Die UEFA will russische Nachwuchsmannschaften wieder zu ihren Wettbewerben zulassen. Während einige Nationalverbände einen Boykott ankündigen, verteidigen zwei deutsche Top-Funktionäre den Entscheid.
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- Aufgrund des Angriffskriegs gegen die Ukraine sind russische Sportverbände von einem Grossteil der internationalen Wettbewerbe ausgeschlossen.
- Die UEFA will russische Nachwuchsteams jetzt wieder an ihren Turnieren teilnehmen lassen. Das stösst nicht nur beim ukrainischen Fussballverband auf Unverständnis.
- Die deutschen Top-Funktionäre Hans-Joachim Watzke und Karl-Heinz Rummenigge hingegen begrüssen den Entscheid der UEFA.
Am Dienstag hat das UEFA-Exekutivkomitee in Limassol auf Zypern verkündet, russische U17-Teams wieder an Turnieren teilnehmen zu lassen – allerdings ohne Hymne und Flagge. 2024 steht die U17-EM der Männer auf Zypern und die U17-EM der Frauen in Schweden an, im Oktober 2023 beginnt jeweils die Qualifikation.
Die Sperre gegen alle russischen Senioren-Mannschaften soll hingegen weiterhin bestehen, solange der Angriffskrieg in der Ukraine andauert. Auch sind Wettbewerbe auf russischem Boden weiter ausgeschlossen.
Beim ukrainischen Fussballverband sorgt die Entscheidung für Ärger. In einer Mitteilung forderte der Verband die UEFA dazu auf, den vollständigen Ausschluss aller russischen Mannschaften von der Teilnahme an internationalen Wettbewerben in Kraft zu lassen. Die Ukrainer erklärten, weiterhin nicht an Wettbewerben mit russischer Beteiligung teilzunehmen.
Mehrere Nationen kündigen Boykott an
Zuspruch für die Ukraine gibt es von vielen Nationen. England, Polen, Lettland, Litauen, Schweden, Norwegen und Finnland haben ebenfalls angekündigt, nicht gegen russische Mannschaften anzutreten. «Wir stehen zu unserer Haltung, dass norwegische Mannschaften nicht gegen russische Mannschaften spielen sollten, solange der Krieg andauert», machte Norwegens Verbandspräsidentin Lise Klaveness am Donnerstag klar.
Grundsätzlich unterstütze man die Haltung, dass Kinder im Fussball und anderswo nicht ausgeschlossen werden sollten. Fussball solle verbinden, nicht spalten, so Klaveness. Dennoch sei der norwegische Verband der Ansicht, dass es in der aussergewöhnlichen Situation zu schwierig sei, Nationalmannschafts-Fussball von der Nation Russland und dem Bedarf der russischen Führung zu trennen, den Spitzenfussball für Propagandazwecke zu nutzen. In einer solch wichtigen Sache erwarte man von der UEFA ein besseres Vorgehen.
Watzke und Rummenigge verteidigen Russen-Rückkehr
Etwas anders sehen es die deutschen Fussball-Funktionäre Hans-Joachim Watzke und Karl-Heinz Rummenigge, die beiden deutschen Vertreter im Gremium des UEFA-Exekutivkomitees. Sie verteidigen die Rückkehr russischer Nationalteams in Europas Jugend-Fussball.
«Das ist definitiv keine Aufweichung unserer ablehnenden Haltung Russland gegenüber, im Gegenteil: Die Erwachsenen-Teams bleiben weiterhin ausgeschlossen», sagt Watzke der «Bild». «Hier geht es um Kinder, die nichts für den abscheulichen Krieg können und in deren Leben keine politische Willensbildung stattgefunden hat», so Borussia Dortmunds Klub-Chef Watzke in seiner Funktion als Vizepräsident des DFB.
«Kinder sind die Opfer des Krieges. Sie sind unschuldig und hilfsbedürftig, tragen keinerlei Verantwortung für diesen Krieg und man sollte sie nicht zusätzlich bestrafen. Deshalb habe ich mit ‹ja› gestimmt, um ihnen die Teilnahme am Spiel wieder zu erlauben», sagt Rummenigge, der genau wie Watzke für die Russland-Rückkehr gestimmt hat.
Mit Material der dpa.