Identitätsverlust Xhaka ist nur ein weiteres Opfer des «neuen» Arsenal

Von Tobias Benz

29.10.2019

Granit Xhaka verlässt am Sonntag das Spielfeld unter lauten Pfiffen der Fans.
Granit Xhaka verlässt am Sonntag das Spielfeld unter lauten Pfiffen der Fans.
Bild: Getty

Granit Xhakas unrühmlicher Abgang gegen Crystal Palace ist ein Tiefpunkt seiner Arsenal-Karriere. Das Verhalten der Fans hingegen ist altbekannt, Xhaka ist nur das neueste Opfer eines drohenden Identitätsverlusts.

Granit Xhaka ist nicht der erste Spieler, der bei Arsenal den Unmut der Anhänger über sich ergehen lassen muss. Die Situation erinnert an 2008, als Emmanuel Eboué nach einem Spiel gegen Wigan so sehr zusammengestaucht wurde, dass er den Platz unter Tränen verliess. Auch Aaron Ramsey, Shkodran Mustafi, Arsène Wenger oder Unai Emery bekamen bereits ihr Fett weg. Aber woher kommt diese feindselige Haltung?



Für neutrale Fans galt Arsenal London europaweit immer als sehr sympathischer Verein. Mit Arsène Wenger stand jahrelang eine Kultfigur an der Spitze und der Vereinsführung gelang es vorne mitzuspielen, ohne das ganz grosse Geld auszugeben.

Aber diese Zeiten sind vorbei. In den letzten fünf Jahren gaben die «Gunners» mehr Geld aus als die Konkurrenz aus Tottenham, Chelsea und Liverpool zusammen. Einzig die Klubs aus Manchester investierten mehr als die fast 400 Millionen, die Wenger und Emery seit 2014/15 für neue Spieler ausgaben. Das schmerzt die Fans, die sich von solchen Klubs eigentlich distanzieren wollen.

Auch den Jugendfaktor, mit dem man sich in Nordlondon so lange rühmte, kann man Arsenal nicht mehr wirklich gutschreiben. Die Startaufstellung gegen Crystal Palace wies ein Durchschnittsalter von 26,18 Jahren auf. Gebracht hat alles nicht viel, das Warten auf den ersten Meistertitel seit 2004 geht weiter.

Arsène Wenger führte Arsenal im Jahr 2004 zum bis jetzt letzten Meistertitel.
Arsène Wenger führte Arsenal im Jahr 2004 zum bis jetzt letzten Meistertitel.
Bild: Getty

Ein drohender Identitätsverlust

Es sind nicht unterirdische Leistungen der Mannschaft, die das Fanlager spalten und die Stimmung auf den Siedepunkt bringen, es ist der Verein, dessen Identität mehr und mehr verloren geht. Die Fans werden dazu gezwungen, etwas zu unterstützen, dass sie jahrelang verabscheuten.

Überlegte Investitionen, junge Spieler und einen vereinsnahen Trainer – all das darf sich aktuell ausgerechnet Stadtrivale Chelsea auf die Flagge schreiben. Zum Vergleich: Im Spiel gegen Burnley setzte Klublegende Frank Lampard bei den «Blues» auf elf Akteure mit einem Durchschnittsalter von 25. Junge Talente wie Tammy Abraham oder Mason Mount werden im ganzen Land gefeiert – davon ist Arsenal weit entfernt.

Gleichzeitig musste man im «Emirates» mit anschauen, wie der Erzfeind aus Nordlondon, die Tottenham Hotspur, in der letztjährigen Champions League bis ins Finale vorstiess – etwas, das den «Gunners» selbst erst einmal in der Vereinsgeschichte gelang.

Der Frust ist enorm und das lange Warten auf den nächsten Meistertitel, verbunden mit dem aktuell fünften Rang in der Tabelle, sorgt für eine richtig giftige Stimmung. Mit Granit Xhakas Fähigkeiten als Fussballer hat das alles vielleicht gar nicht so viel zu tun.

Auch Adebayor wehrte sich

Xhaka ist auch nicht der erste Spieler, der sich gegen die Arsenal-Fans wehrt. Legendär ist bis heute Emmanuel Adebayors Torjubel vor dem Arsenal-Anhang im Etihad-Stadium, nachdem er London in Richtung Manchester verlassen hatte und dafür enorme Kritik einstecken musste.

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