Rassismus Liverpool-Legende: «Wäre Klopp schwarz, hätte man ihn entlassen»

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13.11.2020

John Barnes (links) meint, dass Jürgen Klopp «unter anderen Umständen» seinen Job als Liverpool-Trainer längst verloren hätte.
John Barnes (links) meint, dass Jürgen Klopp «unter anderen Umständen» seinen Job als Liverpool-Trainer längst verloren hätte.
Bilder: Getty

Der frühere Liverpool-Profi John Barnes lässt mit einer Aussage über Jürgen Klopp aufhorchen. Laut Barnes wäre Klopp mit einer anderen Hautfarbe bei den «Reds» längst entlassen worden.

Jürgen Klopp ist in Liverpool bereits zu einer lebenden Legende geworden. Er war es, der den englischen Traditionsverein nach 30 Jahren ohne Meistertitel im Sommer endlich erlöste und den «Reds» den ersten Premier-League-Titel überhaupt bescherte. Und das, nachdem der Deutsche den Klub im Vorjahr zum Triumph in der Champions League geführt hatte.

Doch Klopp und der FC Liverpool – das war nicht von Beginn an eine Erfolgsgeschichte. Die erste Saison nach Klopps Amtsantritt im Oktober 2015 beendeten die «Reds» auf dem enttäuschenden 8. Platz und auch im zweiten Jahr blieb Liverpool mit Rang 4 und einer weiteren titellosen Saison unter den Erwartungen.

Für Liverpool-Legende John Barnes ist klar: «Unter anderen Umständen hätte er seinen Job verloren. Wenn Klopp schwarz wäre, wäre er in den ersten zwei Jahren entlassen worden.» Barnes, der zwischen 1987 und 1997 über 400 Spiele für Liverpool absolvierte, spricht mit «Playojo» über das Thema Rassismus im Fussball. Er ist überzeugt, dass auch in der Premier League Diskriminierung zum Alltag gehört.

Schliesslich gebe es im englischen Fussball-Oberhaus auch keine dunkelhäutigen Trainer. «Doch dieses Problem ist viel weitläufiger. Wie viele schwarze Manager gibt es in den höheren Rängen einer Branche? Warum also sollte es im Fussball anders sein?», fragt Barnes rhetorisch. 

Wahrnehmung der Leute muss sich ändern

Der 79-fache englische Nationalspieler meint, man müsse die Wahrnehmung von Dunkelhäutigen in der Gesellschaft ändern. «Strukturen und Gesetze kann man nicht ändern, man muss die Wahrnehmung ändern», so Barnes. 

Was er damit meint: Es werde immer Wege geben, um Strukturen zu umgehen. Barnes liefert seine Erklärung mit dem Beispiel der «Rooney-Regel», die seit 2003 in der NFL existiert. Da müssen die Teams sich im Auswahlprozess für eine Coaching-Position mit mindestens einem Vertreter einer ethnischen Minderheit befassen.

«17 Jahre danach. Wie viele schwarze Trainer gibt es in der NFL? Drei», bilanziert der frühere Mittelfeldspieler der «Reds». «Man kann also Strukturen einrichten, aber es wird sich nichts ändern, solange sich die Wahrnehmung der Leute nicht ändert.»


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