Späte AbrechnungKlopp kritisiert Ramos: «Rücksichtslos und brutal»
Luca Betschart
28.7.2018
63 Tage nach der schmerzhaften Niederlage steht für Jürgen Klopp die erste öffentliche Aufarbeitung des Champions-League-Finals an. Der Trainer des FC Liverpool lässt dabei ordentlich Dampf ab.
In einem offenen Gespräch mit englischen Journalisten wird Klopp auf das Finale gegen Real Madrid (1:3) angesprochen und reagiert emotional. «Wir machen also diesen Topf noch einmal auf? Klar habe ich mir die Szene noch mal angesehen», gibt er zu. «Jemand zeigte sie mir gleich nach dem Spiel noch mal. Und wenn du dir es noch mal anschaust, und du bist kein Fan von Real Madrid, dann denkst du, das ist rücksichtslos und brutal. Du denkst nicht: Wow! Guter Wettbewerb – es war skrupellos», äussert sich der 51-jährige Deutsche, wie «Daily Mail» berichtet.
Klopp spricht zwei Aktionen des madrilenischen Spielführers Sergio Ramos an. Ramos hatte mit einem Ellbogencheck gegen Liverpools Torwart Karius sowie einer «Wrestling-Einlage» gegen den pfeilschnellen Ägypter Mohamed Salah, der mit einer Schulterverletzung nicht mehr weiterspielen konnte, den Ärger vieler Fussball- und Liverpool-Fans auf sich gezogen. Loris Karius spielte das Spiel mit einer Gehirnerschütterung zwar zu Ende, zeigte dabei allerdings bekannterweise mit zwei folgenschweren Patzern grosse Schwächen. «Den Keeper mit dem Ellbogen angehen, den besten Torschützen wie ein Wrestler abräumen und dann das Spiel gewinnen. Das war die Geschichte des Spiels.»
«Er tat so, als wäre das normal gewesen»
Doch nicht nur das überharte Einsteigen des Innenverteidigers stösst dem Deutschen sauer auf. «Er tat so, als wäre das alles normal gewesen. Das ist es aber nicht. Es ist, als ob wir, die ganze Welt, akzeptieren, dass du jede Waffe einsetzt, um ein Spiel zu gewinnen.» Tatsächlich hatte Ramos sich gar gewundert, warum Salah nicht mit einer Spritze auch in Halbzeit zwei aufgelaufen ist. Der Madrilene hatte die Szene gemäss der spanischen Zeitung «AS» vor knapp zwei Monaten wie folgt beschrieben: «Er hält meinen Arm zuerst. Ich lasse mich in die andere Richtung fallen, die Verletzung betrifft dann den anderen Arm. Und dann heisst es, ich hätte einen Judogriff angewandt.»
Auf die neuesten Anschuldigungen gibt es noch keine Reaktion von Ramos. Es ist aber nicht anzunehmen, dass der 32-Jährige diese Kritik auf sich sitzen lässt. Ob sich seine Wahrnehmung und Einschätzung zu den umstrittenen Szenen in den Sommerferien verändert hat, ist vermutlich ebenfalls nicht der Fall.