Stimmen zur Relegation «Das Einzige, was jetzt hilft: Richtig einen hinter die Binde kippen»

pat

7.7.2020

Heidenheim-Coach Frank Schmidt versteckt sich hinter seiner Hygienemaske.
Heidenheim-Coach Frank Schmidt versteckt sich hinter seiner Hygienemaske.
Bild: Getty

Nach dem 0:0 im Hinspiel reicht dem SV Werder Bremen ein 2:2 im Rückspiel, um den Ligaerhalt zu sichern, die Erleichterung ist gross. Bei den Heidenheimern herrscht derweil Katerstimmung.

Werder Bremen verhindert in extremis den zweiten Bundesliga-Abstieg der Vereinsgeschichte. Auf der anderen Seite verpasst Heidenheim den erstmaligen Aufstieg ins Oberhaus. Die Stimmen nach dem Schlusspfiff.



«Scheiss Saison, gutes Ende und alles andere besprechen wir jetzt»

Die Erleichterung bei Werder-Coach Florian Kohfeldt ist riesig: «Ich bin einfach nur froh und glücklich, dass wir es geschafft haben nach so einer Saison. Wir waren so oft schon tot und nach dem Hinspiel auch nochmal tot.» Er meint, dass sie sich das Leben mit all den vergebenen Chancen selbst unnötig schwer gemacht hätten. «Aber weisst du was: Scheissegal! Wir sind in der Liga. Scheiss Saison, gutes Ende und alles andere besprechen wir jetzt», so Kohfeldt. Und weiter: «Wir dürfen nie in diese Situation geraten mit diesem Kader. Das ist auch meine Verantwortung und dementsprechend besprechen wir das die nächsten Tage.»

Freudensprung von Werder-Coach Florian Kohfeldt nach dem geschafften Ligaerhalt.
Freudensprung von Werder-Coach Florian Kohfeldt nach dem geschafften Ligaerhalt.
Bild: Getty

Klar ist, dass Bremens Sportchef Frank Baumann gerne mit Kohfeldt in die neue Saison gehen möchte, wie er im «Weser-Kurier» klarstellt: «Wir haben Florian immer das Vertrauen ausgesprochen, auch in schwierigen Phasen. Florian hat in einer ganz schwierigen Saison gezeigt, dass er solche Situationen meistern kann. Ich bin nach wie vor von Flo absolut überzeugt. Da gibt es für mich keine Fragen.»

«Eigentlich habe ich beim 1:1 gedacht, dass wir zurück sind, dass wir das Spiel drehen können»

Heidenheims Frank Schmidt, der mit Abstand dienstälteste Trainer im deutschen Profifussball, trauert nach Spielschluss den vergebenen Chancen nach: «Eigentlich muss es kurz nach der Halbzeit 1:1 stehen. Wir haben zwei hundertprozentige Chancen, nutzen sie nicht. Und eigentlich habe ich beim 1:1 gedacht, dass wir zurück sind, dass wir das Spiel drehen können. Aber dann fällt das 1:2 (94. Minute) und dann waren wir natürlich raus.» Das 2:2 in der achten Minute der Nachspielzeit kam zu spät – unmittelbar nach dem Wiederanstoss wurde die Partie abgepfiffen.

Jetzt sei natürlich eine gewisse Leere da, so Schmidt. «Aber es geht weiter, es geht immer weiter. Auch wenn es jetzt in dem Moment so brutal schwer ist für uns, weil wir dran geglaubt haben, das Spiel heute für uns zu entscheiden.» Jetzt sei aber erstmal Frustbewältigung angesagt. «Das Einzige, was jetzt hilft: Richtig einen hinter die Binde kippen – dann ist es zwar morgen noch schlimmer, aber wir stehen wieder auf.»

Heidenheim-Captain Marc Schnatterer hat nach dem verpassten Aufstieg Mühe, die richtigen Worte zu finden. «Es ist schwierig zu sagen, woran es gelegen hat. Die Moral war da, die Leidenschaft war da. Wir sind zweimal wieder zurückgekommen, auch wenn es kurz vor Schluss war. Das Grösste ist, dass wir kein Spiel verloren haben und es trotzdem nicht geschafft haben. Das ist brutal. Das war die Chance, in die Bundesliga aufzusteigen. Auch wenn ich das gerade nicht so zeigen kann, es tut weh.»

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