Die französische Polizei untersucht weiterhin den Überfall auf die PSG-Spielerin Hamraoui. Inzwischen gerät auch der ehemalige Fussball-Star Éric Abidal in den Fokus der Justiz.
Am 4. November wurde Kheira Hamraoui von zwei maskierten Männern aus ihrem Auto gezerrt und mit einer Metallstange attackiert. Sie sei auf Beine und Hände geschlagen worden sein, wie französische Medien berichten. Ihre Mitspielerin Aminata Diallo sass dabei als Beifahrerin im Auto.
Diallo selbst blieb beim Vorfall vollkommen verschont, geriet allerdings durch ihren Kontakt zu einem Häftling aus Lyon in Verdacht, wie «sport1» meldet. Die Polizei konnte Drohanrufe gegen Hamraoui in das Umfeld des Mannes zurückführen.
Diallo wurde einige Tage später in ihrer Wohnung von Ermittlern festgenommen. Die 26-Jährige soll den Angriff auf ihre Teamkollegin Kheira Hamraoui in Auftrag gegeben haben, hiess es. Damit hätte sie eine interne Konkurrentin im Kampf um einen Stammplatz loswerden wollen, so der Verdacht. Dieser konnte offenbar nicht erhärtet werden. Zumindest wurde Diallo inzwischen ohne Anklageerhebung aus der Untersuchungshaft freigelassen.
War es ein Racheakt?
Stattdessen ist für die Behörden laut «L'Équipe» nun die naheliegendste These, dass das Motiv für den Angriff eine private Angelegenheit war. Dies vor allem, weil die Zeugenaussagen von Diallo und Hamraoui gegenseitig bestätigen, dass einer der Angreifer die Worte «mit verheirateten Männern schlafen» benutzt habe. Daraufhin befragt hielt Hamraoui offenbar fest, sie habe «nie eine romantische Beziehung» mit jemandem gehabt, der bereits in einer Beziehung war.
Die Polizei hat diese neue Entwicklung auch mit den Anrufen in Verbindung gebracht, die in den Tagen vor dem Vorfall bei anderen PSG-Spielerinnen eingegangen sind. Neben Diallo erhielten auch Marie-Antoinette Katoto, Grace Geyoro und Sakina Karchaoui Anrufe von einem angeblichen ehemaligen Partner von Hamraoui aus ihrer Zeit in Barcelona, wo sie von 2018 bis 2021 spielte.
Der Anrufer habe ihnen gesagt, dass ihre Teamkollegin sein Leben ruiniert habe und dass er sich rächen wolle, indem er ihr dasselbe antue. Die Ermittler nehmen an, dass in der Tatnacht das Auto, in dem Hamraoui und Diallo (sowie eine weitere Teamkollegin) unterwegs waren, mit einem Peilsender verwanzt worden sein könnte – was eine übliche Taktik von organisierten Kriminellen sei.
Neue Spur führt auch zu Abidal
Im Rahmen der Ermittlungen soll nun auch Éric Abidal befragt werden, wie «Le Monde» berichtet. Der ehemalige Profi (u.a. Lyon, Barcelona, Monaco) pflegt offenbar eine engere Beziehung zum Opfer. So soll das zum Tatzeitpunkt von Hamraoui benutzte Mobiltelefon beziehungsweise der Chip unter Abidals Namen registriert sein. Kein Wunder, tauchten Gerüchte auf über eine mögliche Beziehung der beiden.
Nach Angaben einiger PSG-Spielerinnen hat Hamraoui Abidal am Tag nach dem Angriff angerufen. Sie spielte zwischen 2018 und 2021 für Barça, wo der 42-Jährige von 2018 bis 2020 Sportdirektor war. Weil die Art der Verbindung zwischen Abidal und Hamraoui noch nicht geklärt ist, wollte die Staatsanwaltschaft gemäss der französischen Nachrichtenagentur AFP zu Wochenbeginn eine Beziehungstat und deswegen auch eine Befragung von Abidals Ehefrau Hayet nicht ausschliessen: «Das ist eine von mehreren Spuren.» Abidals Anwalt wollte gegenüber der Presse keinen Kommentar abgeben.
Die Staatsanwaltschaft eröffnete am Montag ein Verfahren gegen Unbekannt wegen der «kriminellen Vereinigung zur Vorbereitung und Durchführung einer schweren und mit mindestens fünf Jahren Haft strafbaren Gewalttat». Erschwerende Umstände seien der Vorsatz und die benutzte Tatwaffe.