Italienischer Ex-Internationaler «Mein Vater tötete meine Mutter mit einer Axt»

SB10

30.9.2024

Andrea Carnevale ist immer noch im Fussball tätig und arbeitet bei Udinese. 
Andrea Carnevale ist immer noch im Fussball tätig und arbeitet bei Udinese. 
IMAGO/Insidefoto

Der frühere italienische Internationale Andrea Carnevale schildert den schrecklichen Mord an seiner Mutter. Der Täter: Der Vater.

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  • Andrea Carnevale spielte einst bei Napoli mit Diego Maradona und feierte einige Erfolge.
  • Inzwischen ist der 63-Jährige seit über zehn Jahren Chef-Scout beim Serie-A-Klub Udinese.
  • Im Zusammenhang mit einer schrecklichen Tat in Sardinien sprach Carnevale über seine eigenen Erlebnisse, die ebenfalls erschütternd sind.
  • Jahrelang habe sein Vater die Mutter vor den Kindern, Carnevale hat sechs Geschwistern, geschlagen. Das habe er der Polizei mehrfach gemeldet, doch die hätten ihn abgewimmelt. Solange sie kein Blut sehen würden, könnten sie nichts machen.
  • Als er 14 Jahre alt war, tötete sein Vater die Mutter dann mit einer Axt. Groll hege er heute deswegen nicht mehr. Sein Vater sei ein kranker Mann gewesen, der nicht therapiert worden sei. Später nahm er sich im Gefängnis das Leben.

In Italien kommt es immer wieder zu häuslicher Gewalt, die leider auch in Todesfällen endet. Erst kürzlich tötete in Nuoro (Sardinien) ein Mann seine Frau und zwei Kinder, erschoss seine Mutter und einen Nachbarn und nahm sich dann das Leben. Ein ähnliches Horrorszenario erlebte auch Andrea Carnevale. 

Der 63-Jährige spielte einst mit Diego Maradona bei Napoli. Mit den Süditalienern feierte er auch seine grössten Erfolge (zweimal Meister, einmal Pokalsieger sowie Uefa-Cup-Sieger).

Bei der Heim-WM 1990 schien er als Sturmpartner von Gianluca Vialli im Angriff der Squadra Azzurra gesetzt zu sein, doch der jüngst verstorbene Salvatore Schillaci lief ihm intern den Rang ab. Inzwischen ist Carnevale seit über zehn Jahren Chef-Scout beim Serie-A-Klub Udinese. Im Zusammenhang mit dem Femizid in Nuoro sprach Carnevale über seine eigenen Erlebnisse.

Tragödie mit Ansage

Seine tragische Geschichte hätte sich abgezeichnet, erinnert er sich in einem Bericht von «La Stampa» (via fanpage.it). «Mein Vater, der nach einem Jahr in Deutschland – wo er bei der Eisenbahn arbeitete – nach Hause zurückgekehrt war, wurde immer merkwürdiger und verwirrter. Er schlug dann unsere Mutter vor unseren Augen, auch wenn wir abends zusammen assen. Er konnte das jederzeit tun.»

«Ich bin mehrmals zu den Carabinieri gegangen, um mir sagen zu lassen, dass sie nichts tun könnten, wenn sie das Blut nicht sähen. Zu Hause herrschte immer ein Klima der Angst, denn von einem Moment auf den anderen wurde er gewalttätig, vor allem gegenüber meiner Mutter, die unter diesen Wutausbrüchen litt. Jahrelang musste meine Mutter vor unseren Augen Ohrfeigen und Schläge einstecken», berichtet Carnevale.

Er sei damals noch ein kleiner Junge gewesen, zudem sei das Bewusstsein für häusliche Gewalt in seinem Umfeld in einem kleinen Dorf praktisch nicht vorhanden gewesen. «Alles wurde ein bisschen versteckt gehalten. Meine Mutter war eine anständige Frau, aber mein Vater war auf die Idee fixiert, dass sie ihn betrügt – ein Wahnsinn, der bis heute anhält. Aber der Polizeichef in der Kaserne sagte, dass er nicht eingreifen könne, solange er kein Blut gesehen habe.»

Am 25. September 1975 kam es dann zur Tragödie: Sein Vater Gaetano tötete seine Mutter Filomena – die neben dem damals 14-jährigen Andrea noch sechs weitere Kinder hatte. «Eines Morgens wachte mein Vater auf, nahm die Axt und ging los, um meine Mutter zu töten, während sie am Fluss in der Nähe des Hauses Wäsche wusch», so Carnevale gegenüber La Stampa.

«Eine meiner Schwestern war dabei, ich spielte in der Nähe Fussball. Ich hob das Gehirn meiner Mutter aus dem Fluss auf und brachte es in die Kaserne: ‹Haben Sie gesehen, was jetzt passierte?›, sagte ich dem Polizeichef. «Wie oft bin ich schon hierhergekommen – jetzt sehen Sie das Blut». Heute jedoch hege er aber gegen niemanden mehr einen Groll, sein Vater sei ein kranker Mann gewesen, der nicht behandelt worden sei. Später beging sein Vater in einem Gefängnis Selbstmord.

Andrea Carnevale lief insgesamt zehnmal für die italienische Nationalmannschaft auf.
Andrea Carnevale lief insgesamt zehnmal für die italienische Nationalmannschaft auf.
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