Einzelkritiken Unter Druck geliefert – hier sind die Nati-Noten zum Irland-Spiel

Von Patrick Lämmle

16.10.2019

Die Schweizer Nati posiert für das Mannschaftsfoto vor dem Spiel gegen Irland.
Die Schweizer Nati posiert für das Mannschaftsfoto vor dem Spiel gegen Irland.
Bild: Keystone

Die Schweiz gewinnt das wegweisende Spiel gegen Irland 2:0 und ist auf EM-Kurs. Der Sieg ist mehr als verdient. Hier sind die Nati-Noten.

Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch


Hier geht's zum Matchbericht
Vladimir Petkovic ist voll des Lobes
Das sagen Seferovic und Co. nach dem Sieg


Ø  5

Torhüter

Yann Sommer

In der 30. Minute schnellt sein Puls nach einem Kopfball der Iren ein erstes Mal in die Höhe. Erstmals einen Ball halten muss er aber erst fünf Minuten vor dem Pausentee. Allerdings wird Sommer im gesamten Spiel nicht ein einziges Mal ernsthaft geprüft. Was gefällt: Sommer spielt gut mit, ist eine Anspielstation für die Verteidiger und ermöglicht so einen gepflegten Spielaufbau.


Ø  5

Innenverteidiger

Nico Elvedi

Elvedi hat viele Ballkontakte, strahlt Sicherheit aus und leistet sich keine Ausrutscher. In der 71. Minute verhindert er mit gutem Stellungsspiel, dass ein Ire alleine auf Sommer losziehen kann.


Ø  5

Innenverteidiger

Fabian Schär

In der 37. Minute versucht sich Innenverteidiger Schär als Distanzschütze, mit viel Gefühl schlenzt er den Ball mit seinem schwächeren linken Fuss aus grosser Distanz knapp am Tor vorbei. Einem Torerfolg noch näher kommt er in der 63. Minute. Nach einer Ecke setzt er einen Kopfball an den Pfosten. In der 89. Minute «klärt» er einen Ball unnötigerweise – Sommer wäre zur Stelle gewesen – zur Ecke. Zwar bleibt das ganze ohne Folgen, doch der Herzschlag der Schweizer Fans schiesst noch einmal in die Höhe – zu diesem Zeitpunkt steht es noch 1:0.


Ø  5

Innenverteidiger

Manuel Akanji

Mit seinem gewonnenen Kopfballduell in der Offensivzone leitet er das 1:0 ein. In der 66. Minute kassiert er einen heftigen Schlag ins Gesicht, zum Glück geht es für ihn weiter. Denn Akanji ist Teil der an diesem Abend sehr stabilen Dreierabwehr – gut, dass Petkovic da keine Veränderung vornehmen muss.


Ø  4.5

Rechter Flügel (Captain)

Stephan Lichtsteiner

Gegen die Dänen holte er sich nach zwei Minuten eine Gelbe Karte ab, gegen Irland wird er in der dritten Minute umgesäbelt und holt einen ersten vielversprechenden Freistoss heraus. Der Einsatz stimmt, bei der Pass- und Schussgenauigkeit – ja, Lichtsteiner wagt sich in der 29. Minute tatsächlich in den Abschluss – gibt es noch Luft nach oben. In der 70. Minute wird er ausgewechselt. Kaum auszudenken, was wieder geschrieben und analysiert worden wäre, hätte die Schweiz den Sieg noch verspielt.


Ø  5

Zentraler Mittelfeldspieler

Denis Zakaria

Zakaria ist der Grund, warum heute keiner mehr Behrami nachtrauern muss. Mehr als einmal unterbindet er mit starken Rückeroberungen einen Konter. Und der 22-Jährige weiss auch mit dem Ball etwas anzufangen. So spielt er etwa den Schnittstellenpass auf Embolo, der dann aus bester Abschlussposition abziehen kann und den Hands-Elfmeter herausholt. Er hat kurze Phasen im Spiel, in denen er etwas abtaucht. Doch das ist völlig normal, wenn man in ein und demselben Spiel auf drei Positionen eingesetzt wird.


Ø  4.5

Zentraler Mittelfeldspieler

Granit Xhaka

In der fünften Minute sorgt er mit einem gefährlichen Aufsetzer für Gefahr, doch der Goalie pariert stark. Ansonsten hat er lange Zeit wenig Raum zur Entfaltung, erst in den letzten zwanzig Minuten lässt er sich vermehrt zurückfallen und übernimmt die Rolle des Spielgestalters. Alles in allem macht Xhaka ein gutes Spiel, einzig die Gelbe Karte für Meckern nach gut einer halben Stunde ist unnötig.


Ø  4

Linker Flügel

Ricardo Rodriguez

Aus dem Spiel heraus setzt er kaum Akzente, seine Flanken finden zu selten einen Schweizer Abnehmer. Gefahr kommt auf, wenn Rodriguez seine lehrbuchmässigen Ecken (Schär trifft den Pfosten) und Freistösse (Seferovic scheitert am Goalie) tritt. In der 76. Minute gibt’s einen Elfmeter für die Schweiz. Der vor Selbstvertrauen strotzende Embolo will diesen – so macht es zumindest den Anschein – treten. Doch Rodriguez ist für diese Rolle bestimmt und übernimmt die Verantwortung. Vielleicht wäre heute Embolo der bessere Schütze gewesen, denn Rodriguez scheitert am stark reagierenden Torhüter.


