DFB-Pokal 15 Jahre nach Schiedsrichter-Skandal: «Ihr spielt die 90 Minuten runter, ich mache den Rest»

wer

2.4.2019

Am Dienstagabend empfängt Paderborn den Hamburger SV im DFB-Pokal-Viertelfinal. Schon vor 15 Jahren spielten diese Teams im Cup gegeneinander. Die Partie sollte zu einem der grössten Skandale des deutschen Fussballs werden.

Der damalige Drittligist Paderborn gewann gegen den Bundesligisten sensationell mit 4:2. Grund dafür war nicht etwa die beherzte Leistung der Unterklassigen, vielmehr kümmerte sich der damals 25-jährige Schiedsrichter Robert Hoyzer um den Ausgang der Partie.

Er pfiff zwei fragwürdige Elfmeter und schickte mit Emile Mpenza den besten Hamburger grundlos vom Platz. Der damalige HSV-Trainer Klaus Toppmöller sprach seinen schlimmen Verdacht unmittelbar nach dem Spiel aus, wofür er «auf die Fresse gekriegt» habe, wie er später sagte. «Beim DFB wollte zunächst niemand hören, dass das Spiel manipuliert war. Mir wurde regelrecht gedroht, mich zurückzuhalten», so Toppmöller.

«Eine solche Enttäuschung geht nie wieder aus dem Kopf»

15 Jahre später sagt Toppmöller, der nur sieben Wochen nach dem Pokal-Aus entlassen wurde und danach vor seinem Rücktritt als Trainer nur noch zwei Jahre als Nationalcoach Georgiens beschäftigt war, zur «Deutschen Presseagentur»: «Für mich ist damals eine Welt zusammengebrochen. Ich wollte mit Fussball in Deutschland nichts mehr zu tun haben.»

Er habe schon nach wenigen Minuten gemerkt, dass die Partie «gesteuert» werde. «So etwas spürt man. Ich habe das nie wieder vorher und nie wieder nachher bei einem Spiel gedacht. Aber damals wurde jede Aktion bewusst gegen uns gepfiffen. Das war unglaublich.» Und er ergänzt: «Eine solche Enttäuschung geht nie wieder aus dem Kopf.»



«Man will das nicht wahrhaben»

Auch die Spieler des HSV zweifelten schnell. «Es wurde schon zur Pause gemunkelt, dass etwas nicht stimmt», sagt Innenverteidiger Bastian Reinhardt Jahre später in einem Interview von «Spiegel TV». «Irgendetwas läuft hier, irgendetwas ist hier komisch», meinte Reinhardt. «Aber man will das einfach nicht wahrhaben.»

In einem Beitrag der «Sportschau» sagt sein Teamkollege Christian Rahn: «Wir haben anscheinend schon vor dem Anpfiff verloren.» Rahn berichtet zudem von aufgeschnappten Wortfetzen, die Hoyzer gegenüber den Paderborn-Spielern geäussert haben soll: «Ihr spielt die 90 Minuten einfach runter, ich mache den Rest.»

Scheint eine Vorahnung zu haben: Hamburgs Sergej Barbarez diskutiert mit Robert Hoyzer.
Scheint eine Vorahnung zu haben: Hamburgs Sergej Barbarez diskutiert mit Robert Hoyzer.
Bild: Keystone

67'000 Euro und ein Flachbildschirm

Ende August 2004 versanden erste Untersuchungen, welche die manipulierte Partie betreffen, im Sand. Erst im Januar 2005 führen neue Erkenntnisse über Ungereimtheiten in Zusammenhang mit von Hoyzer gepfiffenen Partien zu neuen Einvernahmen. Dann geht alles schnell: Am 21. Januar wird Hoyzer vom DFB vernommen. Am 27. Januar gesteht er die Manipulation. Auch die Drahtzieher werden in der Folge verhaftet. 67'000 Euro und einen Fernseher hat Hoyzer für sein «Verpfeifen» erhalten – und dafür seine Karriere geopfert.

Legte im «Suisse-Pulli» das Geständnis ab: Robert Hoyzer.
Legte im «Suisse-Pulli» das Geständnis ab: Robert Hoyzer.
Bild: Keystone

Der inzwischen 39-Jährige wurde 2005 vom Deutschen Fussballbund lebenslang gesperrt und zu einer Busse von 126’000 Euro verdonnert. Im April 2011 wurde diese Sperre teilweise aufgehoben. Hoyzer durfte fortan im Amateurbereich wieder als Spieler agieren, als Schiedsrichter bleibt er aber auf allen Stufen gesperrt.

Öffentlich hat er sich nie mehr zu den Vorkommnissen geäussert – auch hat er sich weder beim HSV noch bei Toppmöller für sein Verfehlen entschuldigt. Zuletzt hatte er Posten als Technischer Direktor beim Berliner AK und dann bei Viktoria Berlin inne. Seit Sommer 2017 ist er vereinslos. Recherchen zufolge arbeitet Hoyzer seit März 2018 bei der Idealo Internet GmbH in Berlin, im Team Lead Sales & Accounting.

Zurück zur StartseiteZurück zum Sport