Beim 3:1-Sieg in Freiburg muss sich der FC Bayern auf ein spätes Tor des 18-jährigen Joshua Zirkzee verlassen. Der 1,93m grosse Holländer wird bereits mit Ruud Gullit verglichen – er kann aber auch ein ziemlicher Hitzkopf sein.
In Freiburg beweist Bayern-Coach Hansi Flick ein goldenes Händchen. Beim Stand von 1:1 in der 90. Minute nimmt er Philippe Coutinho aus dem Spiel und wirft an dessen Stelle Supertalent Joshua Zirkzee ins kalte Wasser. «Ich dachte: 'Wenn noch eine Flanke kommt, kann er sie rein machen'», wird der Interimstrainer nach dem Spiel sagen.
Und Hansi-Hellseher hat Recht: Nur 104 Sekunden nach seiner Einwechslung klingelts im Kasten. Ein hohes Zuspiel von Serge Gnabry findet den rechten Fuss von Zirkzee, der die Kugel lässig durch die Beine von Freiburg-Keeper Flekken schiebt. Kein Traumtor – aber wer genau hinschaut, erkennt ein kurzes Zögern des 18-Jährigen vor der Schussabgabe. Das hat nichts mit flatternden Nerven beim allerersten Bundesliga-Einsatz zu tun, es ist die eiskalte Abgeklärtheit eines geborenen Knipsers.
Mit 16 Jahren die Heimat verlassen
Trotz Bemühungen von Manchester United und Arsenal wechselt Zirkzee im Sommer 2017 von Feyenoord Rotterdam zum FC Bayern München. Das Top-Talent kostet den deutschen Rekordmeister lediglich eine Ausbildungsentschädigung. Der Wechsel ins Ausland ist riskant für den damals 16-jährigen Holländer, aber er zahlt sich aus. Bisher.
In 32 Spielen erzielt der 1,93m grosse Stürmer 27 Tore für die Nachwuchsteams der Münchner und wird im Sommer 2018 von Niko Kovac auf die USA-Reise der ersten Mannschaft mitgenommen. Prompt trifft er bei seinem ersten Einsatz gegen Paris Saint-Germain.
Hitzkopf und Chancentod?
Auch in der UEFA Youth League schlägt Zikzee zu. Gegen Olympiakos Piräus gelingt ihm ein Hattrick – insgesamt sind es vier Tore in sechs Partien. Trotzdem läuft nicht immer alles rund. In der 3. Liga, wo Zikzee bis vor drei Wochen spielt, will ihm in dieser Saison in 642 Minuten kein einziger Treffer gelingen. Zudem kann der Angreifer ein ziemlicher Hitzkopf sein. Bereits zweimal sah er nach einer Tätlichkeit die Rote Karte.
Aber Flick glaubt an ihn und befördert den Stürmer in die erste Mannschaft.
Aufgrund seiner Grösse wird der Holländer schnell mit seinem legendären Landsmann Ruud Gullit verglichen. So auch gestern. Davon will sein Trainer aber nichts wissen. Er hält zwar grosse Stücke auf den 18-Jährigen, mahnt aber zur Vorsicht. «Er ist ein Stürmer, macht das sehr gut. Er ist seit drei Wochen im Training dabei, seine Entwicklung ist bemerkenswert. Bleiben wir aber alle mal besser auf dem Boden. Es gibt noch viel zu tun für ihn.»
Die Begeisterung der Bayern-Fans in den sozialen Medien kennt auf jeden Fall jetzt schon keine Grenzen mehr.