Nach dem Abgang von Christian Gross bei Schalke 04 tritt die deutsche «Bild» mit neuen Vorwürfen gegen den Schweizer Trainer nach. So sollen katastrophale Trainingsmethoden, falsche Analysen und das schlechte Namensgedächtnis zum Spieleraufstand geführt haben.
Wie die «SportBild» Ende Februar berichtete, kam es unter Christian Gross beim FC Schalke 04 zu einem Spieleraufstand. Demnach hätten sich Klaas-Jan Huntelaar, Sead Kolasinac und Shkodran Mustafi – allesamt Transfers, die nach der Ankunft von Gross getätigt wurden – beim mittlerweile ebenfalls entlassenen Sport-Vorstand Jochen Schneider über den Schweizer Trainer beschwert.
Schalke zögerte nicht lange und dementierte diese Gerüchte öffentlich. Trotzdem wurde der ehemalige GC-, YB- und Basel-Trainer kurz darauf freigestellt. Nun geht die «Bild» mit ihren Aussagen etwas mehr ins Detail. Am Mittwoch schreibt die Zeitung, dass vor allem «katastrophale Trainingsmethoden» zu Unruhe innerhalb der Mannschaft führten, und nennt zwei Beispiele.
Um das Passspiel auf engem Raum zu üben, habe Gross auf vier kleine Tore im Quadrat spielen lassen, dabei aber das Spielfeld so gross abgesteckt, dass enge Räume überhaupt gar nicht zustande kamen. Für weitere Zweifel an den Fähigkeiten des Zürchers hätten die Analysen der Gegner geführt. So habe Gross zwar spezifisch das Anlaufen seines Teams einstudieren lassen, dieses sei in der Partie dann aber gar nicht zum Tragen gekommen, weil der Gegner völlig anders spielen liess, als sich der Schweizer das vorgestellt hatte. Das ging so weit, dass die Spieler gegen Ende des Gross-Regimes taktische Dinge untereinander absprachen.
Falsche Namen und weinende Spieler
Bis zum Schluss sei zudem das schlechte Namensgedächtnis ein Problem gewesen. Wie die «Bild» wissen will, nahm sich Gross vor der 0:3-Pleite gegen Leipzig einen Co-Trainer zur Seite, um ihn zu fragen, ob er die Namen richtig ausspreche. Darüber hinaus fehlt bei Schalke offenbar auch der Zusammenhalt. Gemeinsame Aktivitäten suche man beim Tabellenletzten der Bundesliga vergebens. Spieler wie Ozan Kabak seien nach Spielen vor lauter Belastung weinend in der Kabine gesessen.
Gross selbst wusste nichts von einer Spieler-Revolte. «Ich habe mich mit Jochen Schneider unterhalten – er sagte mir explizit, bei ihm sei kein Spieler gewesen», so der 66-Jährige, der sich erhoffte, bei Problemen die direkte Anlaufstation der Spieler zu sein. «Verrückt ist: Ich lernte als Spieler bei Bochum, mit den Menschen offen zu sein. Mit ihnen direkt zu sprechen, wenn ein Problem da ist, und es dann auszudiskutieren. Dass dies dann nun mutmasslich ausgerechnet auf Schalke nicht der Fall war, das ist schade.»
Neu steht in Gelsenkirchen Dimitrios Grammozis an der Seitenlinie. Er ist bereits der fünfte Trainer der Königsblauen seit Beginn der laufenden Meisterschaft. Den Abstieg dürfte auch der Gross-Nachfolger kaum noch verhindern können. Schalke fehlen elf Partien vor Ende der Saison satte neun Punkte auf den Relegationsplatz.