Am 12. Dezember ging der BVB zu Hause gegen Stuttgart mit 1:5 unter. Trainer Lucien Favre wurde am Tag darauf entlassen. Vielleicht auch, weil ihn Mats Hummels nach dem Stuttgart-Spiel öffentlich kritisierte. Jetzt relativiert Dortmunds Abwehrboss diese Kritik.
Der Frust nach der 1:5-Pleite gegen Aufsteiger Stuttgart war gross. Und die Suche nach Erklärungen dafür schwierig. «Jeder weiss, dass wir eine Mannschaft sind, die nicht gut verteidigen kann. Das muss man so klar sagen», sagte Captain Marco Reus bei «Sky» und kritisierte Trainer Lucien Favre damit indirekt.
Mats Hummels führte aus: «Wir versuchen immer, klein-klein durch enge Räume durchzuspielen. Das klappt in den seltensten Fällen. Wir haben dabei eine riesig hohe Ballverlustquote.» Und weiter: «Es geht darum, Automatismen zu haben und sinnvollen Fussball zu spielen. Sinnvoll heisst: Risiken da, wo es angebracht ist, und nur da, wo es einen Ertrag gibt, wenn es klappt. Wir haben generell zu wenig Tiefe im Spiel und machen uns gegenseitig die Räume zu eng.»
Reus und Hummels waren ganz offensichtlich keine Fans von Favres Taktikideen – und gingen damit an die Öffentlichkeit. So schnell kann sich eine Meinung ändern. Vor wenigen Wochen wünschte sich der Innenverteidiger noch die Vertragsverlängerung von Favre. «Wir würden gern mit ihm weitermachen», sagte er Ende Oktober den «Ruhr Nachrichten».
«Es war nicht alles schlecht»
Bereut Hummels heute seine Worte nach dem Stuttgart-Spiel? Was war genau das Ziel? «Die Hoffnung, dass sich Besserung einstellt», erklärt der 32-Jährige nun gegenüber «Sport Bild». «Ich habe nicht alles ausgesprochen, was in mir brodelte, sondern versucht, es vernünftig zu verpacken.»
Die Taktik sei schon vorher intern ein Thema gewesen und besprochen worden. Auch mit dem Trainerteam. «Das öffentlich zu machen, war aus meiner Sicht die letzte Patrone. Es gab Situationen in meiner Karriere, wo das geholfen hat», so Hummels. «Mir ging es in meinen Aussagen aber nicht um den Trainer und dessen Beurlaubung, sondern unsere Gemeinschaft.»
Dass Favre am nächsten Tag entlassen wurde, habe nichts mit seinen Aussagen und jenen von Reus zu tun, glaubt Hummels. Seine Kritik an Favre relativiert er: «Im vergangenen halben Jahr war nicht alles schlecht. Wir sind als Gruppenerster in die K.o.-Phase der Champions League eingezogen und haben uns in der Liga erst im Dezember in ein kleines Loch geschaufelt.»
Nun soll Interimstrainer Edin Terzic den BVB wieder in die Spur bringen, was bislang mehr oder weniger geklappt hat. Dortmund hat zwei der drei Spiele nach der Favre-Entlassung gewonnen, am Wochenende gab es zum Start ins neue Jahr einen 2:0-Sieg gegen Wolfsburg. Hummels erklärt, welchen Trainertyp er sich wünscht: «Wir brauchen jemanden, der Zielstrebigkeit, Leidenschaft und auch Härte reinbringt. Vor fussballerischem Talent schäumen wir gerade nur so über. Aber wenn Gegner uns mit Härte begegnen, haben wir noch zu oft Probleme.»