Lucien Favre sagte nach dem Derby gegen Schalke, dass die Meisterschaft entschieden sei. Weil aber auch Bayern patzte, bleibt das Titelrennen offen. Und Dortmund hat nicht unbedingt die schlechteren Karten in der Hand.
«Der Titel ist verspielt, das ist klar für mich», sagte ein aufgebrachter Lucien Favre am Samstag nach dem verlorenen Revierderby (2:4) gegen Schalke. Der Schweizer Dortmund-Trainer rechnete wohl damit, dass Bayern am Sonntag mit einem Sieg in Nürnberg auf vier Punkte davonziehen würde. Doch der Abstiegskandidat trotzte den Münchnern ein 1:1 ab.
Damit haben die Bayern drei Spieltage vor Saisonende nur zwei Punkte Vorsprung auf den BVB. Eine Niederlage des Leaders und Dortmund ist wieder im Vorteil. «Bluewin» nennt fünf Gründe, warum der BVB doch noch Meister werden kann.
1. Psychologischer Vorteil
Nicht nur für Favre, sondern wahrscheinlich alle Dortmunder waren sich sicher, dass sie die Titelträume nach der Derby-Pleite begraben müssen. Jetzt hat der BVB überhaupt nichts mehr zu verlieren, die direkte Champions-League-Qualifikation ist schliesslich schon gesichert. Bayern hingegen fühlte sich nach Dortmunds Niederlage wohl schon als der sichere Titelträger. Kommt der Serienmeister jetzt doch noch einmal ins Zittern? Der Druck liegt jedenfalls auf Seiten der Münchner.
2. Das Restprogramm
Klar dürfte sein, dass Dortmund die letzten drei Spiele gewinnen muss, um noch eine Chance auf den Meistertitel zu haben. Gegen Bremen, Düsseldorf und Gladbach wird das nicht einfach. Allerdings sind zumindest Werder und Gladbach nicht gerade in bester Form, verloren zuletzt zwei Spiele in Folge. Dass man Düsseldorf schlagen muss, wenn man Meister werden will, ist klar. In der Hinrunde fügte der Aufsteiger dem BVB aber die erste Saisonniederlage zu.
Die Bayern spielen noch gegen Hannover, Leipzig und Frankfurt. Es ist nicht zu erwarten, dass der Leader gleich noch einmal gegen ein «Kellerkind» Punkte liegen lässt. Die Spiele in Leipzig und gegen die Eintracht haben aber definitiv Stolperstein-Potenzial. Zumal es für Frankfurt noch um die Champions League geht und Leipzig seit 16 Spielen ohne Niederlage ist.
3. Ähnliches Szenario vor 17 Jahren
Die Dortmunder blicken auch gerne auf die Saison 2001/02 zurück. Damals hatte der BVB am 31. Spieltag in Kaiserslautern verloren und der Rückstand auf Leader Leverkusen betrug sogar fünf Punkte. Am Ende ging die Schale dennoch nach Dortmund.
4. Trotzreaktion
Bitter für Favres Team ist natürlich, dass Captain Marco Reus nach seinem Platzverweis mindestens zwei Spiele verpassen wird. Und auch Marius Wolf, der ebenfalls Rot sah, wird gegen Bremen und Düsseldorf fehlen. Favre hat in dieser Saison aber mehrmals bewiesen, dass ihn die Not erfinderisch macht. Weshalb sollte der Schweizer in den letzten drei Spielen keine Lösung finden? An Motivation wird es den Dortmundern nach dem Ausrutscher der Bayern ohnehin nicht fehlen.
5. Glaube an den Fussballgott
Mal ehrlich: Jeder, der nicht Bayern- oder Schalke-Fan ist, wünscht sich doch Dortmund als Meister. Zumal der Rekordmeister in den letzten Jahren wahrlich genug zu feiern hatte. Und beim BVB mit Lucien Favre, Roman Bürki, Marwin Hitz und Manuel Akanji vier Schweizer angestellt sind. Gibt es einen Fussballgott – und ist dieser auch noch Schweizer – wird Dortmund Meister.