Die U21-Nati verliert gegen Kroatien 2:3, beweist dabei aber Moral. Nach dem 0:3-Rückstand lassen die Schweizer die Köpfe nicht hängen, verpassen es aber sich dafür mit einem Punktgewinn zu belohnen. Die Schweizer in der Einzelkritik.
Natürlich ist es bitter, wenn die Schweizer ihre Chancen nicht nutzen und dem Gegner auch noch Geschenke machen. Aber dass die Jungs nach dem 0:3-Rückstand noch einmal so zurückkommen und es bis zur letzten Sekunde spannend bleibt macht Freude. Fussball lebt von Emotionen und davon gibt es im Spiel gegen Kroatien jede Menge. Noch mehr Spass hätte man als Zuschauer, würden die kroatischen Spieler die eine oder andere Minute weniger lang den sterbenden Schwan spielen …
Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch
Tor
Geb.: 31.12.1998
Anthony Racioppi
In der 8. Minute schenkt der 22-Jährige den Kroaten mit einem Fehlpass der Kategorie «haarsträubend» das 1:0 – wäre er nicht auch noch ausgerutscht, hätte er den Schuss von Ivanusec vielleicht noch klären können. Total verunsichert spielt er in den nächsten fünf Minuten nach Rückpässen zwei weitere Fehlpässe. Am anderen Ende der Skala bewegt er sich in der 53. Minute: Erst lässt er zwar einen Schuss nach vorne abprallen, doch dann reagiert er beim Nachschuss überragend und zeigt eine mirakulöse Fussabwehr. Bei den Gegentoren zwei (Penalty) und drei (präziser Schuss ins Eck) ist er machtlos.
Verteidigung
Geb.: 29.09.1998
Jordan Lotomba
Der A-Nati-erprobte Lotomba schlägt in der ersten Halbzeit immer wieder Haken wie ein Hase und wirkt sehr ballsicher und abgeklärt. In der zweiten Halbzeit kommt er dann allerdings in der 60. Minute den vielzitierten Schritt zu spät und verschuldet einen Elfmeter. Vielleicht auch deshalb, weil er nach dem Dreifachwechsel eine Minute zuvor von der rechten auf die linke Abwehrseite wechseln muss und so seine Position noch nicht ganz gefunden hat.
Geb.: 09.12.1998
Jasper van der Werff
Der Verteidiger vom FC Basel ist einer von vier Neuen in der Schweizer Startelf. Er macht einen guten Job, wahrt Ruhe mit dem Ball am Fuss und strahlt Selbstvertrauen aus. In den Schlussminuten beeindruckt er mit starken Balleroberungen, oft an der Grenze des Erlaubten. Nicht ganz ungefährlich, wurde er doch kurz nach der Pause für mehr oder weniger Nichts verwarnt. Nur einmal sieht der 22-Jährige alt aus: In der 64. Minute verliert er das Laufduell gegen Vizinger, der dann eiskalt zum 3:0 einschiebt.
Geb.: 24.06.1998
Cédric Zesiger
Der Herr der Lüfte ist der Boss in der Abwehr. Nur selten führt ein Weg an ihm vorbei. Etwas sparsamer könnte er seine langgezogenen Bälle einsetzen, zu oft werden sie zur Beute der Kroaten. Stark, wie er in der 57. Minute für seine ausgespielten Teamkollegen klärt. Auch wenn er wie erwähnt den einen oder anderen Fehlpass einstreut, Zesiger strahlt Sicherheit aus.
Geb. 07.07.1998
Silvan Sidler
In der Quali meist in der Startelf, kam er im Spiel gegen England nicht zum Einsatz. Gegen die Kroaten darf er aber von Beginn an ran. Zwar schaltet er sich immer wieder in die Offensive mit ein, doch seine Flanken entfalten in etwa so viel Wirkung wie gefälschte Gesichtsmasken. Kurz vor der Pause sieht er nach einer rüden Attacke Gelb, doch immerhin unterbindet er damit einen Konter. In der Defensive erledigt er seinen Job unaufgeregt. In der 59. Minute macht er Platz für Kevin Rüegg.
Mittelfeld
Geb.: 25.01.1999
Petar Pusic
Nach 51 Sekunden hat er das 1:0 auf dem Fuss, schiebt die Kugel aber knapp am Tor vorbei. Fehlt ihm bei dieser Aktion die nötige Prise Glück, fehlt in der Folge ein bisschen von allem. In der 34. Minute etwa wartet er auf den Ball anstatt einen Schritt entgegenzugehen und schon läuft der kroatische Konter. Fünf Minuten später schlägt er eine katastrophale Flanke. Insgesamt ein schwacher Auftritt und so erstaunt es nicht, dass er frühzeitig Feierabend hat. In der 59. Minute muss er raus.
Geb.: 11.04.2001
Simon Sohm
Ein wunderbarer Schnittstellenpass in der 17. Minute beweist, dass der neu in die Mannschaft rotierte Parma-Legionär ein feines Füsschen hat. Ansonsten bleibt der 19-Jährige aber vieles schuldig. Gerne sucht er schnelle Lösungen und hat so das Überraschungsmoment auf seiner Seite, doch mit der Präzision hapert es dabei zu oft.
Geb.: 04.09.1998
Toni Domgjoni
Besonders in der ersten Halbzeit omnipräsent. Er erobert Bälle, beweist ein gutes Auge für seine Mitspieler und steigt kompromisslos in die Zweikämpfe. In der zweiten Halbzeit taucht er dann etwas ab, zumindest im Spiel nach vorne. Kurz nach der Pause geht er im gegnerischen Sechzehner zu Boden, der Penaltypfiff bleibt aber aus.