Ø  4.5

Hängende Spitze

Admir Mehmedi

Bereits in der 28. Minute muss Mehmedi den Platz aufgrund einer muskulären Verletzung verlassen. Entscheidendes hat er zu diesem Zeitpunkt allerdings schon vollbracht, er ist nämlich der Assistgeber zum 1:0 in der 16. Minute.


Ø  5

Stürmer

Breel Embolo

Vom Einsatz her top. Embolo läuft unheimlich viel und gibt keinen Ball verloren. Und wenn er Fahrt aufnimmt, das tut er gegen Irland mehrmals, dann ist er meist nur mit einem Foul zu stoppen. Doch alles gelingt Embolo nicht, besonders der berühmt-berüchtigte letzte Pass kommt kaum einmal beim Mitspieler an. Und im Abschluss fehlt ihm die Kaltschnäuzigkeit, sonst wäre er jetzt Doppeltorschütze. Immerhin: Nach seinem Schuss in der 76. Minute gibt es einen Elfmeter für die Schweiz und Gelb-Rot für den Abwehrspieler, der den Schuss mit dem Arm geblockt hat.


Ø  5.5

Stürmer

Haris Seferovic

Das Tor in der 16. Minute aus rund 18 Metern erzielt er in Manier eines Weltklasse-Stürmers. Mit dem rechten Fuss legt er sich den Ball auf den linken und zimmert die Kugel zwischen den Beinen des Verteidigers hindurch unhaltbar ins lange Eck. Kurz vor der Pause erzielt er beinahe das 2:0, doch sein Schuss nach guter Ballannahme verfehlt das Ziel. Kurz nach der Pause zwingt er den Goalie mit einem Kopfball zu einer starken Parade. Zum Elfmeter kommt es auch nur, weil Seferovic zuvor den Ball sensationell im Spiel hält. Das 2:0 leitet er mit einem Energieanfall ein. Beeindruckend ist auch, wie Seferovic auch noch in der 89. Minute dem Ball hinterherjagt, wenn die Iren zum Goalie zurückspielen. Eine ganz starke Leistung.


Eingewechselte Spieler

Ø  4.5

Ab 28. Minute für Mehmedi

Edimilson Fernandes

Über weite Strecken ist der früh eingewechselte Fernandes relativ unauffällig. Er hat aber sehr wohl seine guten Aktionen. In der 36. Minute verwerfen einige Schweizer die Hände und fordern einen Elfmeter, Fernandes gehört nicht zu ihnen. Er tut stattdessen das einzig Richtige, sprintet zurück und unterbindet mit einem gewonnenen Zweikampf einen Konter. Kurz vor der Pause bedient er mit einer Flanke aus dem Halbfeld Seferovic, der beinahe seinen zweiten Treffer erzielt. Und in der 93. Minute erlöst er die Schweiz mit «seinem» Tor. In der Statistik wird der Treffer als Eigentor geführt, weil Duffy zuletzt die Füsse am Ball hatte.


Ø 

Ab 70. Minute für Lichtsteiner

Remo Freuler

Zu kurz für eine Bewertung.


Ø 

Ab 88. Minute für Embolo

Renato Steffen

Steffen spielte zwar noch weniger lang als Freuler und wird deshalb auch nicht bewertet. Dass er in der 93. Minute das 2:0 mit einem super Pässchen auf Fernandes vorbereitet, will hier aber lobend erwähnt werden.


Telegramm

Schweiz – Irland 2:0 (1:0)

Stade de Genève, Genf. – 24'766 Zuschauer. – SR Marciniak (POL). – Tore: 16. Seferovic (Mehmedi) 1:0. 93. Duffy (Eigentor) 2:0.

Schweiz: Sommer; Elvedi, Schär, Akanji; Lichtsteiner (70. Freuler), Zakaria, Xhaka, Rodriguez; Embolo (88. Steffen), Mehmedi (28. Fernandes); Seferovic.

Irland: Randolph; Egan, Duffy, Stevens; Coleman, Hendrick, Whelan, McClean; Browne; Collins (46. O'Dowda), Connolly (70. Hogan).

Bemerkungen: Schweiz ohne Shaqiri und Zuber, Irland ohne Keogh und McGoldrick (alle verletzt). 63. Kopfball von Schär an den Pfosten. 76. Gelb-Rote Karte Coleman (Handspiel). 77. Randolph lenkt Handspenalty von Rodriguez an den Pfosten. Verwarnungen: 32. Xhaka (Unsportlichkeit). 32. Coleman (Unsportlichkeit). 34. Browne (Foul). 47. Akanji (Foul). 55. Hendrick (Foul). 66. Duffy (Foul).

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