Revierderby BVB – Schalke: Hundebisse ins Hinterteil, irre Comebacks und Schweizer Helden

Von Patrick Lämmle

24.10.2020

Dortmund gegen Schalke, das Revierderby, auch «Mutter aller Derbys» genannt, elektrisiert seit jeher die Massen. «Bluewin» blickt vor dem Duell am Samstag zurück auf einige der grössten Momente.

Wenn Dortmund und Schalke aufeinandertreffen, dann herrscht Ausnahmezustand im Ruhrpott. Alleine in der Bundesliga sind die beiden Erzrivalen seit 1963 schon 96 Mal aufeinander getroffen. Dortmund ging 34 Mal als Sieger vom Platz, 32 Mal als Verlierer und 30 Mal wurden die Punkte geteilt.



Prognosen sind meist sinnlos, denn der Blick auf die Tabelle ist ein schlechter Indikator. Das Revierderby steht für sich. Es ist immer alles möglich. Ob das auch diesen Samstag so sein wird, wenn vor leeren Rängen gespielt wird, das wird sich zeigen. Das letzte Aufeinandertreffen im Mai, das ebenfalls ohne Zuschauer stattfand, lässt jedenfalls auf viele Tore hoffen – Dortmund gewann damals mit 4:0. «blue Sport» blickt auf sechs unvergessene Revierderbys zurück.

6. September 1969: Hundebiss ins Hinterteil

Schalke geht bei Dortmund noch in der ersten Halbzeit 1:0 in Führung, da stürmen zahlreiche freudentrunkene Gäste-Fans den Rasen und sorgen für eine chaotische Situation. Ordner schreiten mit ihren Deutschen Schäferhunden ein – und die beissen zu. Opfer der Beissattacken werden auch zwei Schalker Spieler, die inzwischen verstorbenen Friedel Rausch (Po) und Gerd Neuser (Kniekehle). Für Letzteren war die skandalöse Partie, die 1:1 enden sollte, gelaufen. Rausch spielt nach einer Tetanusimpfung weiter. Auf die Frage, was passiert wäre, wenn der Hund ihn von vorne gebissen hätte, sagte er Jahre später im «Aktuellen Sportstudio»: «Dann hätte er sich die Zähne ausgebissen!» Die Narbe am Po sei «ein Andenken für immer», denn sie ist nie ganz verschwunden.

Diese Szenen entgingen natürlich auch Kiko und Florian Künzi in der Sendung «Ein Ball für Zwei» nicht (siehe Video oben).

19. Dezember 1997: Das Goaliegoal von Jens Lehmann

Der mit nach vorne gestürmte Schalke-Torhüter Jens Lehmann trifft nach einer Ecke, die es nicht hätte geben dürfen, in der Nachspielzeit per Kopf zum Ausgleich. Es ist das erste Tor eines Torhüters in der Bundesliga aus dem Spiel heraus. Einige Jahre später begeht Lehmann Hochverrat und heuert bei Dortmund an.

12. Mai 2007: Der süsseste Derby-Sieg – auch dank Alex Frei

Dortmund spielt eine Saison zum Vergessen. Als am zweitletzten Spieltag Leader Schalke zu Gast ist, steht bereits fest, dass der BVB das europäische Geschäft verpassen wird. Bleibt nur noch ein Ziel: Schalke die Meisterschaft zu versauen – und genau so sollte es kommen. Dank Treffern von Alex Frei und Ebi Smolarek gewinnt Dortmund 2:0, Stuttgart löst vor dem letzten Spieltag Schalke als Leader ab. Eine Woche später dürfen die beiden Schweizer Marco Streller und Ludovic Magnin den Meisterpokal in die Höhe stemmen – Schalke wird Vizemeister.



13. September 2008: Schiedsrichter «schenkt» Frei zwei Tore

Schiedsrichter Lutz Wagner soll sich nach dem Schlusspfiff in der Umkleidekabine die komplette Partie noch einmal angeschaut haben, denn er wird sich kritischen Fragen stellen müssen. Was ist passiert? Schalke führt 3:0, da gleitet dem Unparteiischen das Spiel aus der Hand. Christian Pander und Fabian Ernst fliegen vom Platz, das 2:3 von Alex Frei ist ein Abseitstor und den Handelfmeter, den der zur Pause eingewechselte Derby-Schreck Frei (das 2:3 bereitete er vor) zum 3:3-Endstand verwandelt, hätte es nicht geben dürfen.

Frei hatte in seiner Karriere fünf Mal gegen Schalke gespielt, dabei hat er vier Tore erzielt und drei weitere vorbereitet. Nur bei seinem letzten Auftritt konnte er sich nicht in die Skorerliste eintragen lassen. Persönlich lag ihm der Gegner, doch aus den fünf Spielen resultierte bei zwei Niederlagen und zwei Remis nur ein Sieg.

Haben gut lachen: Doppeltorschütze Alex Frei und Teamkollege Mats Hummels.
Haben gut lachen: Doppeltorschütze Alex Frei und Teamkollege Mats Hummels.
Bild: Getty

25. November 2017: Das grösste Comeback der Derby-Geschichte

Nach 25 Minuten steht es 4:0 für Dortmund, die Fans träumen schon von einer historischen Demütigung des Erzrivalen. Doch nach dem ersten Gegentor in der 61. Minute bricht der BVB in seine Einzelteile auseinander. Nach zwei weiteren Gegentreffern (65. und 86.) kommt es, wie es kommen muss. In der 95. Minute wuchtet Naldo die Kugel nach einer perfekt getretenen Ecke per Kopf unhaltbar in die Maschen, der Ausgleich ist Tatsache. Viele Medien schreiben später vom «Jahrhundertderby».

27. April 2019: Embolo versetzt Dortmund den K.-o.-Schlag

Beim irren 4:4 sass Embolo auf der Bank, drei weitere Duelle verpasste der damalige Schalke-Angreifer verletzt, ein weiteres Mal stand er nicht im Aufgebot. Doch vor gut eineinhalb Jahren schlägt in einem neuerlich verrückten Derby seine Stunde. Embolo holt den Elfmeter zum 1:1 heraus und kurz vor Schluss macht er mit dem Treffer zum 4:2 den Deckel drauf. Dazwischen fliegen zwei Dortmunder vom Platz und dennoch wird es noch einmal spannend – Akanji leitet in doppelter Unterzahl den Anschlusstreffer zum 2:3 ein. Der bedauernswerte Roman Bürki ist bei allen Treffern machtlos.

Für Dortmund war es aber weit mehr als «nur» eine Derbyniederlage, denn vor diesem viertletzten Spieltag lag der BVB nur einen Punkt hinter Leader Bayern München, die tags darauf ihrerseits nur 1:1 spielten. Für Schalke war es dagegen ein wichtiger Sieg im Kampf gegen den Abstieg.


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