Geb.: 24.06.1999
Bastien Toma
Der 21-jährige Profi vom belgischen Erstdivisionär KRC Genk führt eine extrem feine Klinge, das macht Freude beim Zuschauen. Sensationell, wie er in der 20. Minute mit einem Pass aus der Drehung Guillemenot lanciert. Mit zunehmender Spieldauer verliert Toma an Einfluss.
Angriff
Geb.: 06.01.1998
Jérémy Guillemenot
Laufwunder, Arbeitstier, Chancentod. Guillemenot rackert ohne Ende, bereitet die eine oder andere Möglichkeit vor, so auch jene in der 94. Minute. Vor allem aber vergibt er zwei Top-Chancen. In der 20. Minute will er den Ball über den heranstürmenden Goalie chippen, doch der lenkt den Ball gerade noch so über das Tor. Kurz nach der Pause unterläuft dem kroatischen Keeper dann ein krasser Fehlpass, vergleichbar mit jenem von Racioppi, doch Guillemenot bringt das Leder nicht an Kotarski vorbei. Mindestens einen dieser beiden Hochkaräter muss er einfach nutzen, daran wird ein Stürmer gemessen. Vom Einsatz her gibt es allerdings rein gar nichts zu bemängeln, deshalb gibts eine gutgemeinte 4.
Geb.: 22.06.1999
Andi Zeqiri
Bereits in der 1. Minute lässt er dank gutem Körpereinsatz und feiner Technik einen Gegenspieler stehen und passt scharf zur Mitte, nur Zentimeter fehlen dann zum 1:0. Es ist nicht seine einzige Offensivaktion, aber doch die, die für die grösste Torgefahr sorgt. Wie Guillemenot jagt auch Zeqiri jedem Ball wie von der Tarantel gestochen hinterher. Sicher haben sie den Spruch «die Stürmer sind die ersten Verteidiger» auch schon gehört?! Wenn Sie bisher nicht wussten, was Trainer damit sagen wollen, dann schauen Sie sich einfach öfters der Schweizer U21-Nati zu.
Eingewechselte Spieler
Geb.: 05.08.1998
Kevin Rüegg
Ab 59. Minute für Sidler: Dass er nach seiner langen Verletzungspause noch nicht bei hundert Prozent ist, kann er nicht kaschieren. Allerdings steht er weder bei den folgenden zwei Gegentoren noch bei den beiden Schweizer Treffern im Fokus.
Geb.: 27.06.2000
Kastriot Imeri
Ab 59. Minute für Sohm: Wie schon gegen England kommt er von der Bank und belebt die Offensive merklich. Beim Elfmeter übernimmt er Verantwortung und verwandelt eiskalt. In der 89. Minute tut er gleiches bei einem Freistoss, der wird von der Mauer zur Ecke geklärt. Und auch diese Ecke tritt Imeri und schon steht es 2:3. Den Treffer erzielt der Kroate Kulenovic, der den heimtückischen Aufsetzer unglücklich ins eigene Tor befördert. Schon zuvor spielt er ein feines Pässchen auf Guillemenot. Erneut ein starker Auftritt!
Geb.: 25.10.2000
Dan Ndoye
Ab 59. Minute für Pusic: Der Siegtorschütze vom England-Spiel hat Glück, dass er sechs Minuten nach seiner Einwechslung nicht mit Rot vom Platz gestellt wird. Auf dem Weg den Ball zu schnappen, um einen Einwurf auszuführen, rennt er in seinen Gegenspieler und trifft diesen am Kopf. Man wird den Eindruck nicht los, dass er etwas angefressen ist, dass er sich mit der Jokerrolle begnügen muss. In der 92. Minute steckt er den Ball schön auf Mambimbi, der daraus leider keinen Profit schlägt.
Geb.: 25.12.2001
Alexandre Jankewitz
Ab 66. Minute für Domgjoni: Gegen England mit einer herausragenden Leistung, muss sich auch Jankewitz mit einem Teileinsatz begnügen. Zwar hat er die eine oder andere gute Aktion, doch am Ende bleibt vor allem haften, wie er in der 94. Minute die dicke Chance zum Ausgleich nicht nutzt. Benoten dürfen Sie Jankewitz selbst, wir tun es nicht, dafür spielt er nicht lange genug.
Geb.: 18.01.2001
Felix Mambimbi
Ab 66. Minute für Zeqiri: Bei der Grosschance von Jankewitz steht auch Mambimbi im Brennpunkt. Insgesamt bleibt er bei seinem Einsatz aber unauffällig. Zu kurz für eine Benotung.
Telegramm
Kroatien – Schweiz 3:2 (0:1)
Koper (SLO). - SR Higler (NED). - Tore: 8. Ivanusec 1:0. 61. Moro (Foulpenalty) 2:0. 64. Vizinger (Moro) 3:0. 79. Imeri (Handspenalty) 3:1. 89. Kulenovic (Eigentor) 3:2.
Kroatien: Kotarski; Sverko, Erlic (24. Vuskovic), Bradaric; Franjic (75. Krizmanic), Bistrovic, Moro (76. Zaper), Babec, Ivanusec; Vizinger (85. Kulenovic), Spikic (75. Colina).
Schweiz: Racioppi; Lotomba, Van der Werff, Zesiger, Sidler (59. Rüegg); Pusic (59. Ndoye), Sohm (59. Imeri), Domgjoni (66. Jankewitz), Toma; Guillemenot, Zeqiri (66. Mambimbi).
Bemerkungen: Verwarnungen: 6. Babec (Foul). 45. Sidler (Foul). 45. Franjic (Foul). 45. Vizinger (Foul). 48. Van der Werff (Foul). 60. Lotomba (Foul). 91. Kulenovic (Foul).