdessen sei Demut gefragt. «Man muss sich bewusst sein, dass die anderen einen Vorsprung haben», erläutert Huggel.
Deshalb müsse man die Sache langfristig sehen und einen Plan über mehrere Jahre erstellen. Im besten Fall habe ein Spieler noch eine Ausbildung gemacht. «Neben der Karriere zu studieren ist nicht zu unterschätzen», sagt Benito, der selbst die Matura gemacht hat. «Man ist täglich gefordert und darf sich keinen Hänger erlauben». Deshalb sei der Tanz auf zwei Hochzeiten schwierig.
«Die Mehrheit der Spieler weiss nicht, was sie nach der Karriere machen sollen», meint Benito. Dies ganz im Gegensatz zum Frauenfussball. «Wir müssen uns aufgrund des fehlenden Profistatus viel früher mit dem Leben nach der Sportlerkarriere beschäftigen», sagt Meriame Terchoun.
Die 26-Jährige spielt nicht nur beim FC Zürich, sondern ist auch bei der Schweizer Spieler und Spielerinnen Gewerkschaft (SAFP) sowie bei blue Sport tätig. Wenn man nicht wisse, wie es weitergehen soll, könne man schnell auch in eine Identitätskrise geraten, sagt Terchoun.
Huggel findet es nicht schlimm, wenn man nicht genau weiss, was man machen soll. Vorher sei man ja in einer Bubble gewesen, nun müsse man halt sich neu orientieren. Dabei müsse man sich am Sport orientieren: «Am besten, man holt sich einen Trainer für diese Situation», findet er. Inzwischen bietet er selbst mit Athletes Network ehemaligen Spitzensportler*Innen professionelle Hilfe beim Übergang in die Nachsport-Karriere an.