Erst verliert die eigene Mannschaft auswärts bei Union Berlin. Dann brennt es auch noch lichterloh im Zug. Mehrere Hundert Freiburg-Fans hatten am Samstag in Berlin ganz schön Pech – aber laut Feuerwehr doch auch Glück.
Meterhoch schlagen die Flammen aus Waggonfenstern, eine Rauchfahne steigt in den Himmel: Ein Brand in einem mit Hunderten Fussballfans besetzten Zug in Berlin ist relativ glimpflich ausgegangen. Angesichts der Konstellation am Samstagabend habe man zunächst von einer hohen Verletztenzahl ausgehen müssen, sagte ein Feuerwehrsprecher am Sonntag. Dazu sei es aber zum Glück nicht gekommen. Vier von rund 700 Fans des SC Freiburg wurden demnach leicht verletzt, drei von ihnen wurden im Krankenhaus wegen einer Rauchgasvergiftung behandelt. Ein Waggon des älteren Zuges brannte komplett aus. Offizielle Angaben zur Ursache gab es am Sonntag zunächst nicht – spekuliert wurde aber über einen technischen Defekt.
Fest steht zunächst nur: Es hätte auch ganz anders ausgehen können. Der Feuerwehrsprecher lobte ausdrücklich das besonnene Verhalten der Fans an Bord. «Die Leute haben in ruhiger und disziplinierter Weise den brennenden Waggon in Richtung der anderen Waggons verlassen.» In solchen Situationen bestehe die grosse Gefahr, dass Menschen eigenständig in Panik aussteigen: Dabei könnten sie auf den Gleisen mit der Stromschiene in Kontakt kommen oder von entgegenkommenden Zügen erfasst werden, hiess es.
Stattdessen wurden alle Waggons geordnet von der Bundespolizei geräumt. Nachdem der Brand in einem der vorderen Waggons bemerkt worden war, betätigte laut Feuerwehr jemand die Notbremse, der Zug kam beim Berliner S-Bahnhof Bellevue zum Stehen. Das Feuer habe sich dann rasant entwickelt, beim Eintreffen der Einsatzkräfte hätten die Flammen schon hoch gelodert, sagte der Feuerwehrsprecher. «Das war nicht ohne.» 150 Kräfte seien im Einsatz gewesen.
Zur Brandursache konnten sich zunächst weder Berliner Polizei noch die Bundespolizei äussern. Die Fanorganisation Supporters Crew Freiburg, die die Fahrt in dem Zug eines privaten Unternehmens organisiert hatte, schrieb am Sonntag auf ihrer Facebook-Seite von einem technischen Defekt. Dies bestätigten die Ermittlungsbehörden jedoch nicht.
Die Schweizer Centralbahn AG, um deren Zug es sich handelte, zeigte sich auf dpa-Anfrage betroffen von dem Vorfall und erklärte, man schliesse einen technischen Defekt an dem betroffenen Wagen aus. Der Brand sei offensichtlich im Inneren eines Abteils in der Wagenmitte ausgebrochen, wo es keine Technik gebe. «Die Schadensursache wird derzeit von der Polizei untersucht.» Laut Feuerwehr waren die Waggonmodelle und die Lok schon älter - damit würden auch «Nostalgiefahrten» unternommen, hiess es.
Am Abend ging das Gerücht um, dass Pyrotechnik aus dem Besitz der Fans eine Rolle gespielt haben könnte. Auch dazu äusserte sich die Polizei nicht. Freiburgs Trainer Christian Streich hatte einen Teil der eigenen Fans für das Abbrennen von Pyrotechnik bei der 0:2-Niederlage beim 1. FC Union Berlin am Samstag scharf kritisiert. «Ich weiss nicht, ob sie besonders cool sein wollten, weil sie in der Hauptstadt sind», sagte er. «Du kommst raus auf den Platz und in der Kurve brennen die Bengalos. Das ist eine Katastrophe, das können wir gar nicht gebrauchen.»
Die gestrandeten Fans konnten laut der Fanorganisation individuell nach Hause reisen, teils über Nacht mit einem ICE. «Der SC Freiburg bedankt sich ausdrücklich für das zwischenzeitliche Angebot des FC Union Berlin, seine VIP-Räume als Übernachtungsmöglichkeit zur Verfügung zu stellen», schrieb der Verein auf seiner Webseite. Auch in den sozialen Medien boten Berliner den Freiburgern Plätze zum Übernachten an. Der liegengebliebene Sonderzug wurde am Sonntagvormittag von einem Hilfszug abgeschleppt, die Strecke war damit wieder für den Bahnverkehr frei. In der Folge des Brandes waren Züge umgeleitet worden.