Kommentar Ist der wichtigste Spieler nicht da, fehlen der Nati die Ideen

Von Jan Arnet

16.10.2019

Xherdan Shaqiri hat in der EM-Qualifikation noch keine Minute gespielt.
Xherdan Shaqiri hat in der EM-Qualifikation noch keine Minute gespielt.
Bild: Keystone

Xherdan Shaqiri eckt durch seine Art und sein Verhalten öfters an. Aber auch Kritiker müssen einsehen, dass ohne ihn die Nati keine Chance hat, mit den besten Teams Europas mitzuhalten. Ein Kommentar.

Nach dem 2:0 gegen Irland ist die Schweizer Nati wieder auf EM-Kurs. Vier Punkte in den letzten beiden Spielen gegen die Underdogs Georgien und Gibraltar reichen, um zum vierten Mal in Folge die Qualifikation für ein grosses Turnier zu packen. Trotzdem war die Quali bis jetzt für die Nati alles andere als ein Selbstläufer. Wäre das Spiel gegen Irland am Dienstag verloren gegangen, hätte die Schweiz sogar keine Chance mehr auf die direkte Qualifikation gehabt (vorausgesetzt, Dänemark schlägt das noch punktlose Gibraltar).

Dass sich die Nati bis anhin in dieser vermeintlich schwachen Gruppe schwergetan hat, hat einerseits mit der fehlenden Konzentration über 90 Minuten zu tun – fünf Punkte hat die Mannschaft von Vladimir Petkovic wegen Gegentoren in der Schlussphase verloren. Andererseits waren aber auch die gezeigten Leistungen einfach nicht gut genug, um gegen Dänemark, Irland und Co. durchzumarschieren. Und das lag vor allem an einer Personalie: Xherdan Shaqiri.

Der 28-Jährige hat in den sechs Quali-Spielen nämlich keine einzige Minute gespielt. Zu Beginn und zuletzt fehlte Shaqiri verletzt, im September zog er es vor, während der Nati-Pause in Liverpool zu bleiben, um da für mehr Einsatzzeit zu kämpfen. Dass das Spiel der Nati ohne den Zauberwürfel nicht das gleiche ist wie mit ihm, hat die Partie gegen Irland einmal mehr aufgezeigt. Gegen einen schwachen Gegner waren die Schweizer zwar über weite Strecken dominant, in der Offensive fehlten aber die Ideen. Shaqiris Kreativität wurde zum wiederholten Mal schmerzlich vermisst.



Gute Chancen konnte sich die Nati am Dienstag eigentlich erst in den Schlussminuten herausspielen, als die Iren alles nach vorne warfen. So brauchte es auch einen Distanzschuss von Seferovic, um das irische Abwehrbollwerk zu knacken. Schon während der gesamten Quali fehlt es der Nati an offensiver Durchschlagskraft. Selbst beim 3:3 gegen Dänemark kamen die Tore mehr durch Zufall und Glück als durch schön herausgespielte Spielzüge zustande. Kurzum: Überraschungsmomente sind rar im Schweizer Spiel. Es scheint keinen zweiten Spieler im Petkovic-Team zu geben, der den perfekten Schnittstellenpass beherrscht wie Shaqiri. 

Für die direkte EM-Qualifikation dürfte es auch ohne Shaqiri reichen. Gegen Georgien und Gibraltar wird die Schweiz im November die nötigen Punkte auch einfahren, wenn Shaqiri abermals nicht dabei ist. Einige Fans würden sich Shaqiris Absenz wohl sogar wünschen, weil sie mit der Einstellung des Linksfusses unzufrieden sind. Doch spätestens im Juni 2020, wenn die Fans mal wieder von einem Exploit der Nati träumen, wird jeder froh sein, dass Shaqiri dem Schweizer Spiel wieder das (ein-)bringen kann, was ihm in den letzten Monaten gefehlt hat.


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