Ironie des Schicksals Ironie des Schicksals: Jagt Mourinho seinen Nachfolger aus dem Amt?

Von Patrick Lämmle

4.12.2019

Am Mittwochabend empfängt Manchester United die Tottenham Hotspur – kein Spiel wie jedes andere. Besonders die beiden Trainer stehen im Fokus.

In der vergangenen Saison erreicht Tottenham sensationell das Finale der Champions League (0:2 gegen Liverpool) und sichert sich trotz verkorksten letzten Wochen den vierten Platz in der Liga und die damit verbundene Qualifikation für die Königsklasse 2019/20. Weil der Start in die laufende Saison gründlich misslingt, zieht der Verein am 19. November die Reissleine und entlässt Trainer Mauricio Pochettino. Der bei den Spielern äusserst beliebte Argentinier war fünfeinhalb Jahre im Amt.


Teleclub zeigt die Partie live (französicher Kommentar)


Sein Nachfolger, José Mourinho, hat seine ersten drei Spiele als Spurs-Coach allesamt gewonnen. Nun kehrt der vor ziemlich genau einem Jahr bei Manchester United abgesägte Portugiese als Tottenham-Coach ins Old Trafford zurück. Ironie des Schicksals: Holt er an seiner alten Arbeitsstätte drei Punkte, so könnte dies seinem Nachfolger Ole Gunnar Solskjaer den Job kosten. Denn die Bilanz des Norwegers ist nach seinem Traumeinstand (elf der ersten zwölf Spiele hat er gewonnen) erschreckend schwach und kann den Ansprüchen der Red Devils nicht genügen. Mehr dazu später.

Mourinho: «Ich bin Tottenham»

Mourinho war zweieinhalb Jahre Coach von ManUtd und hat in dieser Zeit drei Titel gewonnen (Supercup, Ligapokal und Europa League). Auch der Punkteschnitt von 1,97 pro Spiel lässt sich (rückblickend) sehen. An der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen seinen Ex-Verein sagt er: «Ins Old Trafford zurückzukehren bedeutet, an einen Ort zurückzukehren, an dem ich glücklich war.» Er habe ein tolles Verhältnis zu den Manchester-United-Fans und habe viele Nachrichten von Freunden aus Manchester erhalten. Vor dem Match wolle er sich mit ihnen treffen und etwas trinken gehen. Doch primär will er in Manchester den nächsten Dreier einfahren: «Manchester United ist fast ein Jahr her. Ich bin Tottenham.»

Auch die auf die «Schock»-Entlassung Pochettinos enttäuscht reagierenden Tottenham-Stars scheinen ihren neuen Trainer bereits ins Herz geschlossen zu haben. So sagt etwa Heung-Min Son, mit neun Toren und acht Assists in 18 Spielen die herausragende Figur, auf Mourinho angesprochen: «Er ist sehr nett, er lacht und macht Witze mit den Spielern. Das mag ich natürlich.» Die Ergebnisse hätten die Stimmung zum Positiven verändert. Und: «Wir wollen für Mourinho und uns das beste Ergebnis dort holen. Wenn wir nach dem Spiel zu den Fans gehen, wollen wir lachen.»

Solskjaer über Entlassungs-Gerüchte: «Eklatante Lügen»

Witze machen und nett sein mit den Spielern, das würde natürlich auch ManUtd-Coach Solskjaer gerne. Doch nach 14 Runden im zehnten Rang klassiert, ist ihm das Lachen wohl bereits vergangen. Mit einem Sieg könnten die «Red Devils» immerhin an Tottenham vorbeiziehen und im wenig realistisch erscheinenden Idealfall bis auf Platz fünf vorstossen. Gelingt das nicht, so wird spekuliert, könnte dies den Norweger den Job kosten. Er selbst wischt die Gerüchte allerdings als haltlos vom Tisch: «Es sind einfach nur frei erfundene eklatante Lügen.»

In seinen 19 Spielen als Interimstrainer konnte Solskjaer noch einen Punkteschnitt von 2,32 vorweisen, als Festangestellter ist dieser auf 1,35 abgesackt. Tief drinnen wird auch der 46-Jährige wissen, dass es höchste Zeit ist, Resultate zu liefern. Denn die einzige «Wahrheit» im Fussball ist und bleibt der Totomat.

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